Sicher verhüten ohne Hormone |
Carolin Lang |
08.02.2024 18:00 Uhr |
Barriere-Methoden verhindern, dass Spermien und Eizelle zusammentreffen. Am bekanntesten ist wohl das Kondom, dessen Nutzung parallel zum Rückgang hormoneller Verhütungsmethoden zunimmt. Da sie das sexuelle Empfinden beeinträchtigen können, werden sie nicht immer konsequent angewendet. Die Gebrauchssicherheit liegt laut Leitlinie bei 13. Ein wichtiger Zusatznutzen ist der Schutz vor STI.
Menschen, die mit Kondomen verhüten, sollten auf eine passende Größe, das Vorhandensein eines CE-Prüfzeichens sowie das Haltbarkeitsdatum achten. Wichtig ist, die Kondome vor Hitze und Sonne geschützt zu lagern und sie nicht ständig Druck und Reibung, zum Beispiel durch Lagerung im Portemonnaie, auszusetzen.
Es sollte kein Gleitgel in das Kondom appliziert werden, da dadurch die Gefahr steigt, dass es abrutscht. Gleitgele auf Wasser- oder Silikonöl-Basis können insbesondere bei trockener Vagina das Risiko reduzieren, dass das Kondom reißt. Achtung: Gleitgele sowie Vaginalia auf fettlöslicher Basis können Latex-Kondome schädigen. Bei Non-Latex-Kondomen ist das Risiko, dass das Kondom abrutscht oder reißt, generell höher.
Von Kondomen, die mit Nonoxynol-9 beschichtet sind, rät die Leitlinie klar ab. Ein zusätzlicher kontrazeptiver Schutz sei nicht belegt. Stattdessen gebe es »deutliche Hinweise«, dass das Spermizid die Vaginalhaut angreift, zu Erosionen führt und so das Risiko für eine STI-Übertragung erhöht. Es könnte bei Frauen außerdem das Risiko für Harnwegsinfekte erhöhen.
Weniger kontrazeptive Sicherheit als das Kondom für Männer bietet das Frauenkondom. Es kann bis zu acht Stunden vor dem Geschlechtsverkehr mit dem geschlossenen Ende in die Vagina eingelegt werden, ein offener Ring verbleibt auf der Vulva. Es wurde primär zum Schutz vor STI entwickelt, doch ist unklar, wie sich dieser verglichen mit dem Schutz durch Kondome für Männer verhält.
Die Leitlinie rät, immer das größtmögliche Diaphragma anzuwenden, das keine Beschwerden verursacht. / Foto: PantherMedia/Andriy Popov
Weitere Barriere-Methoden für Frauen sind das Diaphragma und die Portiokappe. Mit einem motilitätshemmenden oder spermiziden Gel angewendet, entsteht eine mechanisch-chemische Barriere vor dem Muttermund, die verhindert, dass Spermien in den Gebärmutterhals (Zervix) wandern.
Nach dem Geschlechtsverkehr sollte das Diaphragma nicht länger als 24 bis 30 Stunden und eine Kappe nicht länger als 48 Stunden in der Vagina verbleiben, beide aber mindestens sechs Stunden. Während der Menstruation sollten sie nicht angewendet werden.
Die Anwendung verlangt laut Leitlinie »etwas Übung« und setzt voraus, dass Anwenderinnen zur vaginalen Selbstuntersuchung bereit sind, die Zervix ertasten und den korrekten Sitz der Barriere überprüfen können. Eine geschulte Fachkraft sollte die Anwendung zunächst erklären, die richtige Größe und den adäquaten Sitz überprüfen und Kontrolluntersuchungen anbieten.
Die Datenlage zur kontrazeptiven Sicherheit ist insgesamt dünn, doch wird die der aktuell verfügbaren Portiokappe (in Deutschland außer Handel) als geringer beschrieben, insbesondere bei vorangegangenen Geburten. Unklar ist, wie effektiv die Nutzung ohne Gel verglichen zu der mit Gel ist. Die Leitlinie rät, ein Verhütungsgel anzuwenden, vorzugsweise auf Milchsäurebasis und nicht mit Nonoxynol-9. Es gibt keine zuverlässigen Belege, dass diese Verhütungsmethoden hinreichend vor STI schützen.