Überblick über die an BA.1 angepassten Impfstoffe |
Theo Dingermann |
31.08.2022 11:00 Uhr |
Hinsichtlich der Charakterisierung präsentieren die Unternehmen Daten zu teils deutlich unterschiedlichen Aspekten, sodass die einzelnen Impfstoffe nicht mehr direkt miteinander verglichen werden können. Beide Unternehmen machen aber Angaben zu den wichtigen Kenngrößen GMT, GMR und GMFR. Was steckt dahinter?
Zum besseren Verständnis zwei Beispiele: Induziert ein nicht angepasster Impfstoff einen GMT von 455 und der entsprechende angepasste Impfstoff eine GMT von 1014, errechnet sich daraus eine Geometric Mean Ratio (GMR) von 2,23. Sie besagt, dass der modifizierte Impfstoff mehr als doppelt so viel Antikörper gegen ein bestimmtes Antigen induziert. Somit erlaubt die GMR, zwei verschiedene Impfstoffe miteinander zu vergleichen.
Demgegenüber erfährt man über den GMFR-Wert, wie gut eine Impfung mit einem bestimmten Impfstoff die Immunantwort auffrischt. Liegt der GMT vor der Impfung bei 208,6 und steigt dann durch die Impfung auf 1810,2, errechnet sich daraus ein GMFR-Wert von 8,7. Das bedeutet, dass der mittlere geometrische Titer durch die Impfung um den Faktor 8,7 gestiegen ist.
Sowohl in den Unterlagen von Moderna als auch von Biontech/Pfizer werden GMR-Werte für die modifizierten Impfstoffe im Vergleich zu den nicht modifizierten Impfstoffen gegen das Wildtypvirus und gegen die Omikron-BA.1-Variante angegeben. Die Unterlagen enthalten zudem Angaben zur GMFR. Klinische Daten des angepassten bivalenten Impfstoffs zur Wirksamkeit gegen die Omikron-Untervarianten BA.4/BA.5 liegen bisher nur für den Moderna-Impfstoff vor.
Moderna | Biontech/Pfizer | |
---|---|---|
GMR des monovalenten angepassten Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.1 | 2,23 | |
GMR des bivalenten Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.1 | 1,75 | 1,56 |
GMR des bivalenten Impfstoffs bezogen auf das Wildtypvirus | 1,22 | 1,41 |
GMR des bivalenten Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.4/BA.5 | 1.69 | |
GMFR des angepassten monovalenten Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.1 | 13,5 | |
GMFR des angepassten bivalenten Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.1 | 7,8-fach (< 65 Jahre) bis 8,1-fach (> 65 Jahre) | 9,1-fach |
GMFR des nicht angepassten (Original-)Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.1 | 4,11-fach (< 65 Jahre) bis 4,8-fach (> 65 Jahre) | |
GMFR des angepassten bivalenten Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.4/5 | 6,3-fach | |
GMFR des nicht angepassten (Original-)Impfstoffs bezogen auf Omikron BA.4/5 | 3,5-fach | |
GMFR des angepassten bivalenten Impfstoffs bezogen auf das Wildtypvirus | 4,7-fach (< 65 Jahre) bis 4,8-fach (> 65 Jahre) | 6,9-fach |
GMFR des nicht angepassten (Original-)Impfstoffs bezogen auf das Wildtypvirus | 3,4-fach (< 65 Jahre) bis 4,0-fach (> 65 Jahre) | 8,7-fach |
Diese Daten lassen erkennen, dass man bei den bispezifischen Impfstoffen mit einer etwa doppelt so guten Wirksamkeit hinsichtlich der spezifischen Immunantwort gegen die Omikron-Untervariante BA.1 rechnen kann. Das ist weniger als viele Experten gehofft hatten. Dafür gibt es mehrere potenzielle Gründe, über die die PZ bereits berichtet hat.