Staatsanwaltschaft erhebt Anklage |
Lunapharm-Geschäftsführerin Susanne Krautz-Zeitel (hier in einem Video-Interview, das auf der Website von Lunapharm zu finden ist), hat bislang alle gegen sie gerichteten Vorwürfe abgestritten. / Foto: Lunapharm
Die Anklage gegen Krautz-Zeitel und einen Hauptlieferanten des Unternehmens lautet auf gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Handel mit gefälschten Arzneimitteln, wie die Staatsanwaltschaft Potsdam heute mitteilt. Bei dem Mitangeklagten handelt es sich um den deutschen Betreiber einer in Griechenland ansässigen Apotheke, von der im Frühjahr 2017 bekannt wurde, dass sie über keine Großhandelserlaubnis verfügte. Krautz-Zeitel habe daraufhin der zuständigen Aufsichtsbehörde in Brandenburg mitgeteilt, dass Lunapharm keine weiteren Medikamente aus dieser Quelle beziehen werde.
Tatsächlich sei der Handel aber weitergegangen, sodass zwischen dem 23. Mai 2017 und dem 20. Juni 2018 Arzneimittel im Wert von 1,1 Millionen Euro über diesen Kanal an Lunapharm geliefert worden seien, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft. Lunapharm und der beklagte Lieferant hätten den tatsächlichen Vertriebsweg durch Lieferscheine und Rechnungen eines in den Lieferweg gar nicht eingebundenen zyprischen Arzneimittelgroßhändlers verschleiert.
Ob es sich bei dem dritten Angeklagten und einen Mitarbeiter ebendieses Großhändlers handelt, geht aus der Mitteilung der Staatsanwaltschaft nicht hervor. Ihm werden »selbstständige Beihilfehandlungen« zu den Machenschaften der beiden anderen Angeklagten vorgeworfen. Zum Zwecke des Patientenschutzes stelle das Arzneimittelgesetz falsche Angaben über den Vertriebsweg von Arzneimitteln unter Strafe, heißt es. Die Staatsanwaltschaft nennt als mögliches Strafmaß Freiheitsstrafen von einem Jahr bis zu zehn Jahren.
Noch nicht abgeschlossen sind laut Staatsanwaltschaft die Ermittlungen darüber, ob Lunapharm auch mit in Griechenland gestohlenen Arzneimitteln gehandelt, also gewerbsmäßige Hehlerei betrieben hat. Für Krautz-Zeitel, die bislang stets ihre Unschuld beteuert hat, wäre das ein weiterer Tiefschlag. Der Skandal, über den das ARD-Magazin »Kontraste« zuerst im Juli 2018 berichtete, hat in Brandenburg bereits zum Rücktritt der damaligen Gesundheitsministerin geführt. Auf Bundesebene ist das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) eine direkte Folge des Falls.