Verstopfung in der Schwangerschaft |
Besteht trotz konsequenter Umsetzung der Basismaßnahmen eine Verstopfung, können Füll- und Quellmittel versucht werden, zum Beispiel Leinsamen (etwa Linusit®) oder Flohsamenschalen (etwa Mucofalk®). Sie erhöhen die Füllung des Darms und regen so die Peristaltik an. Wichtig ist hierbei, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei unzureichender Wirkung stellt in der Schwangerschaft laut Embryotox Lactulose (zum Beispiel Bifiteral®) das Mittel der Wahl dar. Alternativ kann auch Macrogol (zum Beispiel Movicol®) eingesetzt werden. Beide wirken osmotisch, indem sie Wasser im Darmlumen binden. Dadurch wird der Darminhalt aufgeweicht. Auch hier ist es ratsam, zunächst mit geringen Dosierungen zu beginnen und diese dann entsprechend der Verträglichkeit und Wirkung zu steigern, da es andernfalls zu Blähungen kommen kann.
Erst wenn die genannten Maßnahmen nicht den erhofften Erfolg gebracht haben, sollten stimulierende Laxanzien wie Bisacodyl (etwa Dulcolax®) oder Natriumpicosulfat (etwa Laxoberal®) angewendet werden. Als Prodrugs werden sie im Darm zu ihren jeweiligen wirksamen Metaboliten umgewandelt. Das bedeutet: Ihre Wirkung setzt erst nach sechs bis zwölf Stunden (Bisacodyl) beziehungsweise zehn bis zwölf Stunden (Natriumpicosulfat) ein. Beide Wirkstoffe stimulieren die Darmperistaltik. Außerdem vermindern sie die Resorption von Wasser aus dem Darm und steigern die Sekretion von Wasser und Elektrolyten in das Darmlumen. Das Stuhlvolumen steigt, die Stuhlkonsistenz wird weicher. Stimulierende Laxanzien sollten nur kurzzeitig angewendet werden, damit es nicht zu Wasser- und Elektrolytverlusten kommt.
Auch Glycerol in Form von Suppositorien (etwa Glycilax®) stellt eine Option dar. Es wirkt stuhlerweichend und erhöht die Gleitfähigkeit des Stuhls. Als ebenfalls akzeptabel stuft Embryotox Glaubersalz sowie rektal angewendetes Mannitol oder Sorbitol ein.
Keine Empfehlung gibt es hingegen für pflanzliche Abführmittel, die Anthrachinon-Derivate enthalten, also Sennesblätter, Rhabarberwurzel, Faulbaumrinde und Aloe, sowie für Paraffinum und Rizinusöl. Zwar ergaben sich bei Sennesblättern, Aloe und Rizinusöl im ersten Trimenon keine Hinweise auf eine teratogene oder fetotoxische Wirkung, doch werden im zweiten und dritten Trimenon eine stimulierende Wirkung auf die Uterusmuskulatur und ein intrauteriner Mekoniumabgang beim Feten diskutiert. Zur Erläuterung: Mekonium (Kindspech) wird in der Regel erst nach der Geburt ausgeschieden. Gelangt es bereits vorher in das Fruchtwasser, besteht das Risiko für ein Mekonium-Aspirationssyndrom, das beim Neugeborenen zu Atembeschwerden bis hin zu Atemnot führen kann.