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Stevia und Co.

Sind Süßstoffe gesünder als Zucker?

Viele gesundheitsbewusste Menschen achten auf eine zuckerreduzierte Ernährung. Statt Mono- und Disacchariden wie Glucose, Fructose und dem »Haushaltszucker« Saccharose enthalten inzwischen viele Produkte natürliche oder künstlich hergestellte Süßungsmittel. »Gesünder machen diese Zuckeraustauschstoffe allerdings nicht unbedingt«, sagt Ingrid Töws vom Institut für Evidenz in der Medizin an der Universität Freiburg.
Judith Lorenz
03.01.2019  17:00 Uhr

Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Süßungsmitteln, die sich nicht nur geschmacklich, sondern auch im Hinblick auf die Verstoffwechslung im Organismus unterscheiden, berichtet die Forscherin im »British Medical Journal«. Immer wieder stehen sie im Verdacht, beispielsweise für Übergewicht, Diabetes oder sogar Krebs zu prädisponieren. Zusammen mit weiteren europäischen Kollegen hat sie daher untersucht, inwiefern normal- und übergewichtige Personen hinsichtlich verschiedener gesundheitlicher Parameter wie Körpergewicht, Blutzucker, Essverhalten, Blutdruck, Zahngesundheit, Krebsrisikos sowie weiterer Organerkrankungen von einem Ersatz der »herkömmlichen« Zucker durch natürlich vorkommende oder synthetische Alternativen wie Stevia und Cyclamat profitieren.

Nach systematischer Literaturrecherche unterzogen die Wissenschaftler 56 Studien einer Metaanalyse. Hierbei fanden sie jedoch weder bei erwachsenen Konsumenten noch bei Kindern überzeugende Beweise für eine eindeutig gesundheitsfördernde Wirkung der alternativen Süßstoffe im Vergleich zu herkömmlichem Zucker. So lässt sich beispielsweise eine Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Kindern und Erwachsenen nicht eindeutig belegen. Umgekehrt können die Forscher anhand der verfügbaren Literatur schädigende Effekte der chemischen Verbindungen nicht sicher ausschließen.

Angesichts der insgesamt schwachen Datenlage, so ihr Fazit, sind methodisch einwandfreie Studien mit ausreichend langer Beobachtungsdauer wünschenswert. Diese sollten die Auswirkungen verschiedener Dosen und Kombinationen von Zuckerersatzstoffen sowohl in der gesunden Bevölkerung als auch an erkrankten Personen und Schwangeren untersuchen.

 

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