Wer steht wo bei der Entwicklung? |
Theo Dingermann |
06.07.2020 17:16 Uhr |
Der Impfstoffkandidat Ad5-nCoV wird vom Peking Institut für Biotechnologie in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Unternehmen CanSino in Tianjin entwickelt. Er enthält ein rekombinantes replikationsunfähiges Adenovirus Typ 5 (Ad5) als Vektor, das mit der genetischen Information für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 ausgestattet wurde.
Dieser Impfstoffkandidat machte in diesen Tagen von sich reden, da er bereits bei militärischem Personal der chinesischen Streitkräfte eingesetzt werden soll, obwohl die kritische Phase III des klinischen Prüfprogramms noch nicht begonnen hat.
In den Phase-I-Studie hatte sich gezeigt, dass innerhalb von 14 Tagen 44 Prozent der Probanden aus der Gruppe mit der niedrigsten Dosierung bindende Antikörper gebildet hatten. Bei den Probanden, bei denen höhere Antigendosen verimpft worden waren, wurden Antikörper bei 50 Prozent und 61 Prozent nachgewiesen. Neutralisierende Antikörper waren zu diesem Zeitpunkt bei 28, 31 beziehungsweise 42 Prozent der Teilnehmer zu finden. Nach 28 Tagen waren die Titer der bindenden Antikörper um das Vierfache angestiegen. 97 Prozent der Probanden in der Gruppe mit der niedrigsten Dosis wiesen bindende Antikörper auf im Vergleich zu 94 Prozent bei der mittleren und 100 Prozent bei der höchsten Dosierung. Auch der Anteil der Probanden mit neutralisierenden Antikörpern war deutlich gestiegen und betrug 50 Prozent in den ersten beiden Gruppen beziehungsweise 75 Prozent in der Gruppe mit der höchsten Dosierung. Ebenso waren spezifische T-Zellen nachweisbar.
In der Phase-II-Studie hatte sich dann angedeutet, dass der Impfstoff tatsächlich in der Lage sein könnte, eine Covid-19-Erkrankung zu verhindern. Bewiesen ist dies aber bisher nicht. Wann mit einer regulären Phase-III-Studie begonnen wird, ist nicht bekannt.
Übersicht über den Stand der Impfstoffentwicklung von fünf Projekten mit Prognosen für die Verfügbarkeit erster Impfstoffdosen (modifiziert nach BiopharmaDive) / Foto: PZ
INO-4800 ist der Entwicklungskandidat der US-amerikanischen Firma Inovio Pharmaceuticals zusammen mit dem Koreanischen International Vaccine Institute. Ein DNA-Plasmid mit der Sequenz für das S-Protein wird durch Elektroporation appliziert. Obwohl nicht mit dem größten Kapital ausgestattet, hat sich Inovio schnell bewegt und eine Phase-I-Studie mit 40 Patienten bereits abgeschlossen. Zwar wurden »positive Daten« gemeldet, aber bisher nicht publiziert. Am 22. Juni startete dann eine weitere Phase-I/II-Prüfung in Südkorea. Der Beginn einer Phase-II/III-Studie ist im Laufe des Sommers 2020 geplant.
Inovio selbst ist nicht in der Lage, den Impfstoff in ausreichenden Mengen zu produzieren. Daher ist man von Kooperationspartnern abhängig, was Vorhersagen eines Zeitpunkts für den Markteintritt erschwert.