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Phytotherapie gegen Husten

Vielstoffgemische als Vieleskönner

Die Pflanzenheilkunde hat gegen Erkältungshusten und akute Bronchitis eine ganze Reihe an studiengeprüften Therapieoptionen zu bieten. Als Vielstoffgemische sind sie in ihrer Wirkung breit aufgestellt. Welche Extrakte sind zu empfehlen?
Elke Wolf
04.11.2024  12:00 Uhr

Laut der S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie ist die systemische Therapie mit Phytopharmaka für Erkältungshusten und akute Bronchitis empfehlenswert, »da einige pflanzliche Präparate Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien für eine Linderung der Intensität und ein schnelleres Abklingen des Hustens gegenüber Placebo haben«.

Konkret nennt die Leitlinie Zubereitungen mit Extrakten von Efeu (wie Prospan®), mit Kombinationen aus Efeu und Thymian (wie Bronchipret® Tropfen) sowie Primel und Thymian (wie Bronchipret® TP Tabletten), zudem solche aus Pelargonium sidoides (wie Umckaloabo®) sowie aus Myrtol und Cineol (wie Gelomyrtol® forte). Die Datenlage für diese Phytopharmaka, so halten die Leitlinienautoren fest, sei häufig besser als für synthetische Substanzen. Die Wirksamkeitsbelege seien freilich extraktgebunden.

Diese Pflanzenauszüge haben laut klinischen Studien einen rund zwei Tage schnelleren Heilungsverlauf von Atemwegsinfekten. Des Weiteren verfügt die Senfölglykosid-haltige Zubereitung aus gepulvertem Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel (Angocin® Anti-Infekt) über gute Studiendaten bei Bronchitis und Rhinosinusitis. Zwar ist auch 1,8-Cineol (Sinolpan® forte, Soledum®) für beide Indikationen geeignet und wird auch von der Husten-Leitlinie als pflanzliches Arzneimittel mit Evidenz aufgeführt, doch aus pharmazeutischer Sicht kann Cineol als isolierte Monosubstanz kein Phytopharmakon sein.

Efeu mono versus Kombi 

Könnten Phytopharmaka, die aus mehreren Extrakt-Komponenten bestehen, einen größeren therapeutischen Nutzen als Einzelextrakte haben? Diese Fragestellung war bislang nicht untersucht. Aufschluss hat nun eine aktuelle direkte Vergleichsstudie ergeben. Dabei wurde der Efeu-Spezialextrakt EA 575® gegen den Fluidextrakt aus Efeublättern und Thymiankraut (Bronchipret® Tropfen) sowie den Fluidextrakt aus Thymiankraut und Primelwurzeltinktur (Bronchicum® Topfen) getestet.

An der nicht verblindeten Multizenterstudie nahmen 328 erwachsene Patienten mit einer diagnostizierten akuten Bronchitis und einem Bronchitis Severity Score (BSS) von mindestens 10 Punkten teil. Sie wurden randomisiert einer Behandlung mit Prospan-Hustentropfen (n = 140), Bronchipret (n = 93) oder Bronchicum (n = 95) zugeteilt. Die Behandlung erfolgte an den ersten sieben Tagen dreimal täglich, gefolgt von einer einwöchigen Nachbeobachtungsphase.

»Der Monoextrakt zeigte über den gesamten Therapieverlauf eine signifikant stärkere Symptomreduktion als der Thymian-Efeu-Extrakt und eine stärkere, aber nicht signifikante Symptombesserung als die Thymian-Primel-Kombination«, fasste Erstautor Dr. Justus de Zeeuw bei einer Pressekonferenz von Engelhard Arzneimittel die Studienergebnisse zusammen. Der BSS reduzierte sich mit Prospan um 9,13 Punkte, mit Bronchipret um 7,69 und mit Bronchicum um 8,59. Für den Einzelextrakt spricht laut de Zeeuw auch sein schnellerer Wirkeintritt: »Die klinisch relevante Besserung der Symptome trat in der Prospan-Gruppe bereits am Tag 2 ein, während das in den anderen Gruppen erst an Tag 3 der Fall war.«

Schutzschild Pelargonium

Ebenfalls die Bronchitis-spezifischen Symptome sowie Hustenstöße und Auswurf reduzieren Auszüge der Wurzel der Kapland-Pelargonie mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 1:8-10 und 11-prozentigem Ethanol als Auszugsmittel (wie Umckaloabo®, Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen). Zahlreiche valide Studien bestätigen dem Spezialextrakt EPs® 7630, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder mit akuter Bronchitis ab einem Jahr von der Einnahme profitieren.

Bislang ist Umckaloabo® nur zur Behandlung der akuten Bronchitis zugelassen. Hersteller Schwabe führt jedoch weitere Studien durch, die auf einen Nutzen auch bei Infekten der höheren Atemwege hinweisen, wie einer akuten Rhinosinusitis oder Pharyngitis. Das liegt laut Professor Dr. Peter Gündling am breiten Wirkspektrum des Spezialextrakts EPs® 7630. Besonders hervorzuheben: »Er wirkt gegen ein breites Spektrum an (Erkältungs-)viren wie Rhino- und Influenzaviren oder SARS-CoV-2 und unterstützt die Abwehrkräfte, bevor sich eine Infektion ausgebreitet hat. Der Extrakt ist in der Lage, sowohl das Eindringen in als auch das Ausschleusen von Viren aus Schleimhautzellen zu verhindern. Eine Wirkung, die kein chemisch definierter Arzneistoff besitzt«, sagte der niedergelassene Mediziner aus Idstein bei einer Pressekonferenz von Schwabe.

So hemmt der Extrakt den Zelleintritt etwa von Influenzaviren, indem er deren Hämagglutinin-Andockstellen besetzt. Nach der Replikation in der Zelle wird der Austritt per Neuraminidase-Hemmung erschwert. Durch die Stimulation von Interferon ß schützt er zudem nicht nur Zellen vor der Zerstörung, sondern aktiviert auch die natürlichen Killerzellen der körpereigenen Abwehr. So entstehen insgesamt weniger Viren und die Belastung wird eingedämmt. Neue Studien zeigen auch, dass der Spezialextrakt das Risiko für einen späteren Antibiotika-Einsatz aufgrund einer Superinfektion signifikant verringert.

Öle gegen Covid-19

Dass Phytopharmaka auch gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 etwas auszurichten vermögen, hat Gelomyrtol® forte unter Beweis gestellt. Im Zentrum der Wirkung des Mischspezialdestillats auf Basis rektifizierter Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöle (Spezialdestillat ELOM-080) steht die Aktivierung der mukoziliären Clearance, also des natürlichen Schutz- und Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege, und zwar um 46 Prozent.

Inwieweit sich das klinisch bemerkbar macht, zeigt eine 2022 veröffentlichte Studie. Dabei benötigten hospitalisierte, sauerstoffpflichtige und an Covid-19 erkrankte Patienten, die ELOM-080 zusätzlich zur Basistherapie erhielten, bereits in der zweiten Hospitalisierungswoche signifikant weniger zusätzlichen Sauerstoff als die Teilnehmenden der Placebogruppe. Zudem litten die Patienten der Verumgruppe nach Entlassung signifikant weniger unter Atemnot bei Belastungen wie Treppensteigen. Die Verbesserung der Ateminsuffizienz spielt für die physiologische und psychische Long-Covid-Ausheilung eine wichtige Rolle.

Derzeit läuft eine doppelverblindete, placebokontrollierte Multicenterstudie, die der Frage nachgeht, ob sich durch den Einsatz von ELOM-080 auch der Krankheitsverlauf von 121 ambulanten Coronapatienten mit ausgeprägter Hustensymptomatik verbessert. Die Publikation steht kurz bevor.

 

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