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Selbstmedikation

Verstopfung in der Schwangerschaft

Obstipation ist ein häufiges Problem während der Schwangerschaft. Doch es lässt sich gegensteuern. Ein Überblick über die Möglichkeiten der Selbstmedikation.
Maria Pues
26.09.2023  09:30 Uhr

Bis zu 40 Prozent der Schwangeren klagen im Verlauf der Schwangerschaft über Schwierigkeiten beim Stuhlgang. Laut der aktualisierten S2k-Leitlinie »Chronische Obstipation« der Deutschen Gesellschaft für Gastroentero­logie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroentero­logie & Motilität (DGNM) treten die ­Beschwerden am häufigsten im zweiten Trimenon auf, also in der 14. bis 26. Schwangerschaftswoche.

Verschiedene Ursachen werden hierbei diskutiert. Zu diesen gehört eine vermehrte Ausschüttung von unter anderem Progesteron und Estrogen, die mit einem verminderten Tonus der Darmmuskulatur und einer verminderten Darmperistaltik einhergehen. Der langsamere Transport des Stuhls begünstigt eine vermehrte Resorption von Wasser und Natrium-Ionen und damit eine festere Stuhlkonsistenz. Auch verminderte körperliche Bewegung und der Platzbedarf des wachsenden Fetus können dazu beitragen.

Als größten Risikofaktor für die Entwicklung einer Obstipation während der Schwangerschaft nennt die Leit­linie entsprechende Beschwerden bereits vor Beginn der Schwangerschaft. Grundsätzlich gilt außerdem: Eine ­geregelte Verdauung trägt nicht nur maßgeblich zum allgemeinen Wohl­befinden bei. In der Schwangerschaft ist sie auch vor dem Hintergrund eines weiteren Beschwerdekomplexes wichtig: So werden auch Hämorrhoidal­leiden durch eine Schwangerschaft begünstigt; eine anhaltende Obstipation kann diese weiter verschlechtern.

Ausreichend trinken, ballaststoffreich ernähren

Ausreichend Flüssigkeit, regelmäßige Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung: Zu diesen allgemeinen Basismaßnahmen raten sowohl Leitlinie als auch Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Em­bryonaltoxikologie der Berliner Charité. Ausreichend Flüssigkeit bedeutet während der Schwangerschaft circa 1,4 Liter, in der Stillzeit 1,7 Liter. Eine Flüssigkeitsaufnahme darüber hinaus sei zur Behandlung einer Obstipation nicht zu empfehlen, so die Leitlinie.

Auch die Menge an Ballaststoffen in der Ernährung sollte erfragt werden. Mindestens 30 g pro Tag lautet hier die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Frauen, die regelmäßig Vollkornprodukte statt Weißmehlerzeugnisse, Hülsenfrüchte sowie täglich fünf Portionen Gemüse und Obst zu sich nehmen, tun viel für eine geregelte Verdauung.

Wer seine Ernährung entsprechend ändern möchte, sollte dies schrittweise tun. Denn der Darm reagiert auf un­gewohnte Mengen an Ballaststoffen mitunter mit unangenehmen Blähungen. Viele Betroffene beenden ihre ­Bemühungen dann vorschnell mit der Begründung: »Vertrage ich nicht.« Ähn­liches gilt für die körperliche Bewegung: Einschleichend zu dosieren, ­erhöht die Chancen auf Erfolg. Auch nach »stopfenden« Lebensmitteln und Arzneimitteln beziehungsweise Nahrungsergänzungsmitteln sollte gefragt werden. Zu diesen gehören beispielsweise Bananen und Schokolade. Wer an Obstipation leidet, sollte auf sie – zumindest vorübergehend – verzichten. Auch Eisenpräparate kommen als »stopfend« infrage. Hier sollte der Arzt die Notwendigkeit und die Dosierung überprüfen.

Diese Abführmittel sind geeignet

Besteht trotz konsequenter Umsetzung der Basismaßnahmen eine Verstopfung, können Füll- und Quellmittel versucht werden, zum Beispiel Lein­samen (etwa Linusit®) oder Floh­samenschalen (etwa Mucofalk®). Sie erhöhen die Füllung des Darms und ­regen so die Peristaltik an. Wichtig ist hierbei, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei unzureichender Wirkung stellt in der Schwangerschaft laut Embryotox Lactulose (zum Beispiel Bifiteral®) das Mittel der Wahl dar. Alternativ kann auch Macrogol (zum Beispiel Movicol®) eingesetzt werden. Beide wirken osmotisch, indem sie Wasser im Darmlumen binden. Dadurch wird der Darminhalt auf­geweicht. Auch hier ist es ratsam, zunächst mit geringen Dosierungen zu beginnen und diese dann entsprechend der Verträglichkeit und Wirkung zu steigern, da es andernfalls zu Blähungen kommen kann.

Erst wenn die genannten Maßnahmen nicht den erhofften Erfolg gebracht haben, sollten stimulierende Laxanzien wie Bisacodyl (etwa Dul­colax®) oder Natriumpicosulfat (etwa ­Laxoberal®) angewendet werden. Als Prodrugs werden sie im Darm zu ihren jeweiligen wirksamen Metaboliten umgewandelt. Das bedeutet: Ihre Wirkung setzt erst nach sechs bis zwölf Stunden (Bisacodyl) beziehungsweise zehn bis zwölf Stunden (Natriumpicosulfat) ein. Beide Wirkstoffe stimulieren die Darmperistaltik. Außerdem vermindern sie die Resorption von Wasser aus dem Darm und steigern die Sekre­tion von Wasser und Elektrolyten in das Darmlumen. Das Stuhlvolumen steigt, die Stuhlkonsistenz wird weicher. ­Stimulierende Laxanzien sollten nur kurzzeitig angewendet werden, damit es nicht zu Wasser- und Elektrolytverlusten kommt.

Auch Glycerol in Form von Suppositorien (etwa Glycilax®) stellt eine ­Option dar. Es wirkt stuhlerweichend und erhöht die Gleitfähigkeit des Stuhls. Als ebenfalls akzeptabel stuft Embryotox Glaubersalz sowie rektal angewendetes Mannitol oder Sorbitol ein.

Keine Empfehlung gibt es hingegen für pflanzliche Abführmittel, die Anthra­chinon-Derivate enthalten, also Sennesblätter, Rhabarberwurzel, Faulbaumrinde und Aloe, sowie für Paraffinum und Rizinusöl. Zwar ergaben sich bei Sennesblättern, Aloe und Rizinusöl im ersten Tri­menon keine Hinweise auf eine teratogene oder fetotoxische Wirkung, doch werden im zweiten und dritten Trimenon eine stimulierende Wirkung auf die Uterusmuskulatur und ein intrauteriner Mekonium­abgang beim Feten diskutiert. Zur Erläuterung: Mekonium (Kindspech) wird in der ­Regel erst nach der Geburt ausgeschieden. Gelangt es bereits vorher in das Fruchtwasser, besteht das Risiko für ein Mekonium-Aspirationssyndrom, das beim Neugeborenen zu Atembeschwerden bis hin zu Atemnot führen kann.

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