Vielstoffgemische als Vieleskönner |
Standardisierte Pflanzenextrakte haben zur Hustentherapie bessere Daten vorzuweisen als chemisch-synthetische Arzneistoffe. / © Getty Images/Thomas Demarczyk
Laut der S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie ist die systemische Therapie mit Phytopharmaka für Erkältungshusten und akute Bronchitis empfehlenswert, »da einige pflanzliche Präparate Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien für eine Linderung der Intensität und ein schnelleres Abklingen des Hustens gegenüber Placebo haben«.
Konkret nennt die Leitlinie Zubereitungen mit Extrakten von Efeu (wie Prospan®), mit Kombinationen aus Efeu und Thymian (wie Bronchipret® Tropfen) sowie Primel und Thymian (wie Bronchipret® TP Tabletten), zudem solche aus Pelargonium sidoides (wie Umckaloabo®) sowie aus Myrtol und Cineol (wie Gelomyrtol® forte). Die Datenlage für diese Phytopharmaka, so halten die Leitlinienautoren fest, sei häufig besser als für synthetische Substanzen. Die Wirksamkeitsbelege seien freilich extraktgebunden.
Diese Pflanzenauszüge haben laut klinischen Studien einen rund zwei Tage schnelleren Heilungsverlauf von Atemwegsinfekten. Des Weiteren verfügt die Senfölglykosid-haltige Zubereitung aus gepulvertem Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel (Angocin® Anti-Infekt) über gute Studiendaten bei Bronchitis und Rhinosinusitis. Zwar ist auch 1,8-Cineol (Sinolpan® forte, Soledum®) für beide Indikationen geeignet und wird auch von der Husten-Leitlinie als pflanzliches Arzneimittel mit Evidenz aufgeführt, doch aus pharmazeutischer Sicht kann Cineol als isolierte Monosubstanz kein Phytopharmakon sein.
Könnten Phytopharmaka, die aus mehreren Extrakt-Komponenten bestehen, einen größeren therapeutischen Nutzen als Einzelextrakte haben? Diese Fragestellung war bislang nicht untersucht. Aufschluss hat nun eine aktuelle direkte Vergleichsstudie ergeben. Dabei wurde der Efeu-Spezialextrakt EA 575® gegen den Fluidextrakt aus Efeublättern und Thymiankraut (Bronchipret® Tropfen) sowie den Fluidextrakt aus Thymiankraut und Primelwurzeltinktur (Bronchicum® Topfen) getestet.
An der nicht verblindeten Multizenterstudie nahmen 328 erwachsene Patienten mit einer diagnostizierten akuten Bronchitis und einem Bronchitis Severity Score (BSS) von mindestens 10 Punkten teil. Sie wurden randomisiert einer Behandlung mit Prospan-Hustentropfen (n = 140), Bronchipret (n = 93) oder Bronchicum (n = 95) zugeteilt. Die Behandlung erfolgte an den ersten sieben Tagen dreimal täglich, gefolgt von einer einwöchigen Nachbeobachtungsphase.
»Der Monoextrakt zeigte über den gesamten Therapieverlauf eine signifikant stärkere Symptomreduktion als der Thymian-Efeu-Extrakt und eine stärkere, aber nicht signifikante Symptombesserung als die Thymian-Primel-Kombination«, fasste Erstautor Dr. Justus de Zeeuw bei einer Pressekonferenz von Engelhard Arzneimittel die Studienergebnisse zusammen. Der BSS reduzierte sich mit Prospan um 9,13 Punkte, mit Bronchipret um 7,69 und mit Bronchicum um 8,59. Für den Einzelextrakt spricht laut de Zeeuw auch sein schnellerer Wirkeintritt: »Die klinisch relevante Besserung der Symptome trat in der Prospan-Gruppe bereits am Tag 2 ein, während das in den anderen Gruppen erst an Tag 3 der Fall war.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.