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Covid-19-Schutz

STIKO empfiehlt Impfung für Schwangere

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Covid-19-Impfung nun allen Schwangeren ab dem zweiten Trimenon und allen Stillenden. Zugleich macht sie aber deutlich, dass eine Impfung vor der Schwangerschaft die erste Wahl ist.
Christina Hohmann-Jeddi
10.09.2021  14:50 Uhr

Die STIKO hat sich generell für eine Coronaimpfung von Schwangeren und Stillenden ausgesprochen. Nach eingehender Beratung und Bewertung der vorhandenen Evidenz empfehle sie eine Impfung für Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel und für Stillende mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs, teilte die Kommission am Freitag mit. Der Beschlussentwurf der Empfehlung muss nun noch ein Stellungnahmeverfahren der Bundesländer und beteiligten Fachkreise durchlaufen, ist also noch nicht endgültig.

Bislang empfahl die Kommission nur Schwangeren mit bestimmten Vorerkrankungen oder solchen, die in einem Beruf mit höherem Expositionsrisiko arbeiten, die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nach ärztlicher Beratung. Dies habe Schwangeren in der Praxis den Zugang zu einem Covid-19-Schutz erschwert, berichtete STIKO-Mitglied Dr. Marianne Röbl-Mathieu, niedergelassene Gynäkologin aus München, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Diese Hürde entfalle nun.

Der Neonatologe Professor Dr. Mario Rüdiger, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), begrüßte die Entscheidung der STIKO ausdrücklich: »Schwangere sind nun nicht mehr ausgeschlossen, von einer Coronaimpfung zu profitieren, zumal sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 haben.« Sie könnten nun sich und ihre Kinder ohne die bislang bestehende Unsicherheit schützen. Die DGPM hatte zusammen mit anderen Fachgesellschaften bereits Anfang Mai 2021 eine entsprechende Empfehlung für Schwangere und Stillende herausgegeben. Der Mediziner geht nun von einer verstärkten Nachfrage bei Schwangeren aus.

Röbl-Mathieu erläuterte die Gründe für die aktuelle Empfehlung der STIKO. Die systematische Auswertung von aktuellen Daten habe gezeigt, dass eine Schwangerschaft per se ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf sei. Die absoluten Risiken seien zwar gering, lägen bei schwangeren Frauen aber über dem von nicht schwangeren Frauen. Laut Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC ist das Risiko, auf die Intensivstation eingewiesen zu werden, 1,5-fach erhöht und das Risiko für maschinelle Beatmung 1,7-fach. So hätten Schwangere internationalen Daten zufolge ein Risiko von 10 Prozent, bei einer Coronavirus-Infektion schwer zu erkranken, 4 Prozent müssten intensivmedizinisch behandelt und 3 Prozent beatmet werden. Die Daten aus der Cronos-Registerstudie, die die Situation in Deutschland abbilden, fielen sehr ähnlich aus, berichtete die Gynäkologin.

Zudem seien Schwangere durch die Verbreitung der infektiöseren Delta-Variante nun einem höheren Infektionsdruck ausgesetzt. Einer israelischen Studie mit 21.000 Probandinnen zufolge ist der mRNA-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer bei Schwangeren ebenso wirksam wie bei nicht schwangeren Frauen. Die Analyse der Sicherheitsdaten zu den Impfstoffen hätte kein Risikosignal zu schweren unerwünschten Wirkungen ergeben.

Im ersten Trimenon nicht impfen

Impfungen würden bei Schwangeren grundsätzlich besonders sorgfältig geprüft, da zwei Leben betrachtet werden, betonte STIKO-Mitglied Professor Dr. Christian Bogdan. Hier seien die Anforderungen an Sicherheit und Verträglichkeit besonders hoch. Die STIKO habe auch untersucht, ob die Impfung in der Schwangerschaft negative Auswirkungen auf das Immunsystem der Mutter oder die spätere Immunantwort des Kindes haben könnte. Hierfür gebe es bislang keine Hinweise, so der Mediziner.

Gerade die Entwicklung der Plazenta im ersten Trimenon stelle eine immunologisch besondere Situation dar, bei der das Immunsystem sehr aktiv sei. Hier herrsche im Prinzip eine Art »invasives Entzündungsgeschehen«. Eingriffe in das Immunsystem, wie es fierberhafte Infektionen oder Impfreaktionen darstellen, sind potenzielle Risikofaktoren für Fehlbildungen. Daher versuche man, in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft schwere Infektionen und immunologische Veränderungen, wie sie bei starken Impfreaktionen auftreten können, zu vermeiden. Frauen im ersten Trimenon sollen daher laut STIKO-Empfehlung keine Covid-19-Impfung erhalten.

»Wer eine Schwangerschaft plant, sollte sich vorher gegen Covid-19 impfen lassen, um über den gesamten Zeitraum der Schwangerschaft geschützt zu sein«, betonte Bogdan. Eine Impfung in der Schwangerschaft sei immer nur zweite Wahl. Deshalb sei die Impfung allen Frauen im gebärfähigen Alter zu empfehlen.

Auch das Ungeborene profitiert

Der Schutz der Frau ist das primäre Ziel der STIKO-Empfehlung, aber auch das ungeborene Kind profitiert von der Coronaimpfung der Mutter in der Schwangerschaft. Denn mütterliche Antikörper werden über die Plazenta auf das Kind übertragen, sodass dieses in einer empfindlichen Phase nach der Geburt zumindest eine Weile lang vor einer Infektionen geschützt sei, berichtete Rüdiger. Dieser sogenannte Nestschutz halte etwa ein halbes Jahr an.

Für Kinder ab einem halben Jahr laufen derzeit Zulassungsstudien für die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und von Moderna. Erste Ergebnisse für die Gruppe der sechs Monate bis fünf Jahre alten Kinder werden bis Ende des Jahres erwartet.

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