Was sie verbindet, was sie unterscheidet |
Brigitte M. Gensthaler |
29.07.2025 10:00 Uhr |
Nicht selten entwickeln Menschen mit Demenzerkrankung zusätzlich eine Depression. Fachleute schätzen, dass rund 40 Prozent aller Alzheimer-Erkrankten betroffen sind. Besonders häufig tritt die Depression in frühen bis mittleren Demenzstadien auf – wenn die Erkrankten merken, dass »etwas nicht stimmt«, das aber nicht genau einordnen oder beeinflussen können.
Eine Studie mit mehr als vier Millionen Menschen aus Schweden zeigte: Frauen und Männer mit Alzheimer-Demenz hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko, eine Depression zu entwickeln, als Nicht-Demenzkranke. Das Risiko war im ersten Jahr nach der Diagnosestellung sogar dreifach höher und bis zu drei Jahre später noch deutlich erhöht. Am stärksten betroffen waren Personen, die zum Zeitpunkt der Demenzdiagnose 85 Jahre oder älter waren.
Laut AFI äußern sich Depressionen bei Demenzkranken sehr unterschiedlich. Während manche Menschen unruhig werden oder ständig Nähe suchen, ziehen sich andere zurück, schlafen schlecht oder entwickeln ein ungewöhnliches Sammelverhalten. Oft kämen körperliche Beschwerden hinzu, etwa Kopf- oder Magenschmerzen. Gleichzeitig falle es den Patienten zunehmend schwer, Gefühle wie Traurigkeit, Schuld oder Hoffnungslosigkeit anzusprechen.
Depression und Demenz können das Risiko für einen Suizid erhöhen. Vor allem in den ersten drei Monaten nach Diagnosestellung ist das Suizidrisiko erhöht, denn die ärztliche Übermittlung der Diagnose kann Betroffene in eine existenzielle Krise stürzen. Bei Demenzkranken wirken hohes Alter und ein fortgeschrittenes Erkrankungsstadium jedoch protektiv, da kognitive Störungen, vor allem der Exekutivfunktionen, eine Suizidplanung und -ausführung verhindern. Dies gilt auch für körperliche Schwäche und Behinderung.
Stärkend wirken soziale Beziehungen, gute Begleitung durch Angehörige sowie Zugang zu professioneller Hilfe und externe Unterstützung. Weitere Informationen finden Betroffene und Angehörige auf der Internetseite des Nationalen Suizidpräventionsprogramms und in der Broschüre »Wenn ältere pflegebedürftige Menschen lebensmüde sind« vom Zentrum für Qualität in der Pflege. Eine Liste mit Hilfsstellen findet man auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.