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Erwähnung findet in der DEGAM-Leitlinie ein Kombinationspräparat aus Baldrianwurzel (4 mg Baldriansäure), Hopfenzapfen (0,8 mg Flavonoide) und Jujubesamen (2 mg Triterpensaponine) (2). Dieses zeigte in einer kleinen Studie positive Effekte auf Tagesmüdigkeit. Da die Kombination aller drei Arzneipflanzen in Deutschland nicht als Fertigarzneimittel erhältlich ist, kann die Apotheke als Alternative nur Präparate mit Baldrian und Hopfen anbieten. Diese bieten eher eine Orientierung in der Therapie als eine Heilung.
Auch Lavendelblüten, Melissenblätter und Passionsblumenkraut wirken schlafunterstützend. Sie haben vergleichsweise wenige Neben- und Wechselwirkungen, eine große therapeutische Breite und kein Abhängigkeitspotenzial. Der Patient muss sie ausreichend hoch dosiert und kontinuierlich über einen längeren Zeitraum einnehmen. Bei leichten depressiven Verstimmungen, die die Schlafqualität ebenfalls beeinflussen können, kann das Apothekenteam Johanniskraut-Extraktpräparate empfehlen. Jedoch sollte auf das Interaktionspotenzial mit anderen Arzneimitteln geachtet und hingewiesen werden.
Natürlich kann das Apothekenteam auch zur Schlafhygiene beraten, denn schlechter oder zu wenig Schlaf kann die Ursache des Problems sein. So fühlen sich Patienten tagsüber häufig müde, unkonzentriert und weniger leistungsfähig. Alkohol- und Kaffeekonsum verstärken die Probleme. Die optimale Schlafzimmertemperatur liegt zwischen 16 und 20 Grad. Die Schlafdauer ist individuell sehr unterschiedlich. Die Nutzung von digitalen Medien ist kurz vor dem Schlafengehen und während der Nacht tabu. Feste Einschlafrituale können helfen, den Tag abzuschließen und sich zu entspannen.
In der Patienteninformation, zugehörig zur Leitlinie, heißt es weiter: Müdigkeit ist behandelbar: Meist verlangt dies Änderungen in der Lebensweise und des Tagesablaufs. Erfolge treten allerdings nicht von heute auf morgen auf.
Daniel Finke ist Fachapotheker für Allgemeinpharmazie sowie AMTS-Manager. Von November 2015 bis Juni 2019 war er stellvertretender Filialleiter der Burg-Apotheke in Nienborg bei Münster. Danach wechselte er nach Osnabrück in eine öffentliche Apotheke mit Schwerpunkt Rheumatologie und Onkologie. Finke arbeitet seit 2015 als unabhängiger Referent für zahlreiche Apothekerkammern, Verbände und Pflegeeinrichtungen, wobei im Fokus insbesondere praxisrelevante Themen, vor allem aus der Selbstmedikation, stehen. Zudem betreut er Pharmazeuten im Praktikum in Arbeitszirkeln der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.