Spritzen für die Intensiv schneller und sicherer aufbereiten |
Daniela Hüttemann |
19.04.2024 11:00 Uhr |
Freuen sich über die Auszeichnung für das Universitätsklinikum Münster (v. l.): Dr. Christoph Klaas (Leiter der UKM-Apotheke), Josef Groß (Ideenmanager des UKM), Dr. Christoph Hoppenheit (Kaufmännischer Direktor) sowie die Preisträgerinnen Maren Hagebeucker und Dr. Nardos Hölscher aus der UKM-Apotheke. / Foto: UKM/Fotozentrale/Erk Wibberg
Die Bilder voll ausgelasteter Intensivstationen prägten die Hochphase der Coronapandemie. Bei einer Stationsbegehung überlegten Dr. Nardos Hölscher und Maren Hagebeucker aus der Apotheke des Universitätsklinikums Münster, wie sie die Pflege dort entlasten und die Arzneimitteltherapie sicherer machen könnten – und fanden einen Ansatzpunkt bei der Zubereitung von Infusionslösungen, die über Pumpen laufen.
»Die Vielfalt der benötigten i. v.- Therapien und das Fehlen von Stabilitätsdaten bei vielen Wirkstoffen verhindern die Herstellung von Fertigspritzen für die gesamte Bandbreite der in der Intensivmedizin und Anästhesie benötigten Arzneimittel«, erklären die Klinikapothekerinnen gegenüber der PZ. Bereits 2018 habe man im UKM von der Zubereitung patientenindividuell dosierter Pumpenlösungen daher auf Standardlösungen umgestellt. Die Dosisanpassung an Körpergröße und Gewicht erfolgt über die Laufgeschwindigkeit. Ist ein Patient schwerer, läuft die Infusion schneller.
Die Pflegekräfte auf den Intensivstationen stellten zunächst die Stamm- und Trägerlösungen von Wirkstoffen, für die keine Fertigpräparate verfügbar sind und keine chemisch-physikalischen Stabilitätsdaten nach Zubereitung vorliegen, jeden Tag frisch selbst auf Station her. Das ist jedoch fehleranfällig und zeitraubend.
Hölscher und Hagebeucker sind keine Stationsapothekerinnen, sondern arbeiten in der Parenteralia- und Zytostatikaherstellung. Sie schlugen nun vor, die Trägerlösungen mit Kochsalz oder Glucose im großen Maßstab im Reinraum der Apotheke mit der dort vorhandenen Abfüllmaschine durch speziell dafür geschulte PTA vorzuproduzieren und auf die Stationen zu liefern – als sogenannte Ready-to-Compound Spritzen (RTC).
Die Pflegekräfte müssen dann nur noch die Wirkstofflösungen nach Bedarf herstellen und ein festgelegtes Volumen über einen nun standardisierten Prozess mit den von der Apotheke bereitgestellten Trägerlösungen mischen. »Das macht es nicht nur sicherer und schneller – Müll vermeiden wir auch noch«, erklärt Hölscher.
»Wir haben dadurch weniger Verwürfe, denn wir konnten zeigen, dass die von uns hergestellten Trägerlösungen eine deutlich längere physiko-chemikalische Stabilität haben und bis zu 28 Tage gelagert werden können – und das bei Raumtemperatur, was viel Platz im Stationskühlschrank spart.« Zudem standardisierten die Apothekerinnen den Adapter und ermöglichten einen kanülenfreien Anschluss. Das erleichtert auch die Durchmischung von Träger- und Wirkstofflösung.
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