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Gesundheitswesen

»Service ist die Qualität von morgen«

Woran scheitert es, dass gute Geschäftsmodelle im Gesundheitswesen sich hierzulande nicht richtig etablieren? Diese Frage haben heute Experten auf dem Podium beim BMC-Kongress in Berlin diskutiert. Klar war, dass es in Zukunft stärker um Service gehen muss.
Jennifer Evans
22.01.2020  15:12 Uhr

Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) halten die Podiumsteilnehmer auf der einen Seite für eine Revolution für die Gesundheitsversorgung, auf der anderen Seite kann es ihrer Ansicht nach nur ein erster Schritt sein. Insbesondere einen wichtigen Aspekt vermisst Enrico Jentsch, Geschäftsführer und Chief Operating Officer bei der Klinikgruppe Helios: die sektorenübergreifende Zusammenarbeit. Aus seiner Sicht sind keine guten Geschäftsmodelle möglich, solange diese Grenzen bestehen. Denn es gehe heute darum, es dem Patienten so leicht wie möglich zu machen. »Service ist die Qualität von morgen«, betonte er. Für Start-ups ist es demnach schwer, technische Lösungen zu verkaufen, wenn sie nicht auf ein entsprechendes Netzwerk im Gesundheitswesen zurückgreifen können. In Jentschs Augen entstehen die Kosten unseres Gesundheitssystems vorrangig an den Sektorengrenzen. Überwinde man diese »sind auch Chroniker nicht mehr teuer«, sagt er. Er argumentiert unter anderem mit Zahlen aus Spanien, wo die Akteure stärker vernetzt sind. Demnach liegt dort die durchschnittliche Anzahl von Krankenhaustagen bei drei, während es in Deutschland mehr als fünf sind. Um Sektorengrenzen zu überwinden, müssten hierzulande allerdings die rechtlichen Regularien rund um den Datenschutz praxisnäher gestaltet werden, fordert er.

Für Inga Bergen, Geschäftsführerin beim Medizintechnikunternehmen Magnosco, sind die Datenschutzbedenken in Deutschland oft der Grund dafür, »dass Entscheidungen nicht getroffen werden«. Walter Oberhänsli, CEO und Mitbegründer der Zur Rose-Gruppe, geht noch weiter. Er hält Datenschutz sogar »für grundsätzlich überbewertet«. Für eine Differenzierung der Debatte zwischen persönlichen Patienteninformationen und der Auswertung großer anonymisierter Datenmengen wie etwa bei Abrechnungen plädiert hingegen Stephanie Kaiser, Gründerin und Geschäftsführerin von Heartbeat Labs. »Wir brauchen die Daten, um Geschäftsmodelle zu verbessern«, hebt sie hervor. Wichtig ist es in ihren Augen, digitale Produkte prinzipiell als »eine Verlängerung des Menschen« zu betrachten. Keine Maschine werde jemals menschliche Zuwendung ersetzen können, könne aber die Adhärenz einer Therapie steigern. Bergen hat den Eindruck, in Deutschland herrscht derzeit »eine Aufbruchsstimmung«. Die Akteure im Gesundheitswesen hätten den Willen, diese und andere Probleme zu lösen.

Reichweite kann eine Währung sein

Oberhänsli sieht künftige Geschäftsmodelle im Gesundheitswesen in Plattform- beziehungsweise Marktplatz-Lösungen. Insbesondere die Digitalisierung des Apothekenwesens ist »eine große Aufgabe«, sagt er. Wer das Establishment angreife, müsse mit Widerstand rechnen. Aber das Geschäftsmodell Apotheke müsse sich verändern. Er berichtete, die Zur Rose-Gruppe arbeite derzeit an einer Plattform, die Patienten relevante Apps »auf dem Silbertablett präsentiert«. Mit diesem Projekt gebe er unter anderem deshalb Gas, um sich das Geschäft nicht von anderen Global Playern aus der Hand nehmen zu lassen. »Unser großes Gespenst ist Amazon.« Oberhänslis Vision für die Zukunft ist ein »Healthcare Ecosystem« für ganz Europa, das gleichermaßen Patienten, Kunden und Ärzte nutzen können. Es soll demnach nicht nur ein Marktplatz für Arzneimittel sein, sondern auch digitale Lösungen wie Medikationsmanagement, Telemedizin und E-Rezept bereitstellen. Auch Versicherer, Hersteller und Apps sollen einbezogen sein. Für einen solchen Aufbau hält er die Zur Rose-Gruppe für geeignet, weil sie alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt: Reichweite, technische Kompetenz, Daten aus dem Gesundheitswesen sowie Branchenkenntnis.

Ein weiteres erfolgversprechendes Geschäftsmodell sieht Inga Bergen im Bereich Vertriebswege, in dem es dann nicht mehr um die Vermarkung einzelner Produkte geht, sondern um das Netzwerk – etwa von Ärzten. Perspektivisch kann sie sich vorstellen, dass »Reichweite eine Währung sein kann, die in Zukunft funktioniert«.

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