Was bringt die professionelle Zahnreinigung? |
Eine halbjährliche professionelle Zahnreinigung kann bei Menschen mit Parodontal-Erkrankungen sinnvoll sein. Wichtiger ist allerdings die tägliche Zahnpflege zu Hause. / Foto: Adobe Stock/Catalin Pop
Meist kostet sie dutzende bis über 100 Euro, oft schickt die Praxis alle sechs Monate eine neue Einladung dafür: Die «professionelle Zahnreinigung» ist zum weit verbreiteten Standard für Erwachsene und häufig sogar schon für Kinder geworden. Doch wie groß ist der medizinische Nutzen für gesunde Zähne?
«Eindeutige wissenschaftliche Belege zum medizinischen Nutzen der sogenannten professionellen Zahnreinigung gibt es bisher nicht», sagt Markus Hüttmann von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland zum Tag der Zahngesundheit am 25. September. Wie sinnvoll eine solche Behandlung für die Zahngesundheit ist, sei bislang kaum in aussagekräftigen Studien untersucht.
Hüttmann verweist auf den sogenannten IGeL-Monitor, der über Sinn und Nutzen von ärztlichen Leistungen aufklärt. «Was bringt es, sich die Zähne und Zahnzwischenräume säubern, von Belägen befreien, polieren und fluoridieren zu lassen?», wird in einem Bericht von 2012 gefragt. Die Antwort: «unklar». Hüttmann schränkt aber ein: «Die dortige Untersuchung bezieht sich nur auf Erwachsene mit gesunden Zähnen und nicht auf Menschen mit Parodontal-Erkrankungen.» Hinter dem IGeL-Monitor steht der Medizinische Dienst der Krankenkassen.
Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Christoph Benz, will die Einstufung so nicht stehen lassen. Das sei stark verkürzt, sagt er. Der medizinische Nutzen sei sehr wohl belegt, es fehle nur an randomisierten kontrollierten Studien (RCT). Diese gelten als Goldstandard zur Nutzenbewertung von Behandlungen.
Stefan Wolfart, Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien an der Uniklinik RWTH Aachen, verweist auf Hilfe für Patienten mit erkranktem Zahnfleisch. Für sie könne die professionelle Zahnreinigung mehrmals im Jahr sinnvoll sein – je nachdem, wie geschädigt die Zähne und wie stark Kariesbakterien aktiv seien. «Sofern ein Patient in der Lage ist, seine Zähne perfekt zu pflegen, ist natürlich auch keine professionelle Zahnreinigung notwendig», sagt Wolfart.