Urologen gegen Sildenafil ohne Rezept |
Daniela Hüttemann |
30.06.2023 07:00 Uhr |
Erektionsstörungen hängen oft mit zugrunde liegenden Erkrankungen wie Diabetes oder Gefäßschäden zusammen. Daher sollten sich betroffene Männer immer auch von einem Arzt durchchecken lassen. / Foto: Getty Images/Pornpak Khunatorn
Im Januar 2022 stand Sildenafil in der Indikation erektile Dysfunktion schon einmal auf der Tagesordnung des Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht, in einer Dosierung von 50 mg (maximal vier Tabletten pro Packung). Damals lehnten die Sachverständigen, unter denen viele Ärzte vertreten sind, die Entlassung aus der Verschreibungspflicht einstimmig ab. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sprach sich dagegen aus. In der Regel ist mit einem so eindeutigen Votum das Thema OTC-Switch erst einmal vom Tisch.
Neben gesundheitlichen Gründen geht es aber beim Potenzmittel Sildenafil (bekannt geworden als Viagra®) auch um die Eindämmung des illegalen Online-Handels mit entsprechenden teils gefälschten, gefährlichen Präparaten. Daher kündigte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im vergangenen Herbst an, das Thema entgegen der Empfehlung des Ausschusses, die nicht bindend ist, zu forcieren. Passiert ist, soweit bekannt, bisher jedoch nichts. Eine weitere Diskussion im Sachverständigenausschuss würde es dafür aber auch gar nicht brauchen.
Nun steht Sildenafil trotzdem wieder auf der Tagesordnung des Sachverständigenausschusses, dieses Mal die Packung mit vier Tabletten à 25 mg. Wie es dazu kam, ist nicht bekannt. Prinzipiell kann dort jeder einen Antrag stellen, ob Hersteller, Behörde, Fachgesellschaft oder Privatperson.
Vorvergangene Woche war im Rahmen eines Satellitensymposiums des Hauptstadtkongresses ein Gutachten im Auftrag von Viagra-Hersteller Viatris präsentiert worden, das positive Auswirkungen eines OTC-Switches von Sildenafil verspricht. Auch Holger Seyfarth, Vorsitzender des Apothekerverbands Hessen, sowie der Urologe Dr. Tobias Jäger aus Essen, Vorstand der Gesellschaft für Mann und Gesundheit, hatten sich dort dafür ausgesprochen.