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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Naproxen

Das nicht steroidale Antirheumatikum (NSAR) Naproxen wurde 2002 in niedriger Dosierung aus der Rezeptpflicht entlassen. Es ist herzfreundlicher als andere NSAR und hat verschiedene Einsatzgebiete. 
Daniela Hüttemann
29.05.2024  18:00 Uhr

Wie wirkt Naproxen?

Naproxen gehört zu den nicht steroidalen Antirheumatika. Seine Struktur leitet sich vom Naphthol ab. Naproxen hemmt nicht selektiv die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 und damit die Synthese von Prostaglandinen, Thromboxan A2 und Prostazyklin. Es wirkt dadurch analgetisch, fiebersenkend und antientzündlich.

Was sind die Einsatzgebiete von Naproxen?

Naproxen wird zur symptomatischen Behandlung bei Schmerzen, Fieber und Entzündungen angewendet sowie bei krampfartigen, schmerzhaften Beschwerden während der Menstruation oder nach Einlage ­einer Spirale. Weitere Einsatzgebiete sind Arthrose und Arthritis sowie ­andere Erkrankungen aus dem rheuma­tischen Formenkreis. Zudem wird das NSAR angewendet bei einem Gicht­anfall, schmerzhaften Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen und Operationen. Off Label kommt es zum Einsatz bei akuter Migräne.

Wie wird Naproxen dosiert?

Die Dosierung hängt vom Einsatzgebiet und Alter ab. Bei leichten bis mäßigen Schmerzen und/oder Fieber beträgt die Dosis 200 bis 250 mg Naproxen alle acht bis zwölf Stunden mit einer Tageshöchstdosis von 750 mg. Das gilt für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren. Jüngere Kinder sollten Naproxen in dieser Indikation nicht bekommen.

Bei krampfartigen Schmerzen während der Menstruation beträgt die Initialdosis 500 mg. Anschließend kann alle sechs bis acht Stunden 250 mg Naproxen genommen werden. Hier wird die Tageshöchstdosis mit 1250 mg Naproxen angegeben. Das NSAR kann in dieser Indikation ab elf Jahren eingesetzt werden. 

Nach Verletzung oder Operationen beträgt die Initialdosis 500 mg, gefolgt von 250 mg alle sechs bis acht Stunden. Ein Gichtanfall wird initial mit 750 mg Naproxen behandelt, dann mit 250 mg alle acht Stunden bis zum Abklingen der Beschwerden.

Höher dosiert wird bei rheumatischen Erkrankungen. Initial oder bei akuten Reizphasen können Erwachsene 750 mg Naproxen als Einzelgabe oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen (zum Beispiel morgens 500 mg, abends 250 mg) einnehmen. Die Erhaltungsdosis liegt bei 500 mg (als eine Dosis oder verteilt auf zwei). Maximal dürfen 1000 mg Naproxen auf einmal eingenommen werden. Die Tageshöchstdosis beträgt 1250 mg. Kinder ab zwei Jahren mit juveniler rheumatoider Arthritis können mit 10 mg Naproxen pro Kilogramm Körpergewicht täglich behandelt werden, verteilt auf zwei Einzeldosen (ab fünf Jahren 10 bis 15 mg pro kg/KG). Die Tageshöchstdosis beträgt 15 mg pro kg/KG beziehungsweise bei Jugendlichen 1000 mg.

Bei Patienten mit leichter bis mäßiger Nieren- oder Leberfunktionsstörung ist keine Dosisreduktion notwendig; bei schwerer Einschränkung eines dieser Organe ist Naproxen jeweils kontraindiziert.

Welche Nebenwirkungen kann Naproxen haben?

Naproxen gilt als das NSAR mit dem geringsten kardiovaskulären Risiko. Sehr häufig sind NSAR-typische gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Blähungen, Verstopfung oder Bauchschmerzen, in manchen Fällen auch gastrointes­tinale Ulcera.

Möglich sind zudem zentrale Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Seh- und Hörstörungen sowie Reizbarkeit und Müdigkeit, was das Reaktionsvermögen beeinflussen kann. Bei Sehstörungen sollte der Patient die Anwendung von Naproxen abbrechen und umgehend einen Arzt informieren. Gleiches gilt, wenn gastrointestinale Blutungen, Nierenprobleme oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.

Gelegentlich kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen mit Exanthem, Juckreiz, Purpura oder Ekchymosen kommen. Letztere sind eine Sonderform der Purpura, verursacht durch eine Verletzung kleiner Blutgefäße.

Naproxen macht die Haut lichtempfindlicher, daher ist sorgfältiger Sonnenschutz anzuraten. 

Bei Patienten mit Ulcera in der Anamnese, bei Komedikation mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) sowie bei Älteren sollte ein begleitender Magenschutz mit Misoprostol oder einem Protonenpumpenhemmer (PPI) in Erwägung gezogen werden.

Was ist in Schwangerschaft und Stillzeit zu beachten?

»Wie andere Arzneistoffe, die die Cyclooxygenase beziehungsweise die Prostaglandinsynthese hemmen, kann Naproxen die Fertilität negativ beeinflussen und ist für Frauen mit Kinderwunsch nicht zu empfehlen«, heißt es im Wirkstoffdossier der ABDA-Datenbank. Es sollte bei Kinderwunsch höchstens in möglichst geringer Dosierung und so kurz wie möglich eingesetzt werden.

Naproxen sollte während der gesamten Schwangerschaft möglichst nicht eingenommen werden, da verschiedene Wirkungen auf das Ungeborene möglich sind wie eine fetale Nierenfunktionsstörung und eine Verengung des Ductus arteriosus mit kardiopulmonaler Toxizität. Daher ist es im letzten Schwangerschaftsdrittel sogar explizit kontraindiziert, zumal es zu verzögerten Wehen, einem verlängerten Geburtsvorgang und Blutungsrisiken kommen kann. 

Im Wochenbett sollte Naproxen nicht angewendet werden, da es die Rückbildung der Gebärmutter verzögern und postpartale Blutungen verstärken kann. Naproxen und seine Abbauprodukte gehen zudem in geringen Mengen in die Muttermilch über. Die Anwendung sollte daher während der Stillzeit vorsichtshalber vermieden werden.

Welche Wechselwirkungen kann Naproxen haben?

Naproxen sollte nüchtern eingenommen werden, da die gleichzeitige Nahrungsaufnahme die Resorptionsgeschwindigkeit reduziert. Kontraindiziert ist das NSAR bei Einnahme von Deferipron oder Mifamurtid. Schwerwiegend können Interaktionen mit Blutgerinnungshemmern sein. Vorsicht ist auch in Kombination mit verschiedenen Psychopharmaka geboten (unter anderem Clozapin, Citalopram, Duloxetin und Lithium). Zudem kann Naproxen die Toxizität von Digitalisglykosiden und Methotrexat erhöhen.

Was gibt es noch zu wissen?

Naproxen stammt ursprünglich aus Mexiko. Dort wurde es in den 1960er-Jahren von der Firma Syntex patentiert und 1976 in den USA unter dem Namen Naprosyn auf den Markt gebracht. In Deutschland ist es seit 2002 in der 250-mg-Dosierung auch rezeptfrei erhältlich. Bekannt ist es unter Markennamen wie Aleve® und Dolormin® für Frauen. Zuletzt konnte verschreibungspflichtiges Naproxen einen Verordnungszuwachs von 6,2 Prozent auf rund 50 Millionen Tagesdosen verzeichnen. Damit liegt es auf Platz 3 der NSAR, jedoch weit hinter Ibuprofen (533 Millionen) und Diclofenac (175 Millionen).

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