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Osteoporose

Sechs Tipps zur Frakturprophylaxe

Osteoporosepatienten sowie Menschen mit erhöhtem Osteoporoserisiko profitieren in hohem Maße von einer Beratung und Betreuung in der Apotheke. Es gibt nämlich etliche Stellschrauben, über die Betroffene Knochenschwund aktiv vorbeugen können.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 12.09.2023  18:00 Uhr

In Deutschland leben mehr als sechs Millionen Menschen mit der Diagnose Osteoporose. Dabei handelt es sich um eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine niedrige Knochenmasse und eine mikroarchitektonische Verschlechterung des Knochengewebes charakterisiert ist – so die Definition des Dachverbands Osteologie (DVO). Oft wird sie erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, im schlimmsten Fall beim ersten Knochenbruch.

Häufig mündet dieses Szenario in einem Teufelskreis. Die Betroffenen leiden unter teils starken Schmerzen und Immobilität; nicht selten sind sie pflegebedürftig. Die Schmerzen sowie die Furcht vor einem weiteren Bruch führen dazu, dass die Patienten sich schonen. Das wiederum fördert den weiteren Knochenabbau und erhöht das Frakturrisiko.

Der Prophylaxe von osteoporosebedingten Frakturen kommt daher eine große Bedeutung zu. Das Apothekenteam kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem es über Lebensstilfaktoren sowie knochengesunde Ernährung aufklärt und nicht zuletzt die Medikation im Blick hat. Denn auch etliche Arzneistoffe können die Knochen schädigen.

Tipp 1: Calciumreich ernähren

Die kürzlich aktualisierte S3-Leitlinie »Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose« der DVO empfiehlt für Osteoporosepatienten ohne spezifische medikamentöse Therapie eine Zufuhr von täglich 1000 mg Calcium, die nach Möglichkeit über die Ernährung erfolgen sollte. Besonders wertvoll im Sinn einer knochengesunden Ernährung sind Milchprodukte und Hartkäse. Weitere Calciumlieferanten sind frisches grünes Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder Kohl, Obst und Getreideprodukte. Auch Mineralwasser mit einem hohen Calciumgehalt trägt zu einer positiven Bilanz bei.

Zu meiden sind dagegen sogenannte Calciumräuber. Sie hemmen die Calciumeinlagerung in den Knochen, verringern die Resorption aus dem Darm und erhöhen den Abbau der Knochen. Spitzenreiter unter den Calciumräubern ist Phosphat, das sich unter anderem in Cola, Wurst- und Fleischwaren befindet. Koffein bewirkt eine gesteigerte Ausscheidung von Calcium über den Urin. Auch übermäßiger Alkoholkonsum kann das Osteoporoserisiko erhöhen.

Nur wenn die empfohlene Calciumzufuhr mit der Nahrung nicht erreicht wird, sollte der Leitlinie zufolge Calcium supplementiert werden. Standardmäßig empfohlen wird eine solche Supplementierung von täglich 1000 mg Calcium (und Vitamin D, siehe Tipp 2) für Osteoporosepatienten mit einer spezifischen medikamentösen Therapie. Hoch dosierte Einzelgaben seien hierbei nicht empfohlen, so die Autoren. Die beste Resorption kann mit Calciumcitrat erzielt werden, da diese Verbindung keine Magensäure benötigt. Zudem schützt es gegen die Bildung von Nierensteinen und beeinträchtigt nicht die Eisenresorption.


Zu einer knochengesunden Ernährung gehört auch ausreichend Eiweiß. Die aktualisierte Leitlinie empfiehlt neuerdings für Menschen mit erhöhtem Frakturrisiko ab dem Alter von 65 Jahren eine eiweißreiche Ernährung mit einer täglichen Aufnahme von mindestens 1,0 g Eiweiß/kg Körpergewicht/Tag.

Tipp 2: Auf ausreichend Vitamin D achten

Neben der Versorgung mit einer ausreichenden Menge an Calcium muss diese auch für Vitamin D sichergestellt sein. Täglich 800 Internationale Einheiten (IE) bis 1000 IE Vitamin D lautet die Empfehlung der Leitliniengruppe. Um diese Vitaminmenge selbst zu produzieren, wäre ein tägliches Sonnenbad von etwa 15 bis 30 Minuten nötig. Angesichts der heutigen Lebensverhältnisse und der Verwendung von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor sind ausreichende Spiegel des fettlöslichen Vitamins kaum zu erreichen. So empfiehlt auch die Leitlinie aufgrund der hohen Prävalenz suboptimaler Vitamin-D-Versorgung die Einnahme von 800 bis 1000 IE Vitamin D/Tag ohne weitere Kontrollen. Die Supplementierung sollte aber 2000 bis 4000 IE Cholecalciferol nicht überschreiten.

Auch andere Vitamine sind wichtig: Die Knochen müssen ausreichend mit Vitamin K und Vitamin B sowie Folsäure versorgt sein. Eine Empfehlung zur generellen Substitution bei Osteoporose spricht die Leitlinie nicht aus.

Tipp 3: In Bewegung kommen und bleiben

Ohne starke Muskeln keine starken Knochen: Fehlende körperliche Aktivität ist einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung einer Osteoporose. Ein optimales Training fördert nicht nur den Muskelaufbau, sondern beinhaltet auch Übungen für Gleichgewicht, Reaktion und Koordination. Wer körperlich fit ist und die Balance halten kann, vermeidet Stürze und damit verbundene Knochenbrüche. Auch Tanzen hat der Leitlinie zufolge einen nachweislich günstigen Effekt auf Balance und Stürze. Wichtig sei, dass jedwedes Training regelmäßig erfolge, so die Leitliniengruppe. Demnächst werde hierzu die S3-Leitlinie »Körperliches Training zur Frakturprophylaxe« fertiggestellt.

Tipp 4: Auf Nikotin verzichten

Rauchen verdoppelt das Osteoporoserisiko. Der genaue Mechanismus ist zwar unbekannt, bekannt ist aber, dass Nikotin die Estrogenproduktion hemmt, den Abbau des Hormons in der Leber fördert und ein früheres Eintreten der Menopause bewirkt. Zudem werden die Osteoblasten gehemmt. Schätzungen zufolge steigert Rauchen das Lebensrisiko für Oberschenkelfrakturen bei der Frau um 31 Prozent und beim Mann um 40 Prozent.

Tipp 5: Untergewicht vermeiden

Mehrere große Studien zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen niedrigem Körpergewicht und Osteoporose. Bei Untergewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI) < 20 kg/m2 ist das relative Risiko für Frakturen etwa zweifach erhöht. Schlanke Frauen nach den Wechseljahren sollten sich dieses zusätzlichen Risikos bewusst sein und rechtzeitig eine Risikoabschätzung für eine Osteoporose vornehmen lassen.

Tipp 6: Medikation überprüfen

Eine Vielzahl von Medikamenten greift als Nebenwirkung in den Knochenstoffwechsel ein und verursacht Knochenschwund, Mineralisationsstörungen bis hin zu Frakturen und Osteonekrosen. Zu den Klassikern gehören Glucocorticoide, wenn sie über längere Zeit gegeben werden. Etwa 50 Prozent der Patienten entwickeln unter einer mehrjährigen Steroidtherapie eine manifeste Osteoporose. Ungefährlich für die Knochen ist dagegen eine kurze lokale Anwendung der Cortisonderivate in Form von Salben oder Sprays.

Auch Protonenpumpenhemmer können das Risiko für eine Osteoporose und Knochenbrüche erhöhen. Dabei ist das Risiko für Frakturen unabhängig von der Dauer der Einnahme (weniger als ein Jahr gegenüber länger als drei Jahre), aber abhängig von der täglich eingenommenen Dosis: Je höher diese ist, desto höher ist das Risiko. Als Pathomechanismus wird eine Behinderung der Calciumaufnahme im Darm durch die verminderte Salzsäurebildung im Magen vermutet. In der Regel ist daher eine calciumreiche Kost zusammen mit Vitamin-D-Substitution als Gegenmaßnahme ausreichend.

Des Weiteren führt die Leitlinie Aromatasehemmer auf. Vor allem die nicht steroidalen Aromatasehemmer der dritten Generation wie Anastrozol und Letrozol besitzen ein hohes Osteoporoserisiko, bedingt durch eine ausgeprägte Senkung der Estrogenspiegel im Blut. Frauen mit Brustkrebs sollte daher mit Beginn einer Aromatasehemmer-Therapie eine osteologische Basisdiagnostik empfohlen werden.

Weitere in der Leitlinie gelistete knochenschädigende Medikamente sind unter anderem Sedativa, Glitazone, Antipsychotika und Opioide.

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