Pharmazeutische Zeitung online
Unterfunktion der Nebenschilddrüsen

Standardmedikament außer Handel – wie umstellen?

Diesen Monat wurde das Vitamin-D-Derivat Dihydrotachysterol (AT10® und Tachystin®) vom Markt genommen, dabei gilt es als Standardmedikament für Patienten mit Hypoparathyreoidismus. Endokrinologen raten den Betroffenen, sich rechtzeitig für eine Umstellung beim Arzt zu melden.
PZ
30.07.2021  16:00 Uhr

Die Nebenschilddrüsen bestehen aus vier linsengroßen Drüsen, die außen an der Schilddrüse liegen und Parathormon produzieren. Dieses Hormon reguliert den Calcium-Stoffwechsel im Körper. Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen, dem sogenannten Hypoparathyreoidismus, wurde bislang das Vitamin-D-Derivat Dihydrotachysterol als Calcium-Regulator eingesetzt. Entsprechende Präparate gingen jedoch vor Kurzem außer Handel, informiert die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie. 

»Die Umstellung auf andere Medikamente ist durchaus anspruchsvoll, da die Dosierung, der Wirkungsbeginn und die Wirkungsdauer der Alternativen sehr unterschiedlich zu Dihydrotachysterol sind«, heißt es in einer Pressemitteilung der Fachgesellschaft. Sie fordert daher betroffene Patientinnen und Patienten auf, umgehend einen Termin mit ihrem Hausarzt oder Endokrinologen zur rechtzeitigen Umstellung der Therapie zu vereinbaren. So sollen Komplikationen vermieden werden.

»Die Behandlung der Nebenschilddrüsenunterfunktion besteht in der Normalisierung des Calcium-Spiegels, etwa durch die Gabe von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten«, erklärt Professorin Dr. Heide Siggelkow, Endokrinologin aus Göttingen. Die dafür häufig eingesetzten Vitamin D-Derivate wie Dihydrotachysterol wirkten lange im Körper. Sie eigneten sich deshalb für eine stabile Einstellung des Vitamin-D-Spiegels. Als Alternative zu Dihydrotachysterol kämen Calcitriol (1,25 Vitamin D oder Vitamin D3) sowie Alfacalcidol infrage. Doch die Wirkdauer dieser Vitamin-D-Derivate sei deutlich kürzer: »Während Dihydrotachysterol 21 Tage wirksam ist, sind es bei den anderen Medikamenten nur drei bis sieben Tage«, so Siggelkow. Auch könne die Umstellung bei jedem Betroffenen unterschiedlich verlaufen.

Calcium-Spiegel überprüfen

Die Ärztin empfiehlt, zunächst das Dihydrotachysterol abzusetzen und für eine Woche keine neue Medikation zu geben. Nach Ablauf dieser Woche könne dann auf das entsprechende Ersatz-Präparat gewechselt werden. Messungen von Parathormon, Vitamin D und 1,25 Vitamin D seien in dieser Phase nicht notwendig, es sollten jedoch in jedem Fall Calcium, Calcium adaptiert für Albumin, Phosphat, Kreatinin und Magnesium überprüft werden. »Eine ausführliche Kontrolle nach Umstellung der Medikation ist dann im weiteren Verlauf erforderlich: Hier sollte dann die Calcium-Ausscheidung unter der geänderten Medikation überprüft und die entsprechende Medikation gegebenenfalls angepasst werden«, empfiehlt Siggelkow. Die Medikamentendosis müsse individuell für jeden Patienten durch Kontrolle des Calcium-Spiegels im Blut ermittelt werden.

»Patienten sollten nun ihren Vorrat an Dihydrotachysterol überprüfen und rechtzeitig einen Termin mit ihrem Arzt ausmachen, damit die Umstellung auf ein Ersatzpräparat reibungslos verläuft«, rät DGE-Mediensprecher Professor Dr. Stephan Petersenn. »Bei Patienten, die mit einem hochdosierten Vitamin D-Präparat nicht komplikationslos einstellbar sind, besteht zudem die Möglichkeit, gentechnologisch hergestelltes Parathormon zu verabreichen.« Die DGE bietet weitere Informationen zur Umstellung und Dosierhinweise für Patienten sowie für Ärzte.

Häufigste Ursache einer Nebenschilddrüsen-Unterfunktion sei eine versehentliche Schädigung dieser Drüsen bei einer Schilddrüsen-Operation, so Siggelkow. In Deutschland komme es in etwa 1 bis 6 Prozent der Fälle nach einer operativen Schilddrüsenentfernung zu einem dauerhaften Hypoparathyreoidismus. Auch Autoimmunerkrankungen können die Nebenschilddrüsen schädigen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa