Weitere Hinweise zur Bedeutung der Booster-Impfung |
In der zweiten Studie, die in »Science« publiziert wurde, zeigen Wissenschaftler der Firmen Biontech und Pfizer Ergebnisse zum Schutzpotential des Impfstoffs Comirnaty gegenüber der Ursprungsvariante (Wuhan-Variante) und gegenüber den VOC Beta, Delta und Omikron.
Für diese Versuche verwendeten die Wissenschaftler zwei orthogonale Testsysteme: Zum einen analysierten sie die Seren von 51 Probanden mit Hilfe eines Pseudovirus-Neutralisationstests (pVNT), der nachweislich sehr gut mit SARS-CoV-2-Lebendneutralisationstests übereinstimmende Ergebnisse liefert. Zum anderen setzten sie einen SARS-CoV-2-Lebendneutralisationstest (VNT) ein.
Nach zwei Dosen Comirnaty wiesen die Seren im Schnitt >22-fach reduzierte neutralisierende Titer gegen Omikron im Vergleich zu Wuhan-Pseudoviren auf. Einen Monat nach der dritten Impfstoffdosis waren die Omikron-neutralisierenden Titer im Vergleich zu zwei Dosen um das 23-fache erhöht. Zudem entsprachen diese Titer denen, die ein Wuhan-Virus nach zwei Dosen neutralisieren.
Die Notwendigkeit einer dritten Impfdosis für eine effektive Neutralisation der Omikron-Variante konnten die Wissenschaftler mit dem SARS-CoV-2-Lebendneutralisationstest bestätigen. Diese Daten legen nahe, dass drei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs zum Schutz vor Covid-19, die durch Omikron verursacht wird, dringend erforderlich ist.
Die Impfung mit Comirnaty induziert starke polyepitopische T-Zell-Reaktionen, die sich gegen mehrere Epitope über die gesamte Länge des Spike-Proteins richten. Um das Risiko einer Immunumgehung von CD8+ T-Zell-Antworten durch Omikron zu bewerten, wurde zusätzlich eine Reihe von HLA Klasse I spezifischen T-Zell-Epitopen aus der Wuhan-Spike-Protein-Sequenz untersucht.
Trotz der Vielzahl von Mutationen im Omikron-Spike-Protein waren 85,3 Prozent (n = 208) der in Datenbanken beschriebenen Klasse-I-Epitope auf der Aminosäuresequenzebene nicht von einer Mutation betroffen, was darauf hindeutet, dass die Ziele der überwiegenden Mehrheit der durch die Impfung ausgelösten T-Zell-Reaktionen auch in der Omikron-Variante konserviert zu sein scheinen.
Beide Studien unterstreichen die große Bedeutung von mindestens drei Expositionen des Immunsystems mit dem Spike-Antigen. Dies kann durch eine dreimalige Impfung von bislang nicht Erkrankten, durch eine zweimalige Impfung nach einer Erkrankung oder nach einer Durchbruchinfektion nach zwei Impfdosen erreicht werden.
Bei all diesen Expositionen expandieren nicht nur die spezifischen B-Zellen, die die Antikörper exprimieren. Es kommt auch zur weiteren Affinitätsreifung der neutralisierendern Antikörper, sodass immer bessere Antikörpermoleküle entstehen.
Während der Affinitätsreifung kommt es zu weiteren somatischen Hypermutationen in variablen Regionen der Antikörper – mit dem Effekt, dass die Bindungsaffinität je nach Art und Dauer der Antigenexposition optimiert wird.
So kann die Affinitätsreifung die Breite und die Effizienz der neutralisierenden Antikörper gegen SARS-CoV-2 deutlich erhöhen. Das kann soweit gehen, dass sogar die Neutralisierung neuer Virusvarianten ermöglich wird, und genau dieser Effekt ist für einen Schutz vor Omikron so eminent relevant.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.