Transidente Menschen |
Transgender-Personen passen sich auch äußerlich ihrem gefühlten Geschlecht an, zum Beispiel durch Haarschnitt, Kleidung und Make-up. / Foto: Adobe Stock/michaelheim
Regenbogenflaggen überall und eine gesellschaftliche Diskussion über die Akzeptanz von Menschen anderer Geschlechter und Hautfarben: Ein Teil derer, um die es hier geht, sind transidente Menschen, die oftmals eine Hormontherapie machen und daher als Patienten jeglichen Geschlechts in der Apotheke am HV-Tisch stehen. Für das Apothekenteam ist das oft gar nicht einfach: Wie spricht man einen Menschen an, der weibliche Hormone auf dem Rezept verordnet bekommt, aber eine tiefe männliche Stimme und einen Bartschatten hat? Ist das Frau Huber oder Herr Huber? Hier herrscht oft große Unsicherheit, die nicht zuletzt an zu wenig Wissen und Information über dieses interessante Thema liegt.
Was genau ist eine Transidentität? Eine Betroffene beschreibt es so: »Transidentität ist wie die Händigkeit. Wenn ein Kind anfängt zu malen, dann nimmt es den Stift in die Hand, die sich richtig anfühlt, auch wenn ihm niemand sagt, welche Hand das ist. Das Kind weiß es einfach. Die andere Hand ist die falsche Hand. Genauso ist es mit dem Geschlecht: Man weiß einfach, welche die richtige Geschlechtsidentität ist. Und es fühlt sich falsch an, in der anderen zu leben.« Ein transidenter Mensch wird bei der Geburt wegen seiner körperlichen Geschlechtsmerkmale dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet, erlebt aber im Lauf des Lebens, dass diese Zuordnung nicht passt. Sie fühlt sich falsch an.
Sehen wir nochmals auf die Regenbogenflagge: Sie wird oft mit der queeren oder »LGBTQIA+«-Szene in Verbindung gebracht (Glossar). Wichtig ist, dass sich das »T« für Transidentität auf keine sexuelle Orientierung bezieht, sondern ausschließlich auf die geschlechtliche Identität. Ein transidenter Mensch kann jegliche sexuelle Orientierung haben – ebenso wie jeder andere Mensch auch.
Foto: Adobe Stock/Jürgen Fälchle
Detransition/Retransition: Zurückangleichung an das Geburtsgeschlecht
divers: Adjektiv, rechtlicher Oberbegriff für Intersexuelle und nicht-binäre Personen
Dysphorie: körperliches, psychisches oder soziales Unwohlsein durch die Geschlechtsinkongruenz
genderfluid: Adjektiv für eine nicht-binäre Person, deren erlebte Geschlechtsidentität wechseln kann (ein Mensch, der genderfluid ist, ist nicht-binär, erlebt sich aber phasenweise eher als männlich oder weiblich oder nicht-binär)
Geschlechtsangleichung, Transition: körperliche Angleichung an das erlebte Geschlecht, zum Beispiel durch Hormontherapie oder operativ
Intersexuelle: Menschen mit körperlich nicht eindeutiger Geschlechtszuordnung; erlebte Geschlechtsidentität kann männlich, weiblich oder nicht-binär sein
LGBTQIA+: lesbian (lesbisch), gay (schwul), bi (bisexuell), trans (transident), queer, intersexuell, asexuell, + (und alle weiteren Möglichkeiten der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität)
misgendern: einen Menschen mit der falschen Geschlechtsbezeichnung ansprechen
nicht-binär (non-binary): Adjektiv für jemanden, dessen Geschlechtsidentität sich nicht dem binären Schema Frau/Mann zuordnen lässt
Passing: Übereinstimmung der äußeren Erscheinung mit der gelebten Geschlechtsidentität
queer: sexuelle Orientierung außerhalb der heterosexuellen oder eine abweichende geschlechtliche Identität
transgender/transident: erlebte Geschlechtsidentität stimmt nicht mit dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht überein
Transvestit: Mensch (meistens Mann), der Spaß am Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung hat; kein Zusammenhang mit der Geschlechtsidentität
Der immer noch häufig benutzte Begriff »transsexuell«, der sich auch im ICD-Katalog oder im Transsexuellen-Gesetz (Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen) wiederfindet, ist irreführend. Hintergrund ist die Übernahme des Begriffs »transsexual« aus dem Englischen, wo das Wort Sex nicht nur die deutsche Bedeutung Geschlechtsverkehr haben kann, sondern auch einfach Geschlecht bedeutet. »Transsexual« bedeutet also transgeschlechtlich und hat nichts mit der gelebten Sexualität zu tun. Im deutschen Sprachgebrauch ist es daher korrekter, von transident oder transgender zu sprechen.