»Stoppen Sie diese Reform!« |
In Dresden waren rund 1000 Apothekenmitarbeitende zur Kundgebung gekommen. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) zeigte Verständnis für den Protest der Apotheker. »Es sind stürmische Zeiten«, begann sie ihr Statement auf der Bühne des Dresdner Postplatzes. Personalmangel und zu geringe Honorierung seien nur einige Probleme, mit denen die Apothekerschaft zu kämpfen habe.
Köpping sprach sich klar für den Erhalt der öffentlichen Apotheken aus. »Die Mitarbeitenden in den Apotheken leisten gute Arbeit. Sie sind Ansprechpartner für viele Fragen, besonders auf dem Land«, betonte die sächsische Gesundheitsministerin. Deshalb sei es wichtig, die Vor-Ort-Apotheken zu erhalten. Wichtig sei auch, die Studienplätze für Pharmazie an den Universitäten zu erhöhen. »Wir brauchen neue Wege in der Ausbildung«, so Köpping. Arzneimittel dürften nur durch Apotheker abgegeben werden. »Wir wollen auch endlich eine Anpassung des Honorars«, machte die SPD-Politikerin deutlich. Dafür wolle sie sich einsetzen, so Köpping.
Als nächster Redner in Dresden wandte sich Alexander Dierks, Generalsekretär der CDU Sachsen, an die Protestierenden. Die Apotheken seien »der letzte Anker der medizinischen Versorgung«, sagte Dierks. Doch dieser sei durch die Pläne des BMG gefährdet. Bei der Apothekenreform werde der »typisch Lauterbach´sche Politikentwurf« deutlich. Der Minister entscheide über die Köpfe der Betroffenen hinweg, kritisierte der CDU-Politiker.
Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) meldete sich per Videobotschaft zu Wort. Mehrmals wegen technischer Probleme unterbrochen, sandte er doch unzweideutig die Botschaft, dass die Reform vom Patienten her gedacht werden müsse und den ländlichen Raum im Blick haben müsste.
Er dankte den Apotheken für ihre Arbeit, die selbst in der Pandemie reibungslos geklappt habe. Aus eigener Erfahrung wisse er, wie wichtig es sei, eine Apotheke seines Vertrauens zu haben. Auch bei der Umstellung aufs E-Rezept habe er Unterstützung dort bekommen. »Ich weiß, wie wichtig es ist, so umsorgt und versorgt zu werden.«
Die Versorgungsstruktur in Thüringen sei bedroht, denn das Apothekensterben hinterlasse seine Spuren. Und der Druck durch »Weltunternehmen« setze den Apotheken zu, sagte Ramelow und verwies auf die Tante-Emma-Läden, die von allen geschätzt wurden, die aber mit Aufgabe der Preisbindung und Aufkommen des Marktdrucks in die Knie gingen. Bei Apotheken sei die Lage ungleich schlimmer, weil es um Arzneimittel gehe.
Die Landesregierung Thüringen sehe den Reformprozess kritisch, unter anderem, weil die Grundfrage nach der flächendeckenden Versorgung übersehen werde. Der Kapitalmarkt dürfe nicht darüber entscheiden, ob eine Apotheke aufgekauft werden könne »wie eine Briefmarkensammlung«. Es sei darum gut, wenn die Apothekenteams zusammenstünden und betonten, dass sie unverzichtbare Bestandteile der Daseinsversorgung und Gesundheitsversorgung seien.