Was muss die Apotheke der Zukunft können? |
Zukunftsträchtig sei zudem, die Apotheke als Erlebniswelt zu kreieren, betonte Antonios Vanofakos, Geschäftsführer von BD Rowa. »Obwohl es den Versandhandel gibt, ist der Einzelhandel nicht verschwunden.« Dies habe damit zu tun, dass die Kunden ein Erlebnis wollen, wenn sie einkaufen gehen, dies müsse die Apotheke der Zukunft auch etwa mit Impfungen oder Cannabis-Beratung und Abgabe bieten. Die Standesvertretung sei hier aber sehr zurückhaltend und müsste viel offener sein, kritisierte Vanofakos. Apotheken könnten sich auch überlegen, eine Sprechstunde ähnlich einer Club-Mitgliedschaft im Fitnessstudio anzubieten, schlägt Wimmer vor. Zweimal die Woche eine pharmazeutische Beratung anzubieten sei sicher zukunftsträchtiger, als Cremes und Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen.
Auch die Berliner Apothekerin Ina Lucas wünscht sich, dass das Thema pharmazeutische Dienstleistungen wichtiger wird. Ihre Apothekenmitarbeiter haben sich bereits bezüglich Grippe-Impfungen in Apotheken schulen lassen. »Mein Team impft sich gerade gegenseitig mit Natriumchlorid, um die Impfungen zu üben«, so Lucas. In Berlin ist wie auch in neun anderen Kammerbezirken dieses Jahr ein entsprechendes Modellprojekt geplant. Auch in Richtung Abgabe von Genuss-Cannabis in der Apotheke zeigt sich die Apothekerin offen. »Ich verstehe nicht, wieso Cannabis nicht in der Apotheke abgegeben werden sollte.« Apotheker seien ständig in Präventionsbereichen unterwegs. Wenn jemand 2 Nasensprays in ihrer Apotheke kaufe, dann wären ihre Mitarbeiter auch direkt »im potenziellen Abhängigkeitsradar«. Die Apotheken müssten in der Zukunft zudem eine »unheimliche Hybridstellung einnehmen«, glaubt Lucas. Die Mischung der Vor-Ort-Apotheke sowie einer Erreichbarkeit nach Ladenschluss sei wichtig.
Eine weitere künftige Aufgabe für Apotheker sieht Jürgen Graalmann von der Agentur Brückenköpfe. Graalmann hat langjährige Erfahrung im Krankenkassenbereich und war bis vor einigen Jahren Vorstandschef des AOK-Bundesverbands. Im Bereich der Polymedikation im ambulanten Pflegesektor sei die ärztliche Behandlung katastrophal, so Graalmann. Hier könnten Apotheker eine zentrale Aufgabe in Pflegeheimen übernehmen, um präventiv Krankenhausaufenthalte etwa aufgrund von falscher Medikation oder Dosierung vorzubeugen. Zudem sieht er Apotheken in der Aufgabe vulnerable Bevölkerungsgruppen mit einer »kritischen« Gesundheitskompetenz zu unterstützen.