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Statistisches Bundesamt

Trend zur Mutterschaft jenseits der 30 hält an

Seit Jahrzehnten bekommen Frauen ihr erstes Kind immer später, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts passend zum Muttertag am Sonntag belegen. Wissenschaftler haben inzwischen die Ursachen dafür ausgemacht.
dpa
06.05.2022  17:00 Uhr
Trend zur Mutterschaft jenseits der 30 hält an

Frauen in Deutschland werden immer später zum ersten Mal Mutter. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zum bevorstehenden Muttertag (8. Mai) mitteilte, lag das Durchschnittsalter 2020 bei 30,2 Jahren. Damit setzt sich den Angaben zufolge der Trend der vergangenen zehn Jahre nahezu kontinuierlich fort. In rund 10.500 Fällen war eine Frau bei der ersten Entbindung älter als 40 Jahre. Das entspricht 2,9 Prozent der rund 360.000 Erstgeburten. Hingegen hatten lediglich 0,8 Prozent der erstgeborenen Babys eine Mutter, die jünger als 18 Jahre alt war. Zehn Jahre zuvor lag das Durchschnittsalter insgesamt noch bei 29,0 Jahren.

Ursächlich für die Entwicklung ist nach Ansicht von Bevölkerungsforschen eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren. Dazu zählen nach Ansicht von Jasmin Passet-Wittig vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden unter anderem eine immer größer werdende Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt, lange Ausbildungszeiten oder auch wirtschaftliche Unsicherheiten zu Beginn des Berufslebens. «Keinesfalls dreht man an einer einzigen Stellschraube und alles verändert sich», sagt sie.

«Spätestens seit den 1980er-Jahren beobachten wir dieses Phänomen. Die Entwicklung war komplett zu erwarten, denn die entscheidenden Faktoren haben sich nicht geändert», sagt auch Mathias Lerch von der Hochschule Luzern (EPFL), Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Demografische Forschung. Er weist neben der verlängerten Ausbildung vor allem auf Selbstverwirklichung und wirtschaftliche Faktoren hin, etwa die Konsolidierung der eigenen Karriere.

Entsprechend bekommen auch in den anderen Staaten der Europäischen Union Frauen immer später ihr erstes Kind. Am ältesten sind laut Eurostat die Frauen in Italien (31,4 Jahre), gefolgt von Spanien (31,2) und Luxemburg (31,0). Die im Durchschnitt jüngsten Mütter kamen aus Bulgarien (26,4), Rumänien (27,1) und der Slowakei (27,2).

In den 1970er-Jahren sah das noch anders aus: Damals waren die westdeutschen Frauen bei der Geburt des ersten Kindes im Durchschnitt 25 Jahre alt, in der DDR sogar nur 22 Jahre. Doch heute haben viele Frauen und Paare Lerch zufolge die Vorstellung, dass alles schon «fix und fertig sein muss, bevor das erste Kind kommt».

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