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Nachwuchssorgen

Wie kann der Personalkollaps in Apotheken verhindert werden?

Adexa-Chef: Berufspolitik hat sich abhängen lassen

Adexa-Chef May äußerte sich zu den Angestelltengehältern im Apothekenmarkt. Dass diese im Vergleich zu anderen akademischen Berufen recht niedrig sind, begründet er damit, dass sich die Berufspolitik habe »abhängen« lassen – beispielswiese hätten Ärzte in den vergangenen Jahren größere Gehaltssprünge gemacht. Zudem seien wichtige politische Forderungen der Apothekerschaft nicht durchgesetzt worden, wie etwa das Rx-Versandhandelsverbot. May schlussfolgerte daher: »Wenn nicht viel drin ist im Topf, kann nicht viel rauskommen.«

Was die Attraktivität der Arbeit in der Offizin betrifft, forderte May die Inhaber auf »kleine« Änderungen vorzunehmen, um den Arbeitnehmern entgegenzukommen und nannte als Beispiele den Corona-Bonus, Zuschüsse zum öffentlichen Nahverkehr oder zu Kita-Plätzen. Verbandschefin Susanne Koch hat selbst vier Kinder und betriebt drei Apotheken – auch sie empfahl ihren Inhaber-Kollegen »mehr Rücksicht auf die familiären Gegebenheiten« ihrer Mitarbeitenden zu nehmen. Mit Blick auf ihren eigenen Werdegang erklärte Koch, dass die Angst vor der Apothekengründung oft unberechtigt sei: »Es ist alles machbar und eine Frage der Organisation. Ich wollte die Arbeit für mich machen und habe mich daher selbstständig gemacht.«

Schließlich ging es in der Diskussion auch um die anstehende Novellierung der Approbationsordnung. Einigkeit bestand darin, dass die Studieninhalte mehr auf die tägliche Arbeit in der Apotheke ausgerichtet werden sollten. BAK-Präsident Benkert forderte, dass die Inhalte »praxisbezogener« werden. Partheymüller wünscht sich, dass im Studium auch betriebswirtschaftliche Aspekte wie Mitarbeiterführung und Controlling thematisiert werden.

Ist eine Vertretungsbefugnis für PTA eine Option?

Diskutiert wurde auch über einen Vorschlag, den der CDU-Politiker Alexander Krauß vor Kurzem auf den Tisch gelegt hat. Demnach sollten PTA Approbierte zumindest stundenweise vertreten können, um die Personalsituation in den Offizinen ein Stück weit zu entzerren. Für Koch wäre eine solche Regelung durchaus denkbar. Schließlich gebe es immer wieder Situationen, in denen der Apotheker schnell und für kurze Zeit weg müsse, so etwa um ein krankes Kind abzuholen. »Wenn es um eine stundenweise Vertretung geht und ein Apotheker im Zweifel immer erreichbar ist, habe ich damit absolut keine Probleme«, so die saarländische Verbandschefin. Völlig anders bewertet der BAK-Präsident den CDU-Vorstoß. »Ich bin absolut und strikt dagegen«, sagte er. Der Apotheker sei ein eigenständiger Hochschulberuf, den man nicht von einer PTA vertreten lassen könne. Zudem bestehe die Gefahr, mit einer solchen Regelung das Tor für weitgehende Umbrüche zu öffnen, an deren Ende Abgabestellen im Supermarkt stehen könnten, die nur telefonisch oder digital mit einem Apotheker verbunden seien. »Das ist ein ganz gefährlicher Weg«, so Benkert.

Adexa-Chef May kann diese strikte Ablehnung nicht nachvollziehen. Für ihn ist eine Vertretungsbefugnis auch mit wichtigen Aufstiegschancen für PTA verbunden. Die gebe es bislang kaum. »Apotheker müssen da vielleicht doch ein bisschen mehr nachgeben«, so May. Hier können Sie die gesamte Diskussion nochmals verfolgen:

Das Video dieser Gesprächsrunde sowie viele weitere Beiträge der Expopharm Impuls sind ab dem 20. September bis Mitte Januar nach Registrierung unter www.expopharm-impuls.de abrufbar. 

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