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Studie bestätigt

Schwere Covid-19-Verläufe bei Kindern extrem selten

Kinder und Jugendliche erleben im Fall einer Covid-19-Erkrankung in der Regel mildere Verläufe als Erwachsene, Todesfälle sind außerordentlich selten. Darauf weist eine britische Beobachtungsstudie hin.
Tanja Eckes
28.08.2020  13:00 Uhr

Wie gefährlich eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 für Kinder wirklich ist, darüber diskutieren Forscher vor allem mit Blick auf den Kindergarten- und Schulbetrieb seit Beginn der Pandemie.

Während nur 1 bis 2 Prozent aller globalen Covid-19-Erkankungen Kinder und Jugendliche betreffen und die Infektionen mehrheitlich harmlos verlaufen, ist bisher nicht genauer bekannt, welche Rolle das Lebensalter, die ethnische Herkunft und bestehende Vorerkrankungen beim Krankheitsgeschehen spielen. Eine laufende Beobachtungsstudie aus Großbritannien, gerade veröffentlicht im Fachjournal »British Medical Journal«, bringt dazu nun neue Erkenntnisse.

Im Rahmen der ISARIC WHO CCP-UK, einer prospektiven Kohortenstudie, die auf Daten aus insgesamt 260 Krankenhäusern in England, Wales und Schottland zurückgreift, zeigte sich: Bei einem Großteil der 651 Babys, Kindern und Teenager, die zwischen dem 17. Januar und dem 3. Juli 2020 aufgrund von Covid-19 behandelt wurden, traten zwar gängige Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Schwindel auf, häufig in Verbindung mit einem Symptomcluster aus Halsschmerzen, Hautausschlag und Magen-Darm-Beschwerden. Allerdings wurden schwere Verläufe und Todesfälle außerordentlich selten beobachtet. Die kindliche Todesrate lag bei nur 1 Prozent, im Vergleich zu 27 Prozent Letalität bezogen auf alle Altersgruppen. Jedes der sechs verstorbenen Kinder hatte eine Vorerkrankung.

Das Durchschnittsalter der Patienten wird mit 4,6 Jahren angegeben, mehrheitlich männlichen Geschlechts (56 Prozent) und heller Hautfarbe (57 Prozent). Bei mehr als der Hälfte der Kinder (58 Prozent) bestanden keine Komorbiditäten.

Ethnie scheint eine Rolle zu spielen

Über den Zeitraum der Datenerhebung wurden 116 der erkrankten Kinder (18 Prozent) auf der Intensivstation behandelt. Die Wahrscheinlichkeit einer kritischen Krankheitsentwicklung lag bei Säuglingen unter einem Monat, bei 10- bis 14-Jährigen und bei Kindern dunkler Hautfarbe höher. 

11 Prozent der beobachteten Kinder und Jugendlichen entwickelten laut WHO-Definition im Infektionsverlauf ein Multisystemisches Entzündungssyndrom (MIS-C). Sie waren im Durchschnitt älter (10,7 Jahre) und häufiger nicht kaukasischer ethnischer Herkunft. Diese Patientengruppe musste öfter intensivmedizinisch behandelt werden und zeigte zusätzliche Symptome, etwa Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen. Todesfälle kamen hier nicht vor.

Obwohl die Autoren selbst auf die begrenzte Aussagekraft einer reinen Beobachtungsstudie hinweisen, stehen mit dieser aktuellen Erhebung erstmals Daten zur Verfügung, die prospektiv und bei klinisch nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion an Kindern erhoben wurden. Die Tatsache, dass die Letalität bei nur 1 Prozent liegt, gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus was die Bedrohlichkeit der Viruserkrankung für Kinder betrifft. Allerdings scheint die Ethnie eine Rolle für das Risiko eines schweren Verlaufs zu spielen.

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