Sprechen wir über Verdauung |
Daniela Hüttemann |
07.08.2019 17:00 Uhr |
Nicht auf den Mund gefallen – so kann man viele junge Frauen beschreiben. Beim Thema Verstopfung sind Frauen dagegen nicht besonders redselig. / Foto: istockphoto/HconQ
Umfragen und Studien lassen vermuten, dass Frauen rund doppelt so häufig unter Verstopfungssymptomen leiden wie Männer – und das nicht nur im Alter, wenn der Darm träger wird. Schätzungen zufolge haben fast vier Millionen Frauen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren immer mal wieder Probleme mit dem Stuhlgang. Die Gründe können vielfältig sein: Stress, ungünstige Verhaltensweisen oder Ernährungsgewohnheiten, speziell bei Frauen aber auch ihr hormoneller Zyklus. Das berichtete die Gynäkologin Dr. Sheila de Liz kürzlich bei einer Pressekonferenz von Sanofi in Hamburg.
Direkt nach der Monatsblutung, an deren erstem Tag der Zyklus beginnt, habe Estrogen seinen Starauftritt: Der Spiegel des Hormons steige zwischen den Tagen 4 und 14 stark an. In der Folge werde nicht nur die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut, es komme auch zu Wassereinlagerungen, vermehrter Darmbewegung und Blähungen. Kurz vor dem Eisprung, der bei einer durchschnittlichen Zykluslänge an Tag 14 stattfindet, sinke der Estrogen-Spiegel wieder ab. Danach beginne der Progesteron-Wert zu steigen, was die Dickdarm-Passage verlangsame. »Der Darm ist relaxed und gechillt«, erklärte de Liz. Sowohl zu wenig Estrogen als auch zu wenig Progesteron könne zu einer Verstopfung führen, vor allem wenn Stress hinzukommt.
Stress empfinden Frauen offenbar schnell, wenn es um ihren Stuhlgang geht. Viele vermeiden aus Scham eine Darmentleerung außerhalb der eigenen Wohnung. Das Unterdrücken des Defäkationsreizes begünstigt aber eine Obstipation. Zudem nehmen sich Frauen weniger Zeit für den Toilettengang. Einer Umfrage eines Badherstellers zufolge verbringen Männer pro Woche 105 Minuten auf dem Klo, Frauen dagegen nur 85 Minuten.
Zudem würden Frauen immer noch aus Scham zu wenig über körperliche Probleme wie Blähungen und Verstopfung sprechen, berichtete die Gynäkologin: »Alles, was bei uns in der Unterhose landet (oder auch nicht), ist uns peinlich.« Dabei berichten einer Umfrage im Auftrag von Sanofi zufolge 93 Prozent der Frauen mit Verstopfung, dass sie sich unwohl in ihrem Körper fühlen. 80 Prozent haben weniger Interesse an Intimität.
»Es ist extrem wichtig, dass wir die Scham beenden und darüber reden«, so de Liz, die mit »Unverschämt – alles über den fabelhaften weiblichen Körper« ein entsprechendes Buch geschrieben hat. Denn nur dann könnten sich die Betroffenen Hilfe suchen.