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Neuer Ansatz

Speichel für Herzinfarkt-Diagnose

Ein Speicheltest könnte die Diagnose eines Herzinfarkts im Vergleich zur aktuellen Methode deutlich beschleunigen. Dass dies prinzipiell möglich ist, berichteten Forscher kürzlich auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC). 
Carolin Lang
28.08.2020  15:00 Uhr

Vorläufige Studienergebnisse zeigen, dass ein Nachweis von Troponin im Speichel sich möglicherweise als schnelle Methode zur Herzinfarkt-Diagnose eignen könnte, wie die ESC kürzlich in einer Pressemitteilung mitteilte. Aktuell basiert die Diagnose auf der klinischen Symptomatik, einem Elektrokardiogramm sowie einem Bluttest auf kardiales Troponin, der rund eine Stunde dauert.

Es bestehe ein großer Bedarf an einem einfachen und schnellen Troponin-Test für Patienten mit Brustschmerzen vor der stationären Behandlung, sagte der Erstautor der Studie, Dr. Roi Westreich vom Soroka University Medical Centre in Israel. Die Studie sollte daher zeigen, ob kardiales Troponin auch im Speichel von Patienten mit Herzmuskelverletzungen nachgewiesen werden kann. Dazu gaben 32 Patienten mit Herzmuskelverletzung, also einem positiven kardialen Troponin-Bluttest, und 13 gesunde Freiwillige Speichelproben ab. Die Hälfte jeder Probe wurde anschließend aufgearbeitet, um hochkonzentrierte Proteine zu entfernen, die andere Hälfte blieb in ihrem natürlichen Zustand.

Anschließend untersuchten die Forscher die aufbereiteten und nicht aufbereiteten Speichelproben auf kardiales Troponin. Da bisher kein Speicheltest entwickelt wurde, verwendeten sie dazu handelsübliche Tests für Vollblut, Plasma oder Serum und passten diese für die Speicheluntersuchung an, erklärte Westreich. Sie verglichen dann die Ergebnisse der Speichelproben mit denen der Blutproben. Dabei gab es lediglich eine starke Übereinstimmung zwischen den Blutbefunden und dem verarbeiteten Speichel. Etwa 84 Prozent der verarbeiteten Speichelproben wurden positiv auf Troponin getestet, verglichen mit nur 6 Prozent des unverarbeiteten Speichels. Bei gesunden Teilnehmern wurde in keiner der Speichelproben kardiales Troponin nachgewiesen.

Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen das Vorhandensein von kardialem Troponin im Speichel von Patienten mit Myokardverletzungen, schlussfolgert Westreich. Es seien aber weitere Untersuchungen erforderlich, um festzustellen, wie lange Troponin nach einem Herzinfarkt im Speichel verbleibe, bei wie vielen Patienten fälschlicherweise ein Herzinfarkt diagnostiziert würde und wie viele Fälle wiederum verpasst würden. Das weitere Vorgehen bestehe nun darin, die Zahl der untersuchten Patienten zu erweitern und einen Prototyp für einen kardialen Troponin-Test mit Speichel zu erstellen. Er soll so kalibriert werden, dass er positive Ergebnisse zeigt, wenn der Troponin-Spiegel im Speichel höher als ein bestimmter Schwellenwert ist, und ein Ja/Nein-Ergebnis wie ein Schwangerschaftstest zeigen, heißt es abschließend.

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