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Nahrungsergänzungsmittel für Kinder

Sinnvoll oder unnütz?

Sie sehen oft aus wie Süßigkeiten und versprechen vieles – von besserem Konzentrationsvermögen bis hin zum gesunden Immunsystem. Nahrungsergänzungsmittel gibt es auch speziell für Kinder. Doch brauchen sie die auch?
dpa
27.11.2023  10:00 Uhr

Rücksprache mit dem Arzt halten

»In bestimmten Fällen können Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein, etwa bei Kindern mit Stoffwechselerkrankungen«, sagt Dr. Berthold Koletzko, Kinderarzt und Experte für Stoffwechsel und Ernährung am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München. Es gebe auch bestimmte Phasen im Wachstum, in denen es zu Lücken in der Nährstoffversorgung kommen könne, etwa bei Omega-3-Fettsäuren und Eisen. Idealerweise könnten diese aber durch eine jeweils frisch zubereitete, ausgewogene Ernährung ausgeglichen werden.

»Doch die Lebenswirklichkeit vieler Familien wird damit nicht immer getroffen«, sagt Koletzko. Oftmals bestimme Hektik den Alltag, eine gesunde Ernährung sei nicht immer gewährleistet, so der Kinderarzt. Trotzdem rät er davon ab, einfach Vitaminpräparate zu kaufen. »Man sollte zunächst immer Kinder- und Jugendärzte um Rat bitten«, so Koletzko.

Auch Anke Weißenborn empfiehlt, eine Diagnostik vom Arzt durchführen lassen und zu schauen, ob tatsächlich eine zusätzliche Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen angeraten ist. Vitaminpräparate könnten langfristig auch gesundheitliche Schäden anrichten, warnt sie. »Was über den normalen physiologischen Bedarf hinausgeht, kann für den Körper eine Belastung sein.«

Zu viel kann gefährlich werden

Vitamin D sei ein prominentes Beispiel dafür. »Seit Jahren wird immer wieder gesagt, wir seien unzureichend versorgt und sollten es zusätzlich einnehmen, um unser Immunsystem zu stärken.« Inzwischen seien Fälle bekannt, in denen Eltern ihren Kindern sehr viel höhere Dosen verabreicht hätten als empfohlen. »Das hat teilweise zu schweren Störungen der Nierenfunktion geführt«, so Weißenborn.

Auch bei anderen Präparaten könne es schnell zu Überdosierungen kommen, gerade wenn sie Süßigkeiten ähnelten. »Es sind keine harmlosen bunten Pillen und Gummibärchen, sondern da sind Stoffe enthalten, die einen gesundheitlichen Schaden hervorrufen können«, so die Expertin.

Ein weiteres Problem aus ihrer Sicht: »Zunehmend werden die Präparate von den Herstellern auch noch mit Pflanzenextrakten, Fettsäuren oder anderen Stoffen angereichert, die eine physiologische Wirkung haben. Es kann kaum noch jemand überschauen, welche Wirkungen und auch Wechselwirkungen diese Stoffe im Körper möglicherweise auslösen.«

Für Eltern sei es so gut wie unmöglich einzuschätzen, welche Dosierung die richtige sei, sagt Angela Clausen. »Die Prozentangaben auf den Verpackungen beispielsweise gelten nur für Erwachsene«, so die Expertin. Eine Untersuchung von 33 Produkten für Kinder habe in diesem Jahr gezeigt, dass in 13 Fällen sogar die Höchstmengenempfehlungen für Erwachsene erreicht oder überschritten wurden.

Es gebe europaweit keine Höchstmengen für den Zusatz von Mikronährstoffen oder sonstigen Stoffen zu Nahrungsergänzungsmitteln. »Das ist ein großes Problem«, so Clausen. Theoretisch könne jeder Hersteller so viel oder so wenig in seine Produkte packen, wie er möchte – vorausgesetzt, das Produkt ist sicher.

Das BfR hat Höchstmengenvorschläge für den Einsatz solcher Mikronährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln entwickelt, allerdings nur für Personen ab 15 Jahren. »Für Kinder haben wir keine Höchstmengenvorschläge abgeleitet, unter anderem auch, weil damit einer zusätzlichen Produktkategorie Vorschub geleistet worden wäre«, erklärt Anke Weißenborn. Diese habe sich allerdings trotzdem etabliert.

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