Pharmazeutische Zeitung online
Lieferprobleme

Wie kam es zum Tamoxifen-Engpass?

Im Rahmen einer Diskussion der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), »Brennpunkt Onkologie«, erläuterte Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, wie es zu den Lieferproblemen bei Tamoxifen kam. Zudem erklärte er, wie in seinen Augen Arzneimittel-Lieferengpässe kausal bekämpft werden sollten. Bretthauer sprach sich weiter für die flexibleren Austauschmöglichkeiten der Apotheken bei Rx-Medikamenten aus.
Charlotte Kurz
27.04.2022  11:00 Uhr

Tamoxifen ist mittlerweile in aller Munde und quasi das Symbol für viele andere Arzneimittel-Lieferengpässe geworden. Das Brustkrebsmittel ist seit einigen Monaten auf normalem Weg über die Großhändler kaum mehr bestellbar. Das Problem ist allerdings seit längerer Zeit erkannt, das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat offiziell einen Versorgungsmangel festgestellt. Bislang sind dadurch 5 Millionen Tamoxifen-Tabletten per Sonderimport nach Deutschland gekommen, die hierzulande eigentlich gar nicht zugelassen sind. Bis Mai sollen auf diesem Weg weitere 20 Millionen Tabletten auf den Markt kommen, um die Versorgung von Brustkrebs-Patientinnen und Patienten zu sichern. Nun hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) per Bescheid vorgegeben, dass die Großhändler zunächst vorrangig den Sonder-Import ausliefern sollen.

Der Tamoxifen-Engpass zeige nun erneut, dass Deutschland zwar gut im Management von Krisen ist, das Problem allerdings nicht kausal angehe, betonte Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika bei der Veranstaltung »Brennpunkt Onkologie« der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) am Dienstag. Gut sei, dass durch die zeitnahe Information der Hersteller über mögliche Engpässe sowie die flexible Möglichkeit ausländische Medikamente importieren zu können, die Versorgung der Patientinnen und Patienten sichergestellt werden könne. Das Problem als solches werde vonseiten der Politik aber nicht an der Wurzel gepackt, sondern lediglich auf der Symptomebene behandelt, bemängelte Bretthauer.

Nur noch wenige Generika-Unternehmen im Markt

Doch wie konnte es überhaupt zu dem Engpass bei Tamoxifen kommen? Das Mittel wurde in den 1970er Jahren in den USA erfunden. Nach dem Wegfall des Patents gab es in den 1990er Jahren Bretthauer zufolge knapp zwei Dutzend Unternehmen, die das Brustkrebsmittel hergestellt hatten. Aufgrund massiven Preisdrucks sind davon heute nur noch vier Generika-Unternehmen übrig, die Tamoxifen herstellen. Davon sei eines der Unternehmen, Aristo Pharma, gerade erst aus der Herstellung ausgestiegen, weil deren Produktionskosten höher seien als die entsprechenden Einnahmen durch die Kassen. Damit verblieben derzeit nur noch Hexal, Aliud und Ratiopharm, so Bretthauer.

Die Unternehmen würden aus der Herstellung des Brustkrebsmittels vor allem deswegen aussteigen, weil die Zulieferer ihre Preise erhöhen oder selbst ganz aussteigen und weil die Produktionskosten bei diesem Medikament sehr hoch seien. Der Grund für die hohen Kosten ist dabei auch der gleiche, warum nicht einfach kurzfristig mehr Tamoxifen hergestellt werden kann. Es handele sich um eine Sonderproduktion, denn Tamoxifen gehöre zu den sogenannten »highly active drugs«. Hier seien Produktionskapazitäten nur begrenzt vorhanden. Weil etwa die Wirkstoffe und Bestandteile von Tamoxifen in keinem Fall in andere Produktionsketten anderer Medikamente gelangen darf, gelten hier strenge Vorschriften, beispielsweise die Notwendigkeit einer gesonderten Klimaanlage oder die Verbrennung des Abwassers, das bei der Herstellung entsteht. Zudem müsse die Anlage nach der Produktion vier Tage lang gereinigt werden und es dürften nur Männer in den Produktionsräumen arbeiten. Diese Vorsichtsmaßnahme ist aufgrund der potentiell hormonellen Belastung für Frauen bei der Herstellung von Tamoxifen notwendig. Die Produktion müsse aufgrund dieser Faktoren etwa ein Jahr im Voraus geplant werden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa