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MRT-Untersuchung

Studie zu Myokarditis nach SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern

Das SARS-Coronavirus-2 kann bekanntermaßen das Herz schädigen. In einer kleinen Untersuchung konnten Berliner Forscher bei Kindern ohne kardiale Vorerkrankungen keine Hinweise auf Herzmuskelentzündungen nach Infektion finden.
Christina Hohmann-Jeddi
01.11.2021  09:00 Uhr

Eine Infektion mit dem Coronavirus kann das Herz angreifen und zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) verursachen. Von Erwachsenen ist dies bekannt. Ob dies auch bei Kindern zutrifft, haben Forschende um Dr. Franziska Seidel vom Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) untersucht.

Von insgesamt 18 genesenen Kindern zwischen zehn und 15 Jahren, die eine symptomatische Coronainfektion durchgemacht hatten, fertigte das Team mittels Magnetresonanztomografie (MRT) Aufnahmen des Herzens an. Im Mittel erfolgte die Untersuchung 38 Tage nach dem ersten positiven PCR-Test auf das Coronavirus.

Diese Daten verglichen die Forscher mit Daten von sieben gesunden, nicht infizierten Kindern im Alter von zehn bis 19 Jahren als Kontrollgruppe. Als dritte Gruppe bezog das Team Daten von neun Myokarditis-Patienten zwischen vier und 16 Jahren mit in die Untersuchung ein, die aus dem Register für Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf Myokarditis (MYKKE) stammten. Die Ergebnisse sind aktuell im Fachjournal »ESC Heart Failure« erschienen. 

»Keiner der Covid-19-Patient*innen zeigte in der MRT-Untersuchung Anzeichen einer Myokarditis oder Einschränkungen der Herzfunktion. Die Befunde sind mit denen der gesunden Kontrollgruppe vergleichbar, unterscheiden sich jedoch deutlich von den Befunden der Myokarditis-Patient*innen«, erklärte Seidel in einer Mitteilung des DHZB. Letztere wiesen zu zwei Dritteln neben einer eingeschränkten Herzfunktion und einer Vergrößerung der linken Herzkammer etwa einen Perikarderguss auf. Einen Perikarderguss in geringer Ausprägung zeigten auch drei der von Corona genesenen Kinder. 

»Unsere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei Kindern mit mildem Krankheitsverlauf und ohne Herzbeschwerden keine Herzmuskelentzündungen auslöst«, so Seidel. Diese Patienten müssten auch nicht kinderkardiologisch untersucht werden, folgern die Autoren. Die Studie hat aber nur eine sehr geringe Anzahl Teilnehmer untersucht, weshalb sie nur eine begrenzte Aussagekraft besitzt. Bislang sei die Häufigkeit von Herzschäden bei Kindern nach einer Coronainfektion nicht gut untersucht, heißt es in der Publikation. Ein im Journal »Pediatric Radiology« publizierter Fallbericht aus dem vergangenem Jahr berichtet von einem einjährigen Kind mit Myokarditis bei einer Patientengruppe von 91 untersuchten Kindern.

Für Jugendliche liegen besser Daten vor: Ein auf dem Server »MedRxiv« erschienener Preprint geht von einer Myokarditis-Rate nach Coronainfektion von 450 auf 1 Million männliche Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren aus. Sie wäre damit sechsmal höher als die Rate von Myokarditisfällen, die nach einer Covid-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff auftreten, heißt es in der Studie. Die Rate bei den Mädchen dieser Altersgruppe liege bei 213 auf 1 Million Genesene.

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