Wie bedrohlich wird die Vogelgrippe für den Menschen? |
Theo Dingermann |
06.12.2024 16:20 Uhr |
In den Tiermodellen der Wissenschaftler zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die Tiere, in erster Linie Nerze, sind oft schwer krank und sterben an einer Infektion. Und auch unter den Rindern ist das Bild nicht einheitlich. Die aktuelle Situation in Kalifornien unterscheidet sich deutlich von den ursprünglichen Infektionen bei Rindern in Texas, Michigan oder Colorado. Diese Tiere zeigten kaum Krankheitssymptome. Am sichersten erkannte man eine infizierte Milchkuh daran, dass sie weniger Milch produzierte. Andererseits verstarben Katzen, die Milch infizierter Tiere getrunken hatten.
In Kalifornien hingegen erkrankten die Rinder stark, und tausende der Tiere verstarben. Dabei spielte wohl auch das Wetter eine Rolle. Besonders Hitze belastet die infizierten Tiere. Aktuell, während die Temperaturen in Kalifornien zurückgehen, sterben auch weniger Rinder. Letztlich ist das heterologe Pathogenitätsbild nicht verstanden, wie Experten übereinstimmend bestätigen.
Allerdings verlaufen auch beim Menschen die Infektionen nicht einheitlich. Schlagzeilen machte zu Beginn des Novembers der Fall eines kanadischen Teenagers. Er erkrankte offensichtlich ohne Kontakt zu einem infizierten Tier. Zunächst klagte auch er oder sie über eine Bindehautentzündung. Eine Woche später, am 8. November, hatte sich die Krankheit jedoch zu einer schweren Lungenentzündung entwickelt.
Obwohl sich der kanadische Teenager auch mit einem H5N1-Virus der Klade 2.3.4.4b infizierte, unterscheidet sich das Virus, das die Bezeichnung D1.1 trägt, von dem, das gerade in den USA vorherrscht. Das zeigt, wie variabel diese Viren sind, und wie leicht sie sich im Laufe der Replikation wandeln.
Am 22. November meldeten die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) den ersten Fall von Vogelgrippe (H5N1) bei einem Jungen in Kalifornien. Kontaktpersonen sowohl des kalifornischen Kindes als auch des kanadischen Teenagers infizierten sich bisher nicht – eine gute Nachricht, die bestätigt, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch bisher nicht möglich ist.