Wechselwirkungen kaum untersucht |
Daniela Hüttemann |
07.03.2019 14:50 Uhr |
Schätzungsweise jeder Vierte nimmt zu klassischen verordneten Medikamenten auch noch Präparate der Alternativmedizin ein. Wechselwirkungen sind bislang nicht ausreichend untersucht. / Foto: Fotolia/pat_hastings
Mehr als 4000 Studien fand das Team um Dr. Charles Awortwe von der Uni Kiel zum Thema Wechselwirkungen pflanzlicher Präparate. Doch die wenigsten befassten sich tatsächlich mit Phytoextrakten und ihrer Wirkung beim Menschen – stattdessen behandelte die Mehrzahl der Studien einzelne Inhaltsstoffe. Letztlich flossen 32 Studien mit insgesamt 462 gesunden Probanden in die qualitative und elf Studien mit 152 gesunden Probanden in die quantitative Metaanalyse ein. Viele testeten den Einfluss verschiedener Phytopharmaka auf das CYP3A4-Substrat Midazolam, das Antikoagulanz Warfarin oder den β1-Blocker Talinolol.
Die Review-Autoren kommen im Fachjournal »Pharmacological Research« zu dem Schluss, dass Johanniskraut-Präparate und grüner Tee (sowohl als Heißgetränk als auch in Arzneimittelform) nicht zusammen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten eingenommen werden sollten, die über CYP3A4 verstoffwechselt werden oder über den Transporter organisches Anionen-Transportierendes Polypeptid 1A2 (OATP1A2) resorbiert werden. Auch Echinacea purpurea kann sich auf die Pharmakokinetik chemisch-synthetischer Wirkstoffe auswirken, wie Studien mit Midazolam gezeigt haben.
Bei der gemeinsamen Einnahme der verordneten Medikation mit Extrakten aus Ginkgo biloba oder Mariendistel seien Interaktionen dagegen unwahrscheinlich, urteilen die Autoren. Sie fordern jedoch mehr besser gemachte Studien, auch für andere pflanzliche Präparate, um klinisch relevante Wechselwirkungen besser einschätzen zu können.