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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Quetiapin

Das Antipsychotikum Quetiapin wird zur Behandlung einer Schizophrenie, bei unipolarer Depression und bipolaren Störungen eingesetzt. Für jede Indikation müssen die Patienten die exakten Dosierschemata kennen und umsetzen.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 20.08.2021  07:00 Uhr

Wofür wird Quetiapin eingesetzt?

Quetiapin gehört zu den atypischen Antipsychotika der zweiten Generation und wird in mehreren Indikationen eingesetzt. Klassiker ist die Behandlung der Schizophrenie. Ebenso ist der Wirkstoff indiziert bei bipolaren Störungen, und zwar zur Behandlung von manischen und von depressiven Episoden sowie zur Rückfallprävention, sofern die Patienten zuvor auf das Antipsychotikum angesprochen haben. Retardiertes Quetiapin hat eine weitere Indikation: die Augmentation einer antidepressiven Therapie. Darunter versteht man die Zusatztherapie bei Patienten mit Major Depression, die unzureichend auf die Monotherapie mit einem Antidepressivum angesprochen haben.

Zur Behandlung der generalisierten Angststörung ist Quetiapin nicht zugelassen. Ärzte können es aber off Label verordnen, wenn zugelassene Medikamente nicht greifen, heißt es in der kürzlich veröffentlichten Leitlinie zur Behandlung von Angststörungen.

Wie wird Quetiapin dosiert?

Zu beachten ist, dass für jede Indikation ein anderes Dosierungsschema gilt. Das Apothekenteam sollte sich vergewissern, dass der Patient genau weiß, wie er die Tabletten einnehmen soll. Es wird immer einschleichend aufdosiert. So beginnen Schizophrenie-Patienten mit einer Tagesgesamtdosis von 50 mg und steigern bis zur üblichen Tagesdosis von 300 bis 450 mg, je nach individuellem Ansprechen aber auch bis zu 750 mg (immer aufgeteilt auf zwei Einzelgaben).

Bei Menschen mit manischen (bipolaren) Störungen liegt die übliche wirksame Tagesdosis zwischen 400 und 800 mg (in zwei Einzelgaben), während bei depressiven Episoden einer bipolaren Störung einmal täglich abends 300 mg empfohlen werden. In der Rückfallprävention wird die niedrigste wirksame Dosis eingesetzt.

Für die Augmentation bei depressiven Erkrankungen sind nur die Retardtabletten zugelassen. Der Patient nimmt sie einmal täglich vor dem Schlafengehen ein, beginnend mit 50 mg. In Kurzzeitstudien zeigte sich eine antidepressive Wirkung bei 150 und 300 mg pro Tag. Da bei höherer Dosis auch das Nebenwirkungsrisiko steigt, sollte der Arzt den Patienten auf die niedrigste wirksame Dosis einstellen.

Wie wirkt Quetiapin?

Antipsychotika der zweiten Generation wie Risperidon, Quetiapin und Olanzapin kamen in den 1990er-Jahren auf den Markt. Im Gegensatz zu den stark antidopaminerg wirksamen Erstgenerations-Wirkstoffen wie Pipamperon, Perazin und Haloperidol blockieren die Atypika zusätzlich 5-HT2-Rezeptoren im Gehirn. Quetiapin und sein aktiver Metabolit N-Desalkylquetiapin interagieren mit einem breiten Spektrum von Neurotransmitter-Rezeptoren, zum Beispiel histaminergen sowie α1- und α2-adrenergen Rezeptoren. Sie hemmen serotonerge Rezeptoren stärker als dopaminerge D1- und D2-Rezeptoren. Dieses Rezeptorprofil soll mitverantwortlich sein für die antipsychotischen Eigenschaften mit Abschwächung der Positivsymptome und Verbesserung der Negativsymptome einer Schizophrenie und das gering ausgeprägte Risiko von extrapyramidalen Nebenwirkungen (EPS) und Spätdyskinesien im Vergleich zu typischen Antipsychotika.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Die Liste der potenziellen Nebenwirkungen ist lang. Am häufigsten (bei mehr als 10 Prozent der Patienten) sind Somnolenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Absetzsymptome beim Beenden der Therapie, verringerter Hämoglobinwert und EPS. Problematisch sind metabolische Nebenwirkungen. Neben einer oft massiven Gewichtszunahme können das Diabetesrisiko (Insulinresistenz) und die Lipidwerte (Triglyzeride, LDL-Cholesterol) steigen. Wichtig für die Beratung: Das metabolische Risiko steigt auch bei schlanken Personen. In einem Blaue-Hand-Brief zu Quetiapin-haltigen Arzneimitteln werden Ärzte auf die Kontrolle der Stoffwechselparameter hingewiesen.

Welche Gegenanzeigen und Wechselwirkungen sind zu beachten?

Quetiapin wird hauptsächlich über das Cytochrom-P450-Isoenzym 3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Hemmern ist kontraindiziert. Auch Grapefruitsaft wird nicht empfohlen. Es können Wechselwirkungen mit anderen zentral wirksamen Arzneimitteln oder Alkohol auftreten. Ebenso ist Vorsicht geboten bei Patienten, die andere Arzneimittel einnehmen, die anticholinerg (muskarinisch) wirken, die den Elektrolythaushalt stören oder die das QT-Intervall verlängern.

Kann Quetiapin in Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden?

Bei entsprechender Indikation kann Quetiapin in der Schwangerschaft und bei Frauen mit Kinderwunsch verordnet werden, heißt es bei embryotox.de, der Website des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité. Quetiapin ist plazentagängig. Laut Embryotox wurde bei Gabe im ersten Trimenon kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko beobachtet, wohl aber vermehrt metabolische Störungen mit übermäßiger Gewichtszunahme der Schwangeren und Gestationsdiabetes. Bei Einnahme bis zur Geburt sind beim Neugeborenen Anpassungsstörungen in den ersten Tagen postpartal möglich. Unter einer Monotherapie sei Stillen bei guter Beobachtung des Kindes akzeptabel.

Ist Quetiapin für Ältere und Demenzkranke geeignet?

Antipsychotika werden auch bei demenzkranken Menschen mit Verhaltensstörungen eingesetzt, obwohl deren Sterberisiko und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse dabei deutlich steigt. Es kommt zu mehr Arrhythmien und Pneumonien, die tödlich verlaufen können. Zugelassen für demenzkranke Menschen ist nur Risperidon zur Kurzzeitgabe.

Die FORTA-Liste (Fit fOR The Aged) stuft Quetiapin zur Behandlung von Demenz-assoziierten paranoiden Symptomen und Halluzinationen sowie bei Unruhe und Aggressivität in die Klasse C ein (ungünstige Nutzen-Risiko-Relation, genaue Beobachtung von Wirkungen und Nebenwirkungen erforderlich). Dies gilt auch für die Depressionsbehandlung, während es bei bipolarer Störung immerhin in Klasse B (Wirksamkeit bei älteren Patienten nachgewiesen, aber Einschränkungen bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit) eingestuft wird.

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