»Wir müssen den Boden bereiten für den Tag nach der Wahl« |
Cornelia Dölger |
11.11.2024 10:30 Uhr |
Rochell streifte auch die geplante und nun ausfallende Dynamisierung des fixen Honorars sowie die schrittweise Senkung des variablen Honoraranteils von drei auf zwei Prozent. Die Senkung der Marge hätte das Hochpreiser-Problem weiter verschärft, weil deren Finanzierung immer unwirtschaftlicher geworden wäre, so der AVWL-Chef.
Ob mit dem Streichen der Dynamisierung des Fixums, bei der Apotheken und Kassen ab 2027 regelmäßig über Anpassungen hätten verhandeln sollen, eine Chance oder ein Risiko wegfällt, mochte Rochell nicht bewerten. Zwar berge die Verhandlungslösung wegen des Machtgefälles zwischen Apotheken und Kassen ein gewisses Risiko, andererseits sei aber auch die Hoffnung berechtigt, darüber »dauerhaft etwas vom Kuchen abzubekommen«.
In einem kurzen Rückblick auf den zurückliegenden Apothekertag (DAT) in München ging Rochell auf einen Ad-hoc-Antrag ein, der fordert, die Verbindlichkeit der DAT-Anträge zu erhalten. Diese soll laut einer Satzungsänderung aufgehoben werden, was in München zu Diskussionen und eben dem Ad-hoc-Antrag führte.
Rochell verteidigte die Änderung; mit dem Schritt werde die Hauptversammlung nicht geschwächt, sondern bleibe weiterhin ein Instrument der Einbindung in die politische Willensbildung. Eine Verbindlichkeit wie bisher sei hingegen praxisfern, weil politische Entwicklungen die Beschlüsse »quasi überrollen« könnten. Die neue Regelung verpflichte die ABDA, die Beschlüsse »sachgerecht zu berücksichtigen«.
Dagegen gab es in München viel Gegenwind. Zweifellos gebe es also noch viel Gesprächsbedarf, so Rochell. Er sei gespannt, wohin die Reise noch gehe. Dazu könnten womöglich auch ganz neue Strukturen für die Hauptversammlung gehören, so Rochell, ohne Details zu nennen.
Nach dem politischen Rück- und Ausblick standen Ehrungen auf der Tagesordnung. Zum Ehrenvorsitzenden wurde Rochells Amtsvorgänger, der ehemalige AVWL-Vorsitzende Klaus Michels, ernannt. Rochell überreichte Michels, der dem Verband von 2007 bis 2021 vorstand, für dessen langjähriges und prägendes Engagement die höchste Auszeichnung des AVWL, die Rudolph-Brandes-Medaille. Zu den »Meilensteinen« in Michels’ Laufbahn habe der Bau der neuen PTA-Schule in Mecklenbeck gehört, die erst vor Kurzem in Betrieb genommen wurde.
Für sein fast 40-jähriges Engagement im AVWL wurde Friedrich Prinz geehrt, der gemeinsam mit seiner Frau Monika die Kunibertus-Apotheke in Hünsborn/Wenden gründete und über Jahrzehnte leitete. Inzwischen ist das Ehepaar Prinz im Ruhestand, die Apotheke geschlossen – aber: »Apotheker bleibt man eben für immer«, wie Rochell sagte. Prinz versprach, dem Verband auch weiterhin treu zu bleiben.
Als »unseren ethischen Kompass« bezeichnete Rochell die Tecklenburger Apothekerin Elke Balkau, die dem AVWL-Vorstand von 1999 bis 2023 angehörte. Für ihr Engagement überreichte Rochell ihr den AVWL-Silberteller. »Du hast nie vergessen, was in unserem Beruf wirklich zählt.«
Der ehemalige AVWL-Vorstandsvorsitzende Klaus Michels (rechts) erhielt die höchste Auszeichnung des Verbands. Für ihr Engagement im Verband geehrt wurden auch Friedrich Prinz (links) und Elke Balkau. / © AVWL