Wen könnten Apotheker in Schleswig-Holstein wählen? |
Melanie Höhn |
06.05.2022 18:00 Uhr |
In Schleswig-Holstein schließen im ländlichen Raum immer mehr Vor-Ort-Apotheken. Wie will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung insbesondere in den ländlichen Regionen aufrechterhalten? Welche Konzepte oder alternativen Versorgungsmodelle zur Apotheke befürworten Sie? Wie bewerten Sie hierbei auch eine verstärkte Einbindung von Versandapotheken?
Die AfD setzt sich, um eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln zu gewährleisten, für den Erhalt inhabergeführter Apotheken ein. Diese Form sichert eine hohe Qualität der Beratung gerade im strukturschwachen ländlichen Raum. Die finanzielle Basis der inhabergeführten Apotheken wird durch ausländische Versandapotheken bedroht. Versandapotheken können im Gegensatz zur Apotheke vor Ort anderes kalkulieren, sie dürfen Rabatte gewähren und müssen keinen Notdienst gewährleisten. Um hier gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, sollte der Versandhandel – wie im Großteil der EU-Staaten üblich – auf nichtrezeptpflichtige Medikamente beschränkt bleiben. Das würde die Stellung inhabergeführter Apotheken stärken und für junge Apotheker wieder attraktiver machen.
Welche Ideen hat Ihre Partei, den Nachwuchs in den Apotheken sicherzustellen und die Arbeit in der Offizin attraktiver zu machen?
Die Sicherstellung der Arzneimttelversorgung ist ein Teil der Daseinsvorsorge und muss ebenso wie die ärztliche Versorgung frei und unabhängig von den Interessen Dritter sein. Selbstständige Strukturen bilden das Rückgrat einer flächendeckenden pharmazeutischen Versorgung. Die AfD setzt sich für Flexibilität beim Berufseinstieg im Angestelltenverhältnis, aber auch bei der Arbeitszeit oder bei der Niederlassung ein. Wir prüfen, welche Anreizmodelle sich umsetzen lassen, um Apothekerinnen und Apothekern die Arbeit gerade im ländlichen Raum attraktiver zu machen.
Gerade in ländlichen Gegenden wird die Vernetzung der Heilberufler immer wichtiger. Welche Vorschläge hat Ihre Partei, um diese auszubauen?
Die AfD setzt sich für die Vernetzung aller im Gesundheitswesen Tätigen ein. In diesem Zusammenhang präferieren wir sektorenübergreifende Versorgungsstrukturen aller Gesundheitsberufe. Um weiterhin eine flächendeckende, wohnortnahe Versorgung hoher Qualität zu erhalten, müssen regionale Gesundheitszentren und Ärztegenossenschaften gefördert werden. Hemmnisse bei kooperativen Praxisformen müssen abgebaut werden. Dazu ist es notwendig, auch die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen.
Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Die AfD setzt sich für den Ausbau von präventiven Beratungsleistungen im Zusammenhang mit der Medikation in Apotheken ein.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie?
Die Pandemie hat gezeigt, dass die Arzneimittelversorgung in Deutschland Mängel aufweist. Es kam und kommt zu Lieferengpässen und Skandalen bei der Arznei- und Schutzmittelversorgung der Bevölkerung. Die Pandemie hat gezeigt, dass der finanzielle Mehraufwand in Krisenzeiten nicht ausreichend finanziert ist. Die AfD setzt sich in diesem Zusammenhang für eine bessere Vorbereitung auf künftige Pandemien ein. Die Gesundheitsbranche ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. In ihrem Mittelpunkt muss der Mensch stehen. Das Gesundheitswesen ist für die Versorgungssicherheit zuständig. Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge müssen Verfügbarkeit und Qualität und nicht das billigste Angebot im Zentrum stehen. Es ist gesetzlich sicherzustellen, dass in Deutschland in Verkehr gebrachte Arzneimittel innerhalb der Europäischen Union, in Kanada, den USA, Großbritannien oder der Schweiz produziert werden. Versorgungsrelevante Arzneimittel müssen gesetzlich verpflichtend für mindestens zwei Monate vorrätig zu halten sein. Die zur Überwachung zuständigen deutschen Bundes- und Landesbehörden müssen ihrer Verantwortung bei der Überwachung der Sicherheit der Arznei- und Medizinprodukte gerecht werden. Zusätzlich halten wir eine Absenkung der Umsatzsteuer von 19 auf 7 Prozent auf Arzneimittel für dringend notwendig. Das würde ein Einsparvolumen von ca. 4 Milliarden Euro bringen.