Spahn will Biosimilars und Generika angleichen |
Durch konsequenten Einsatz von Biosimilars die Kassen zu entlasten, schlägt Minister Spahn vor. Seine Idee stößt auf ein geteiltes Echo. Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten
»Biopharmaka sind elementar für die medizinische Versorgung unserer Patienten«, sagte Spahn dem »Handelsblatt« von heute. »Wenn es günstigere Alternativen bei gleicher hoher Versorgungsqualität gibt, müssen wir sie nutzen«, andernfalls sei das hohe Niveau in der Arzneimittelversorgung in Deutschland nicht haltbar. Sein Ministerium habe für das vergangene Jahr die Summe von 279 Millionen Euro errechnet, die durch konsequente Umstellung auf Biosimilars hätte erwirtschaftet werden können, so Spahn.
Um die Versorgung mit nachgebauten Biopharmaka zu stärken, will Spahn das Arzneimittelgesetz ändern. Ziel ist dem »Handelsblatt« zufolge, den Umgang mit Generika und Biosimilars anzugleichen. Bislang gilt die Vorgabe für Apotheken, im Rahmen von Rabattverträgen an Kassenpatienten günstigere Nachahmerpräparate abzugeben, nicht für solche von Biopharmazeutika. Dabei solle der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) für eine Austauschbarkeit biologischer Arzneimittel sorgen, zitiert das Wirtschaftsblatt das Bundesgesundheitsministerium.
Vor allem sollen nach Spahns Vorstellung feste Quoten für die Verschreibung von Biosimiliars definiert werden, und Apotheken sollen bei vom G-BA festgelegten Biotech-Arzneimitteln künftig ebenfalls das günstigere Nachahmerpräparat abgeben müssen, sofern der verschreibende Arzt nicht ausdrücklich widerspricht.
Von Ärzteschaft und Kassen kämen bereits zustimmende Signale, schreibt das Blatt. Es sei zu begrüßen, dass Spahn die Anwendung von Biosimilars »durch eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen erleichtern will«, wird der Vize-Chef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, zitiert. Für Verschreibungsquoten für Biosimiliars spreche sich der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, schon lange aus, heißt es. Allerdings plädiere er für regionale statt für bundesweite Vorgaben.
Der Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) betrachtet Spahns Vorstoß hingegen als unnötig. Zum einen habe sich der Markt für Biosimilars gut entwickelt und komme gerade noch stärker in Schwung, weil große Patente ausliefen und die Konkurrenz wachse. »Dass Jens Spahn in einer solchen Situation mehr auf Quoten als auf Märkte setzt, ist unverständlich«, sagt vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer laut einer Mitteilung. Zudem schränke der geplante Austausch von Biopharmazeutika in der Apotheke die Therapiefreiheit der Ärzte ein.