Soft Skills im Blick behalten |
Der sogenannte Elevator Pitch ist ein gebräuchlicher Einstieg in ein Bewerbungsgespräch. Dabei soll der Kandidat etwas über sich erzählen. Eine gute Vorbereitung verhindert, dass die Frage zur Stolperfalle wird. / Foto: Shutterstock/racorn
»In Prüfungssituationen und im Bewerbungsgespräch kommt es auf sehr ähnliche Skills an«, sagte Ravati, Urheber der Ravati-Seminare sowie Gründer und Miteigentümer von pharma4u, in Düsseldorf. Hierbei unterscheide man zwischen den sogenannten Hard und Soft Skills. »Der kleine Unterschied zwischen Prüfung und Bewerbungsgespräch ist die Gewichtung zwischen Hard und Soft Skills. Die Frage ist, wo der jeweilige Schwerpunkt liegt«, betonte Ravati.
In einer mündlichen Prüfung sind Hard Skills das Fachwissen, das der Prüfling sich vorab durch Lernen angeeignet hat. Dieses Wissen könne er nur erfolgreich unter Beweis stellen, wenn er den Prüfer gleichzeitig durch sein Auftreten, das heißt mit Soft Skills, überzeuge. Laut Ravati tragen die Soft Skills knapp ein Drittel zur Bewertung der Prüfungsleistung bei. Im Bewerbungsgespräch spielen sie demnach eine noch größere Rolle und machen meist mehr als 50 Prozent der Bewertung aus.
Diese prozentuale Verteilung sei jedoch keine feststehende Regel. Gerade in Prüfungen könne sich die Gewichtung abhängig vom Prüfer und Prüfling hin zu den Soft Skills verschieben. Trete ein Prüfling überzeugend auf, könne es sein, dass die ein oder andere Wissenslücke weniger ins Gewicht falle.
Ein häufiges Problem sei jedoch, dass sich Prüflinge, vor allem auf das Lernen von Fachwissen konzentrieren. »Es ist eine falsche Vorbereitung, Soft Skills nicht zu trainieren. Denn auch das sichere Auftreten, wie man sein Wissen vermittelt und wie man damit umgeht, wenn man eine Antwort nicht weiß, ist für die Bewertung relevant und muss geübt werden«, sagte Ravati. Aus diesem Grund empfiehlt er, Prüfungssituationen – gerade bei großen Prüfungen – vorher mit Kommilitonen zu simulieren und im Anschluss gemeinsam zu reflektieren.
Zur Gesamterscheinung trägt neben dem Auftreten noch eine zweite Komponente bei: »Ein ungepflegtes Äußeres, egal ob in der Prüfung oder dem Bewerbungsgespräch, ist ein absolutes No-Go«, unterstrich Ravati. Angemessene Kleidung entscheide mit über den ersten Eindruck und gebe dem Gesprächsteilnehmer das Gefühl, das sich jemand Mühe gegeben hat und die Situation ernst nimmt.
Zwar soll der Prüfling oder Bewerber selbstbewusst auftreten, das Selbstvertrauen dürfe jedoch nicht übertrieben sein. »Man kann von seinem eigenen Wissen und fachlichen Know-how überzeugt sein, aber man ist nicht besser als der Professor im Staatsexamen oder der Chef im Bewerbungsgespräch«, so Ravati.
Vor einem Bewerbungsgespräch gelte es, sich über den künftigen Arbeitgeber zu informieren, um sich auf Fragen nach dem Unternehmen oder die Abteilung vorzubereiten. Dabei sollte sich der Bewerber auch über die Gesprächsteilnehmer erkundigen. »Es hinterlässt einen guten Eindruck, wenn man zeigen kann, dass man sich vorab informiert hat und weiß, wer der Gegenüber ist«, erklärte Ravati. Genügend Zeit für die Anreise und Dauer des Bewerbungsgesprächs einzuplanen, sei ein Muss. Denn durch ein schlechtes Zeitmanagement verstärke sich die Anspannung und der psychische Druck. »Die Nervosität, die man dann erlebt, überträgt sich auf Ihren Gegenüber.«
Während des Vorstellungsgesprächs seien alle Fragen authentisch, höflich und nach bestem Gewissen zu beantworten. »Die typischen Fragen im Bewerbungsgespräch muss man kennen«, rät Ravati. »Aber man muss nicht immer stereotyp antworten.« Die jeweiligen Antworten sollten zum Bewerber passen. Gerade bei der Frage nach Stärken, Schwächen und Soft Skills sei dies enorm wichtig. Ein typischer Einstieg ins Bewerbungsgespräch: die Frage nach der eigenen Person, der sogenannte Elevator Pitch. Ravati empfiehlt diese Vorstellung vorher zu üben und knapp zu halten.
Seine fachliche Eignung, also die Hard Skills, könne ein Bewerber gut präsentieren, wenn er sie mit den Anforderungen der Stellausschreibung verknüpft. Während des ersten Gespräches sollte er Gehalts- und Urlaubsvorstellung nicht überbetonen. »Jemand, der das tut, signalisiert, dass er kein Vertrauen in den Arbeitgeber hat «, erklärte Ravati. Solch ein Arbeitnehmer sei nicht im Interesse eines Arbeitgebers.
Bei der Frage nach offenen Punkten am Ende des Gesprächs bietet sich die Möglichkeit, einen letzten bleibenden Eindruck hinterlassen. Falls wirklich keine Fragen mehr offengeblieben sind, empfiehlt Ravati zu zeigen, dass man sich vorab Gedanken gemacht hat: »Ja ich hatte ein paar Fragen notiert, aber die haben sich während des konstruktiven Gesprächs bereits geklärt.«
Aufregung zu Beginn einer Prüfung ist Ravati zufolge völlig normal. Vielen Prüflingen sei es unangenehm, wenn man sie ihnen anmerkt. Die Prüfungskommission dagegen empfinde sie als selbstverständlich. Vielmehr irritiere es, wenn ein Prüfling nicht nervös sei. Dann könne der Prüfer den Eindruck bekommen, der Prüfling nehme die Situation nicht ernst.
Wer nur auf Fachwissen setzt, hat es im Examen schwer. / Foto: Fotolia/Jan Christopher Becke
Als Prüfling gelte es, der Prüfungskommission ein möglichst positives Gefühl zu vermitteln, etwa durch eine offene Körperhaltung und einen freundlichen Gesichtsausdruck. Auf keinen Fall sollte er Beisitzer oder Mitprüfer ignorieren. Häufig würden deren Eindruck und Meinung bei der Note mit entscheiden. Zudem rät Ravati, sich an folgende Faustregel zu halten: »Das Prüfungsfach, indem man gerade Prüfung hat, ist das wichtigste Fach der Pharmazie.« Prüfer mögen ihren Fachbereich und fühlen sich dort zu Hause. Wenn ein Prüfling Interesse an dem Fach ausstrahlt, wirke er sympathischer und ungleich kompetenter. Hinzu komme, dass sich Prüfer bei interessierten Prüflingen mehr Mühe geben und häufiger helfen.
»Antworten Sie richtig. Das ist nicht nur fachlich gemeint, sondern auch deutlich, strukturiert und einigermaßen selbstbewusst«, sagte Ravati. Mögliche Wissenslücken könne der Prüfling am besten geschickte Formulierungen wie »es liegt mir auf der Zunge« oder »ich komme gerade nicht drauf« umschiffen und gleichzeitig Hilfestellungen provozieren. Die Antwort »Weiß ich nicht« gilt es zu vermeiden. Wenn man von einem Thema noch nie etwas gehört hat, kann man es Ravati zufolge jedoch ruhig zugeben.
Prüflinge sollten sich nicht auf Meinungsverschiedenheiten mit den Prüfern und Beisitzern einlassen. Auch wenn man sich sicher sei, dass das Gesagte richtig ist, obwohl der Prüfer es für falsch hält, sollte man keine direkte Konfrontation suchen. Häufig helfe es, seinen Punkt noch einmal mit anderen Worten zu formulieren. Bleibt der Prüfer weiterhin auf seinem Standpunkt, sollte der Prüfling in jedem Fall nachgeben und falls passend, nach der richtigen Lösung fragen.