Unterschätzte Muskelerkrankung |
Die Wahl der Therapie richtet sich nach der jeweiligen Form, dem Schweregrad der Symptome und den Begleiterkrankungen. Vollständig geheilt werden können die Autoimmunerkrankungen aber nicht. Zur Behandlung setzen Ärzte verschiedene Medikamente ein, hauptsächlich off Label. Eine zentrale Rolle spielt die Immunsuppression, um die Fehlsteuerung des Immunsystems zu bekämpfen. Glucocorticoide wie Prednison, Methylprednisolon, Prednisolon sind für Polymyositis, Dermatomyositis, nekrotisierende Myopathie und Überlappungsstörungen in unterschiedlichem Ausmaß geeignet. In schweren Fällen oder wenn Glucocorticoide allein nicht ausreichen, kommen andere Immunsuppressiva wie Methotrexat, Azathioprin oder Mycophenolat-Mofetil zum Einsatz.
Ein weiterer Baustein der Therapie sind intravenöse Immunglobuline, insbesondere bei Patienten, bei denen immunsuppressive Medikamente nicht ausreichend wirken. Speziell für die Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver Dermatomyositis ist normales Immunglobulin vom Menschen (IVIg, octagam 10%) zugelassen.
Um den optimalen Behandlungsplan zu erstellen, wägen Ärzte stets die Risiken der teils mit schweren Nebenwirkungen einhergehenden Arzneimittel gegen den therapeutischen Nutzen ab.
Patienten mit Myositis sollten körperlich aktiv sein, um die Muskelkraft zu erhalten. / © Getty Images/Extreme Media
Weiterhin ist es wichtig, dass Patienten selbst aktiv werden. Regelmäßige Bewegung und individuell angepasste physiotherapeutische Übungen können Entzündungen reduzieren, die Muskelkraft erhalten und verbessern, die Beweglichkeit fördern und Fatigue verringern. Dabei sollten die behandelnden Physiotherapeuten bestenfalls mit Myositis-Erkrankungen vertraut sein und ein auf den Patienten zugeschnittenes Trainingsprogramm entwickeln.
In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass Betroffene aus Angst vor Muskelüberlastung oder Verschlechterung der Erkrankung Bewegung vermeiden. Hier kann das Apothekenteam helfen, Ängste abzubauen und auf die Bedeutung regelmäßiger, moderater Bewegung hinweisen. Bei der Einschlusskörper-Myositis ist Bewegung derzeit sogar die einzige nachweislich effektive Therapiemaßnahme, um den Muskelschwund zu verlangsamen.
Bewegung bringt noch mehr Vorteile. So ist es erwiesen, dass regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko chronischer Erkrankungen wie Typ-II-Diabetes, Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Da diese Erkrankungen sowohl mögliche Komplikationen von Myositis als auch Folgen ihrer Behandlung sein können, kann Bewegung bei betroffenen Personen die Prognose verbessern.
Das Apothekenteam kann weiterhin zu positiven Gewohnheiten wie gesunde Ernährung, Stressabbau, ausreichend Schlaf, die Pflege guter sozialer Beziehungen und befriedigende Hobbys ermutigen. Auch sie können sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Eine frühe Diagnose und eine konsequente Therapie sind in jedem Fall entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und den Patienten möglichst lange Lebensqualität zu erhalten.