Stoppt Janssen die Covid-19-Impfstoffproduktion? |
Das belgische Unternehmen Janssen gehört zum Pharma-Konzern Johnson & Johnson und ist für die Produktion des Covid-19-Impfstoffs zuständig. / Foto: Adobe Stock/ink drop
Hierzulande fußt die Covid-19-Impfkampagne eigentlich nur noch auf zwei Impfstoffen: Vor allem die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna werden regelmäßig verimpft. Der Impfstoff von Astra-Zeneca wird seit November 2021 in Deutschland nicht mehr genutzt. Die Vakzine von Janssen ist zwar nach wie vor bestellbar, allerdings wird sie deutlich seltener verimpft als die mRNA-Impfstoffe. Bald soll zudem ein neuer Impfstoff nach Deutschland geliefert werden: der proteinbasierte Impfstoff von Novavax.
Der Covid-19-Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) wird aber in vielen anderen Ländern verstärkt eingesetzt, zum einen weil er laut Zulassung nur eine Dosis benötigt und dadurch auch günstiger ist. Und: Schwer zu erreichende Bevölkerungsgruppen können durch die Einmalimpfung besser in die Impfkampagne einbezogen werden. Zum anderen ist der Impfstoff gerade in ärmeren Staaten einfacher zu handhaben, da er nicht ultratiefgekühlt werden muss.
Nun hat Janssen allerdings laut einem Medienbericht der »New York Times« (NYT) die Produktion des Covid-19-Impfstoffs Ende vergangenen Jahres im niederländischen Leiden vorübergehend eingestellt, ohne dies öffentlich zu machen. Laut NYT ist die Produktionsstätte in Leiden sehr wichtig und für die Gesamtproduktion der Impfstoffe unabkömmlich. Ein dortiger Produktionsstopp käme einem Gesamtstopp gleich. Der Stopp soll zwar nur temporär begrenzt sein, dennoch ist unklar, ob Impfstoff-Lieferungen betroffen sein könnten. In Leiden werde laut NYT nun ein experimenteller und möglicherweise profitablerer Impfstoff hergestellt.
Weiter könnte der Stopp der Impfstoffproduktion dem Medienbericht zufolge künftige Lieferungen um einige Hundert Millionen Impfdosen reduzieren. Andere Produktionsstätten sollen umgebaut werden, damit sie den Coivd-19-Impfstoff herstellen können, sind aber dem Bericht zufolge noch nicht einsatzbereit. Problematisch ist, dass der Impfstoff von Janssen vor allem in ärmeren Staaten eingesetzt wird, die auf zuverlässige Impfstofflieferungen angewiesen sind. Auf Nachfrage der PZ erklärte ein Sprecher von Janssen, dass das Unternehmen vergangenes Jahr 70 Prozent seiner Impfstoffe Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zur Verfügung gestellt hat. Beispielsweise in Afrika werden Covid-19-Impfstoffe aber nach wie vor dringend benötigt. Laut NYT sind erst rund 11 Prozent der Bevölkerung in Afrika vollständig gegen Covid-19 geimpft.
Auf die Frage, ob Janssen tatsächlich die Produktion der Covid-19-Impfstoffe eingestellt hat, erklärte der Sprecher gegenüber der PZ: »Unser Netzwerk ist Tag und Nacht im Einsatz, um die weltweite Pandemie zu bekämpfen, und Johnson & Johnson stellt allen unseren Abfüll- und Endbearbeitungsstandorten, einschließlich Aspen Pharmacare (Südafrika), weiterhin Wirkstoffe zur Herstellung unseres Impfstoffs Covid-19 zur Verfügung.« Der Sprecher betonte weiter, dass Johnson & Johnson seinen Covid-19-Impfstoff »weiterhin rund um die Uhr und weltweit« herstelle. Auf die Nachfrage, ob das auch für das Werk in Leiden gelte, antwortete er, dass das Unternehmen über die jeweiligen Produktionsaktivitäten an den einzelnen Standorten keine detaillierte Auskunft geben könne. »Der Standort wird auch im Jahr 2022 eine Rolle in unserer Impfstoffproduktion spielen«, heißt es zudem etwas vage über das Werk in Leiden.
Damit bleibt allerdings offen, ob das Unternehmen die Formulierung, also die tatsächliche Produktion des Impfstoffs weiterhin vornimmt oder ob lediglich vorproduzierter Wirkstoff in Partner-Unternehmen abgefüllt und abgepackt wird. Der Sprecher sieht künftige Impfstofflieferungen nicht in Gefahr: »Derzeit haben wir Millionen von Dosen unseres Covid-19-Impfstoffs auf Lager« und »wir erfüllen weiterhin unsere vertraglichen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Covax-Fazilität und der Afrikanischen Union«. Allerdings hat das Unternehmen laut NYT im vergangenen Jahr schon nicht die geplanten Impfdosen ausgeliefert. So habe das Unternehmen versprochen bis zu 200 Millionen Impfstoffdosen bis Ende 2021 an Covax zu liefern, allerdings seien laut NYT bis Januar 2022 dort lediglich etwas mehr als vier Millionen Dosen angekommen. Über Impfstoffspenden durch reiche Länder, wie auch durch Deutschland, seien diese fehlenden Impfdosen etwas ausgeglichen worden. Deutschland hat etwa im vierten Quartal 2021 rund 26,6 Millionen Dosen der Janssen-Vakzine über die Covax-Initiative gespendet.
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