»Wir hoffen auf eine konstruktive Diskussion« |
Christina Hohmann-Jeddi |
09.09.2022 14:15 Uhr |
Matthias Zink, Vorstandsmitglied der Landesapothekerkammer Thüringen, ist Mitinitiator der AG nachhaltige Apotheke. / Foto: Lena Brötzmann
PZ: Seit Juni 2021 hat die Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) eine spezielle Arbeitsgruppe zum Thema Nachhaltige Apotheke. Was war der Anlass für diese Gründung?
Zink: Seit April 2021 arbeite ich bei den »Pharmacists for Future« mit, eine Initiative des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. In der dortigen AG Nachhaltige Apotheke gab es die Idee, einen Leitfaden für Apotheken zu entwickeln, um die Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten in einzelnen Offizinen zu erleichtern. Die LAKT hat bereits Leitfäden für das Praktische Jahr und die Famulatur entwickelt. Daher entstand die Idee, zur Entwicklung eines ähnlichen Leitfadens zur Nachhaltigkeit eine AG in der LAKT zu gründen. Für dieses Projekt haben wir vom LAKT-Vorstand über den Kammer-Newsletter um Unterstützung geworben und einige Kolleginnen und Kollegen direkt angesprochen. Insgesamt sind wir acht Mitglieder, die hauptsächlich in öffentlichen Apotheken tätig sind.
PZ: Wie soll der Leitfaden aussehen und wie weit sind Sie mit der Arbeit?
Zink: Er soll eine Art Checkliste für Apotheken sein, mit deren Hilfe man für die eigene Offizin verschiedene Aspekte und Abläufe auf ihre Nachhaltigkeit hin überprüfen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen kann. Als einfaches Beispiel könnte man hier das Druckerpapier nennen, bei dem gebleichtes durch Recyclingpapier ersetzt werden könnte. Aber auch die Frequenz von Botengängen und das verwendete Transportmittel können geprüft werden. Insgesamt haben wir eine Liste mit etwa 100 Punkten erarbeitet. Derzeit pausiert die Arbeit aber, weil ein wichtiges Thema anstand: der Deutsche Apothekertag.
PZ: Der DAT findet vom 14. bis 16. September in München unter dem – von der Kammer Westfalen Lippe und der LAKT vorgeschlagenen – Motto »Klimawandel, Pharmazie und Gesundheit« statt. Was erwarten Sie sich vom diesjährigen Apothekertag?
Zink: Unsere ersten Wünsche sind bereits erfüllt. Im ABDA-Rundschreiben durften wir einen Blick auf die eingereichten Anträge werfen. Es fällt sofort auf, dass das Thema »Klimaschutz und Nachhaltigkeit« ein neuer und eigener Themenblock für den Apothekertag und mit 18 Anträgen gut gefüllt ist. Dieser Themenblock ist zudem der erste, der bearbeitet wird. Wir denken, dass so mehr Zeit für die Diskussion zur Verfügung ist als in späteren Themenblöcken. Insgesamt hoffen wir auf eine konstruktive Diskussion vor Ort. Wir wollen ja auch nicht blind nach vorne preschen mit unseren Anträgen, sondern diese bewusst abwägen und überlegt darüber entscheiden.
PZ: Insgesamt zehn Anträge gehen auf die LAK Thüringen zurück oder wurden von ihr mitinitiiert. Darin werden etwa eine Reduktion des Verpackungsmülls, das Verbot von Add-ons auf Apothekenware, verpflichtende Angaben zur Ökotoxikologie von Arzneimitteln sowie deren Aufnahme in die ABDA-Datenbank gefordert. Welche sind Ihnen besonders wichtig?
Zink: Alle. Uns wäre es natürlich lieb, wenn möglichst viele Anträge angenommen werden. Aber schon allein die Auseinandersetzung mit diesen Themen auf dem DAT ist ein wichtiger Schritt. Ich vertrete den Standpunkt, dass die Mitwirkung Einzelner großen Einfluss auf das Erreichen eines Zieles hat. Deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn es in einem ersten Schritt ein zentrales Positionspapier der ABDA mit konkreten Handlungsoptionen gäbe, das es jeder einzelnen Apotheke erlaubt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich unser Berufsstand kontinuierlich mit seiner Verantwortung und dem Beitrag der Arzneimittelversorgung zum Klimawandels auseinandersetzt. Dafür kann auf diesem Apothekertag der Grundstein gelegt werden.
PZ: Warum sollten sich Apothekerinnen und Apotheker verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz auseinandersetzen?
Zink: Ganz einfach: Weil Klimaschutz Gesundheitsschutz ist und uns alle betrifft. Jeder Mensch, jede Institution kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auch die Apothekerschaft ist ein Industriezweig, der zur Erderwärmung beiträgt und etwas in Richtung Nachhaltigkeit verändern kann. Es ist schon sehr spät, wir sollten es aber nicht verpassen, uns jetzt verstärkt für Klima- und Umweltschutzziele einzusetzen.