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AV Brandenburg

Von Kritik, Mut und der Kraft des Austauschs

Die aus Apothekersicht hanebüchenen Apothekenreformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) standen im Fokus der diesjährigen Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Brandenburg. Dessen Vorstand sowie die ABDA-Präsidentin schwören auf Protest ein.
AutorKontaktEv Tebroke
Datum 13.11.2023  15:30 Uhr

»Arroganz, Ignoranz und geringe Wertschätzung«: Olaf Behrendt, Vorsitzender des Apothekerverbands Brandenburg (AV), ging mit Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) und dessen politischem Umgang mit den Heilberufen hart ins Gericht. Lauterbachs Liberalisierungspläne des Apothekenmarkts treiben die Apothekerschaft seit Wochen auf die Straßen und standen auch im Zentrum der diesjährigen AV-Mitgliederversammlung am 11. November in Bad Belzig.

Noch nie habe er einen Gesundheitsminister »mit solch einem niedrigen Kommunikationsniveau« erlebt, so Behrendt, unter anderem auch mit Blick auf den Affront des Ministers, als dieser einen Tag vor Beginn des Deutschen Apothekertags (DAT) via Interview in der »Frankfurter Zeitung«(FAZ) seine Apothekenreformpläne kundtat.

Lauterbachs Liberalisierungsvorhaben kritisiert Behrendt auf das Schärfste. Die Reformpläne sehen eine Art »Apotheke light« vor: Das Mehrbesitzverbot soll gelockert werden, Filialen sollen nicht mehr als Voll-Apotheken fungieren, sondern nur noch Teil-Dienste anbieten dürfen: ohne Rezepturen, ohne Notdienste und mittels PTA-Vertretung vor Ort auch ohne approbierte Apothekerinnen und Apotheker. »Der Minister legt die Axt an die Grundfesten des Apothekenwesens«, so Behrendt.

Dagegen gelte es konsequent aufzubegehren. Lauterbach ignoriere den Willen des Gesetzgebers, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken. Das Gegenteil sei der Fall, durch die Filialisierung würde das Netz weiter geschwächt, wie zuletzt Präsidentin Gabriele Regina Overwiening auch mehrfach betont hatte. Von diesen Light-Filialen profitierten lediglich nur die bereits jetzt finanzstarken paar Hundert Hauptapotheken in Deutschland. Die kleinen Einzelapotheken würden mittelfristig auf der Strecke bleiben.

Letztlich drohe die komplette Liberalisierung, diese habe Lauterbach bereits 2008 mit der Aufhebung des Fremdbesitzes gefordert. Nun schlage er also offensichtlich den Kurs ein, den er schon früher propagiert hatte, verkaufe dies aber als Maßnahme zur flächendeckenden Stärkung des Apothekennetzes.

Behrendts Appell: »Wir müssen einig hier herausgehen«

Behrendt appellierte an die Geschlossenheit der Mitglieder, sich an den Protesten zu beteiligen. »Wir müssen einig hier herausgehen.« Der November ist von der ABDA als Protestmonat ausgerufen worden, die Verbände organisieren in ihren Regionen zentrale Kundgebungen: Am 1. November gab es eine gemeinsame Demo der Heilberufe in Erfurt, am 8. November gingen Tausende Apothekenmitarbeiter in Hannover auf die Straße, gleichzeitig demonstrierten die Heilberufe geschlossen in Schwerin für bessere Rahmenbedingungen; am 15. November ist eine Großdemo in Dortmund angemeldet, am 21. November in Stuttgart und am 29. November in Dresden.

Behrendt appellierte an alle Brandenburger Apothekerinnen und Apotheker, mit ihren Teams nach Dresden zu kommen und geschlossen an der Demo teilzunehmen. Zudem forderte der AV-Vorsitzende die Mitglieder auf, offensiv zu kommunizieren: »Gehen Sie auf Abgeordnete zu, klären Sie über die Missstände auf, schildern Sie die Probleme.«

Dazu ermutigte auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in ihrer Ansprache. Sie appellierte an die Mitgliederversammlung, am Ball zu bleiben, zu kämpfen, den Mut auf positive Veränderung nicht aufzugeben. Es gehe vor allem jetzt darum, auf Landesebene einzelne Politiker und Politikerinnen für die Belange der Apothekerschaft zu gewinnen. »Lassen Sie sich nicht entmutigen, zeigen Sie Selbstbewusstsein!«

Overwiening: »Kein Bedarf an Filialen«

Overwiening unterstrich die Wirksamkeit der steten Kommunikation und des politischen Austauschs. Und sie mahnte: »Sprechen Sie nicht in Katastrophen, sondern analysieren Sie, was warum nicht geht.« Zurzeit gebe es 348 Apothekeninhaberinnen und -inhaber, die jeweils drei Filialen haben. Lauterbachs Angebot der Filialisierung würde letztlich nur diesen ohnehin sehr kaufmännisch orientierten Inhabern nützen. Alle anderen hätten keinen Bedarf oder keine Mittel für weitere Filialen.

Es gehe grundsätzlich darum, zu kommunizieren und zu erklären, damit die Abgeordneten die Situation richtig einordnen und sich dann für die Probleme der Apotheken politisch effektiv einsetzen könnten. Erst kürzlich habe sie etwa auf kommunaler Ebene wieder einer Politikerin dargelegt, was es mit der Null-Retax auf sich habe. Stetiger offener Austausch sei aber auch innerhalb der Apothekerschaft notwendig. Es gehe darum, Schnittmengen zu finden, Dissense würden zwar bespielt, aber es gehe darum, die Gemeinsamkeiten zu benennen, den Konsens zu finden. »Das bringt den Zusammenhalt!«

Mit Blick auf Lauterbach und Co. sagt die ABDA-Präsidentin: »Es frustriert, dass die Politik nicht mit uns in den Dialog tritt.« Dabei sei der Austausch aber befruchtend für die Politik, weil die Apothekerschaft als Garant einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung dazu beitrage, den sozialen Frieden zu sichern, und zudem benennen könne, wo der Schuh drückt. Aber: »Unsere intrinsische Motivation zu helfen, ist zurzeit nur noch möglich, indem wir selbstausbeuterisch arbeiten.«

Das gelte es immer wieder zu verdeutlichen. Ohne eine wirtschaftliche Stärkung mittels besserer Honorierung gehe es nicht. Ansonsten kollabiere das System. Es sei Aufgabe der Politik, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein Kostenanstieg um 60 Prozent in den vergangenen zehn Jahren bei Nullanpassung des Fixums: »Das geht nicht!« Hier gelte es zu kämpfen. Dran zu bleiben. Der Weg öffne sich, ist Overwiening überzeugt. »Mit jedem Schritt werden sich neue Optionen ergeben.«

Lob für die ABDA-Präsidentin

Genau dieser Kampfesgeist der ABDA-Präsidentin ist es, den Behrendt dann auch lobend hervorhob. Der AV-Vorsitzende zeigte sich sehr beeindruckt von der Arbeit der ABDA, ihrer Präsidentin und der Öffentlichkeitsarbeit. Und würdigte das Engagement unter hohem Leistungsdruck. Die politische Arbeit habe sich grundlegend geändert, das Aufgabenspektrum sich enorm erhöht. Corona-Pandemie, große Gesetzesfülle in enger Taktung der Vorlagen, dauerhaft schwierige Verhandlungssituation mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). »Ja, die ABDA kostet Geld«, so Behrendt. Für 2024 habe es »dramatische Beitragserhöhungen« gegeben. »Aber dazu stehe ich«, unterstrich der Vorsitzende. Einmal könne man das machen.

Mit Blick auf die geplante Strukturreform der ABDA sagte Behrendt, »ich sehe uns auf einem guten Weg«. Laut Overwiening soll die Reform, die eine Verschlankung der ABDA-Strukturen vorsieht und damit eine schnellere Entscheidungsfähigkeit, im Sommer 2024 final zur Abstimmung stehen.

Was konkret die Arbeit des Brandenburger Apothekerverbands betrifft, so wird es im kommenden Jahr Veränderungen an der Spitze geben. Im Zuge des Ausblicks auf das kommende Jahr kündigte Behrendt an, zur Mitte 2024 hin sein Amt des Vorsitzenden zur Verfügung stellen zu wollen. Er war 2017 an die Spitze gewählt worden.

Was den Haushalt 2024 betrifft, so konnte Behrendt positive Nachrichten verkünden. Demnach sind für die AV-Mitglieder keine zusätzlichen Belastungen vorgesehen, die Beiträge bleiben stabil, beziehungsweise sinken sogar leicht gegenüber 2023. Und noch eine erfreuliche Nachricht hatte Behrendt im Gepäck: Der Verband ernannte Hansjörg Fabritz, Vizepräsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, zum Ehrenmitglied. Der Verband würdigte damit Fabritz´ großen Einsatz für die gute Zusammenarbeit zwischen LAV und LAK.

 

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