Trocken oder produktiv ist nicht mehr die Frage |
Während Antibiotika beim akuten Erkältungshusten in der Regel nicht indiziert sind, verfügen mehrere Phytotherapeutika, Ambroxol und Dextromethorphan über »akzeptable randomisierte kontrollierte Studien, die eine Verkürzung der Dauer und/oder die Senkung der Intensität des Hustens bei der akuten Bronchitis belegen«, heißt es in der Leitlinie. Wenn man Regeln aufstellen wollte, nach denen Apotheker in der Beratung vorgehen sollen, dann sind nur »Präparate mit nachgewiesener Wirksamkeit abzugeben«. Am besten prüft jede Apotheke für ihr Sortiment die Evidenz und erstellt Beratungsleitfäden für den individuellen Einsatz.
Unter den chemisch-synthetischen »protussiv/expektorationsfördernden« Wirkstoffen verfügt nur Ambroxol über eine entsprechende Datenlage und ist deshalb erstmals in die fachärztliche Leitlinie integriert worden. Und was ist mit N-Acetylcystein? »N-Aceytlcystein ist zwar der in Deutschland meist eingesetzte Arzneistoff gegen Husten, hat aber eine schlechte Studienlage«, so Kardos. Das dürfte der Grund dafür sein, dass es in der Leitlinie heißt: »Die Datenlage für die Phytopharmaka für die Indikation akute Bronchitis ist häufig besser als für synthetische Expektoranzien.« Konkret nennt die Leitlinie Zubereitungen aus Efeu, Cineol, Myrtol, Pelargonium sidoides, die Kombinationen aus Efeu und Thymian sowie Primel und Thymian. Die Leitlinie versäumt nicht darauf hinzuweisen, dass die Wirksamkeitsbelege extraktgebunden sind.
Zur antitussiven Therapie empfiehlt der Pneumologe Dextromethorphan. »Der einzige hustendämpfende Arzneistoff mit valider Studienlage ist das in Deutschland nicht sehr populäre Dextromethorphan, mit dem man schon mit 60 mg pro Tag einen günstigen Effekt erzielt.« Codein, Dihydrocodein und Morphin wirken laut Kardos beim Erkältungshusten nicht besser als Placebo. Antitussiva eignen sich laut Leitlinie ergänzend für einen nächtlichen Einsatz, um quälenden Hustenreiz zu unterdrücken und so den Schlaf möglichst erholsam zu gestalten.