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Nachhaltigkeit
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Wie können Apotheken klimafreundlicher werden?

Wie wichtig es ist, dass das Thema Nachhaltigkeit mehr Beachtung in den Apotheken bekommt, wurde bei einer Diskussion auf dem Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken deutlich. Welche Lösungen gibt es, um dem Klimawandel in der Offizin zu begegnen? Welche Rolle spielen Versandapotheken?
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 03.06.2022  16:00 Uhr

Umweltrelevante Stoffe im Grundwasser

Etwa die Hälfte der in Deutschland zugelassenen 2500 Arzneistoffe sind laut Umweltbundesamt »umweltrelevant«, was bedeutet, dass sie eine ökotoxikologische Wirkung haben. Dabei gehe es beispielsweise um Antibiotika im Abwasser, das ins Grundwasser gelangt, wodurch bestimmte Tierarten keine Geschlechtsteilung mehr haben und sich nicht fortpflanzen, erklärt Giermann. Dadurch würden Bestände aus dem Gleichgewicht geraten und die Nahrungskette bei den Tieren werde unterbrochen. Auch in unserem Trinkwasser seien Stoffe enthalten – »ein Kreislauf, den wir unterbrechen müssen«, fordert er. Dass jede Kommune in Deutschland ihre eigene dreistufige Kläranlage hat, womit ein Großteil der Stoffe gefiltert werden kann, »aber eben nicht alles«, erklärt Luhmann. Eine vierte Stufe werde diskutiert, sei jedoch nicht unproblematisch. »Bei der Ozonierung zum Beispiel ist das Problem, dass ein neues Molekül entsteht – man kennt das nicht und Experten wissen nicht, ob das nicht noch toxischer ist«, sagt sie. Ein Aktivkohlefilter könne ebenfalls eine vierte Stufe sein.

Renner bringt einen anderen Punkt in die Diskussion ein: Soll man Arzneimittel, je nachdem wie umweltfreundlich sie sind, schon in der Zulassung berücksichtigen? Schweden gehe im Moment mit der Silberbeschichtung in der EU voran. Man wisse aber nicht, was diese Beschichtung für Konsequenzen hat. Am Ende sei nicht alles schwarz-weiß, man müsse immer beide Seiten anschauen, sagt sie. In diesem Zusammenhang spricht Giermann von einem Interessenskonflikt: »Angenommen, es gibt ein Arzneimittel für eine Krankheit, an der Sie leiden, das nicht biologisch abbaubar ist. Würden Sie dann noch wollen, dass es das Arzneimittel nicht mehr gibt?«, fragt er in die Runde. Generell müsse man darauf achten, dass die Umweltschädigung des Medikaments möglichst geringe Auswirkungen hat. Luhmann erwähnt hierbei Konzepte aus der so genannten »Green Chemistry«, die schon bereits bei Forschung und Entwicklung dafür sorgen, dass Arzneistoffe biologisch abbaubar und pharmakologisch gleichwertig sind. Diese Entwicklungen stehen aber noch ganz am Anfang.

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