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Rat der Fachgesellschaft

Was tun bei Kopfschmerzen in Zeiten von Corona?

Patienten mit ärztlich abgeklärten Kopfschmerzen sollten ihre bisherigen Medikamente weiter nehmen. Sie erhöhen nicht das Risiko für eine Covid-19-Infektion. Wer ärztlichen Rat braucht, sollte nicht zögern, diesen auch in Anspruch zu nehmen, ob per Telemedizin oder in bestimmten Fällen auch per Notruf.
Christiane Berg
17.04.2020  08:00 Uhr

»Aufgrund der Corona-Krise erreichen Kopfschmerzpatienten ihre Ärzte nicht wie gewohnt. Viele fühlen sich allein gelassen oder trauen sich aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht, in eine Praxis oder Klinik zu gehen«: In einem Video der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) gibt die Vizepräsidentin Dr. Stefanie Förderreuther daher Hinweise und Informationen zum Umgang mit Kopfschmerzen in Zeiten der Covid-19-Krise.

Die Neurologin betont, dass Kopfschmerz- und Migräne-Patienten bei regelmäßig auftretenden und somit bekannten Beschwerden zu den gewohnten Schmerzmitteln greifen können. Sie sollten diese jedoch nicht im Übermaß, sondern maximal an neun Tagen pro Monat in den üblichen Dosierungen nehmen. Ob Radfahren oder Joggen: Studiengemäß sei aktive körperliche Betätigung zur Vorbeugung von Kopfschmerzattacken sinnvoll und könne somit auch angesichts der aktuellen Ausgangsbeschränkungen unerlässlich sein. Empfehlenswert sei darüber hinaus das Erlernen eines Entspannungsverfahrens wie zum Beispiel der Progressiven Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson, zu der es im Internet viele Anleitungen zu finden seien.

Zudem könne es in Zeiten von Corona zielführend sein, sich bei leichten und mittleren Beschwerden haus- oder fachärztlich im Rahmen von Telefonsprechstunden beraten und gegebenenfalls weitere Präventionsmaßnahmen oder Therapie-Optionen aufzeigen zu lassen.

Wann sind Kopfschmerzen ein Notfall?

Als medizinischer Notfall sei der plötzlich eintretende, potenziell letale »Vernichtungskopfschmerz« zu bewerten, der sein Maximum innerhalb von Sekunden erreichen und mit Halbseitenlähmungen oder Gefühls- und Sehstörungen einhergehen kann. Häufigste Ursache, so Förderreuther, sind Subarachnoidalblutungen, die die sofortige klinische Diagnose und Therapie unumgänglich machen.

Kopfschmerzen wiederum, die von Fieber und Nackensteifigkeit begleitet werden, könnten Zeichen einer Meningitis sein, die gleichermaßen den Notruf erforderlich machen. »Grundsätzlich gilt: Schwere Symptome, die neu und unbekannt sind, sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Insbesondere ältere Menschen gehören unbedingt in die Hand eines Arztes«, warnt die Medizinerin.

Förderreuther macht abschließend deutlich, dass Covid-19-Infektionen keinesfalls – wie von manchen Patienten befürchtet – durch Kopfschmerz-Medikamente begünstigt werden. Das gelte auch für die Akuttherapie der Migräne mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Triptanen beziehungsweise die Migräne-Prophylaxe mit monoklonalen Antikörpern, die sich direkt gegen das Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP) als wichtigen Migräne-Entstehungsfaktor richten oder den CGRP-Rezeptor blockieren. »Auch diese Antikörper haben keinen Einfluss auf das menschliche Abwehr- und Immunsystem und können wie gewohnt weiter eingesetzt werden«, heißt es in dem DMKG-Video.

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