Strukturelle Absicherung für Apotheke vor Ort |
Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, fordert eine angemessene Vergütung für systemrelevante Berufe. / Foto: PZ/Christiane Berg
Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg lässt rechtskräftige Beschlüsse nur zu, wenn diese als Präsenzveranstaltung und nicht digital stattfindet. Um trotz Corona für alle Teilnehmer Sicherheit und Abstand zu bieten, wird sie daher am 22. Juni 2020 unter strengen Auflagen in einem der großen Kino-Säle im Cinemaxx am Dammtor tagen. Zur Minderung der Dauer der Veranstaltung wurde die Tagesordnung auf die notwendigsten Punkte beschränkt. Erstmalig wurde auch der Bericht des Präsidenten, Kai-Peter Siemsen, vorab auf der Homepage der Kammer als Youtube-Video zur Verfügung gestellt.
»Die Pandemie, die seit Wochen unseren Alltag bestimmt, ist generell bereits mit großen Einschnitten und Opfern jedes Einzeln einhergegangen. Sie hat aber auch ein ungeahntes Maß an Solidarität, Hilfs- und Einsatzbereitschaft mit sich gebracht«, so Siemsen im Rahmen dieses Berichts, in dem er insbesondere den großen Einsatz der Apotheker würdigt. Schnell, fachkundig, mit eigenen Mitteln und ohne Unterstützung der Politik und Behörden hätten diese umgehend alle Hebel in Gang gesetzt, um die sichere Arznei-, Desinfektions- und Hilfsmittelversorgung zu garantieren.
»Angesichts der Bedrohung durch das Virus, die dringend soziale Zuwendung und Fürsorge erforderlich macht, hat sich gezeigt: Das kann nur die Apotheke vor Ort leisten«, konstatiert der Kammerpräsident. »Nur die Apotheker vor Ort bleiben persönlich und nahbar für ihre Patienten, wo andere sich anonym hinter Pappkartons verstecken. Nur sie versorgen individuell, wo andere den üblichen Standard fahren oder ganz versagen. Nur sie stellen eine schnelle Akutversorgung sicher, während andere um Geduld bitten, weil der Versand sich um weitere fünf Tage verzögert«, macht er deutlich.
In Zeiten der Krise zeige sich, welche Strukturen sich bewähren. Und diese Krise habe bewiesen, dass das Bestehen der Apotheke gestärkt und ihre Leistungen angemessen honoriert werden müssen. „ Es wird Zeit, dass die Politik dies erkennt und entsprechend handelt“, so Siemsen weiter. Nach der Pandemie werde es Aufgabe der berufsständischen Organisationen sein, führende Gesundheitspolitiker an die Leistung der Apotheken zu erinnern. Ein »Weiter wie bisher« könne es nicht geben.
»Ein warmer Händedruck, ein Dankeschön und Singen vom Balkon sind freundliche Gesten. Jetzt jedoch wird es Zeit für die Stärkung des Berufsstandes durch strukturelle Absicherung der Apotheken sowie für die Nachzahlung der den Apothekern und ihren Mitarbeitern in den letzten 16 Jahren vorenthaltenen Honoraranpassungen«, so Siemsen. Wie der Fachkräftemangel in der Pflege habe auch der Personalmangel in den Apotheken seine Ursache in der fehlenden politischen und damit monetären Wertschätzung der pharmazeutischen Dienstleistungen in den letzten Jahrzehnten. »Mit Blick auf die Finanzierung systemrelevanter Berufe muss ein Umdenken stattfinden, wenn diese weiter erhalten bleiben sollen«, lautet die Forderung des Kammerpräsidenten.
Siemsen zeigt sich des Weiteren erstaunt,dass die neue rot-grüne Koalition im Hamburger Rathaus ausgerechnet in Zeiten der pandemischen Not die Gesundheitsbehörde der Hansestadt zerschlägt und auflöst. »Hier war wohl mehr die Postenschieberei als jegliches Sachargument der Vater der Verirrung«, so der Kammerpräsident, den zudem wundert , dass künftig die Justizbehörde für die Apotheken zuständig sein soll.
Geht er im weiteren Verlauf seines Berichtes näher auf einzelne Tagesordnungspunkte der kommenden Kammerversammlung ein, so kündigt Siemsen abschließend an, dass die Geschäftsstelle der Apothekerkammer Hamburg unter anderem aus Platz-, Daten- und Brandschutzgründen sowie zur Gewährleistung von Barrierefreiheit verlegt werden soll.
Diese hat ihren Sitz seit circa 60 Jahren im Hamburger Apothekerhaus in der Alten Rabenstraße 11a. Im Rahmen der Sitzung am 22. Juni soll über den Umzug und eine Entnahme aus dem Vermögen zur Deckung der Kosten abgestimmt werden. Eine Beitragserhöhung sei mit der Maßnahme nicht vorgesehen. Ein neues Objekt in zentraler Lage, das alle Anforderungen erfüllt, sei bereits gefunden. Auch wenn dieser Umzug die räumliche Trennung vom gleichermaßen im Hamburger Apothekerhau ansässigen Hamburger Apothekerverein bedeutet: »Die gute Zusammenarbeit wird auch in der Zukunft Bestand haben«, zeigt sich Siemsen überzeugt.