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Import erleichtert

BMG stellt Versorgungsmangel bei Tamoxifen fest

Das Bundesgesundheitsministerium hat nun offiziell einen Versorgungsmangel beim Brustkrebs-Medikament Tamoxifen bekanntgegeben. Laut Arzneimittelgesetz dürfen die Landesbehörden nun von bestehenden Regelungen abweichen, um die Versorgung zu sichern.
Benjamin Rohrer
21.02.2022  15:00 Uhr

Seit Wochen beschäftigt Betroffene, Ärzte und Apotheker ein Lieferengpass des selektiven Estrogenrezeptor-Modulators Tamoxifen, der wichtiger Bestandteil vor allem der Therapie des Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms ist. Mehrere Generika-Hersteller bieten das Produkt in Deutschland an. Wie die PZ bereits berichtete, sind bis auf wenige Packungsgrößen allerdings fast alle Tamoxifen-haltigen Generika in Deutschland nicht mehr lieferbar. Die meisten Apotheken können über den normalen Großhandelsweg gar nichts mehr bestellen. Oft bleibt den Apotheken nur das bürokratisch komplexe Verfahren der Einzelimporte. Hier stehen allerdings teils langwierige Genehmigungsverfahren bei den Krankenkassen an.

Doch durch eine Maßnahme des Bundesgesundheitsministeriums könnte sich die Versorgung nun schnell wieder verbessern. Denn nach Informationen der PZ hat das Ministerium inzwischen einen offiziellen Versorgungsmangel bekanntgegeben. Zur Erklärung: Paragraf 79 des Arzneimittelgesetzes erlaubt es dem BMG, durch eine offizielle Bekanntmachung einen Versorgungsmangel festzustellen, um die Versorgungsmöglichkeiten zu flexibilisieren. Konkret dürfen die zuständigen Landesbehörden dann auch Arzneimittel, beispielsweise Import-Arzneimittel, in den Verkehr bringen, die hierzulande nicht zugelassen sind.

BMG: Keine gleichwertigen Arzneimittel zur Verfügung

In der Bekanntmachung zu Tamoxifen heißt es wörtlich: »Derzeit besteht nach Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland ein Versorgungsmangel mit tamoxifenhaltigen Arzneimitteln. Bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln handelt es sich um ein Arzneimittel zur Vorbeugung oder Behandlung einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Eine alternative gleichwertige Arzneimitteltherapie steht nicht zur Verfügung.«

Dass sich die Versorgung durch Importe aus dem Ausland nun verbessert, ist sogar recht wahrscheinlich. Denn Apotheker berichteten gegenüber der PZ, dass sie Tamoxifen-haltige Generika derzeit per Einzelimport gleich aus mehreren EU-Ländern importieren können, darunter auch Frankreich. Wie lange es nun dauert, bis die ersten Importe hierzulande eintreffen, um in die Versorgungskette integriert werden zu können, ist allerdings noch ungewiss.

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