Von genesenen Covid-19-Patienten für die Impfung lernen |
Theo Dingermann |
24.08.2022 11:00 Uhr |
Mit Blick auf die Bedeutung des derzeit dominierenden BA.5-Stammes testeten die Forschenden dann auch noch die Neutralisierungskapazität der Patientenseren gegen BA.5. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass die Proben vor dem Auftauchen von BA.5 gesammelt wurden und dass die Infektion der meisten Patienten, die sich mit Omikron infiziert hatten, durch BA.1 ausgelöst worden war.
Es zeigte sich, dass bei Omikron-Patienten nAB-Titer gegen BA.5 zwar nachweisbar, aber sowohl bei geimpften als auch bei ungeimpften Patienten deutlich geringer ausfielen als die Titer gegen BA.1 und BA.2. Diese Beobachtung deuten die Autoren als ein Argument für den Zusatz einer BA.5-Komponente in einem angepassten Impfstoff.
Generell plädieren die Autoren für das Vorhandensein eines Omikron-Antigens in einem angepassten Impfstoff. Denn die Daten der Studie zeigen, dass eine Omikron-Infektion bei ungeimpften ebenso wie bei geimpften Patienten eine ausgewogenere nAB-Bildung gegen Omikron-Varianten induziert. Dies darauf hindeuten, dass das Problem der »antigenen Erbsünde« bei Covid-Impfungen nicht besonders ausgeprägt ist.
Allerdings weisen die Autoren auf ein Caveat zu ihrer Studie hin, da die von ihnen ermittelten Ergebnisse bei hospitalisierten Patienten erhoben wurden, die zum Zeitpunkt der Serumspende höchstwahrscheinlich hohe Konzentrationen an infizierten Zellen und Antigen aufwiesen, die eine wirksame Primärreaktion auf Omikron induzierten. Sie erachten es daher als unwahrscheinlich, dass eine einmalige Immunisierung mit einem Omikron-Impfstoff ähnlich wirksam sein wird und spekulieren, dass als Konsequenz wohl zwei Impfungen erforderlich sein könnten, um ausreichend naive B-Zellen zu aktivieren. Außerdem stellen sie die Frage, ob es sinnvoll ist, dass angepasste Impfstoffe auch ein Antigen des ursprünglichen WA1-Stamms enthalten sollten.
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