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Nahrungsergänzung

Schnellere Genesung nach Covid-19 durch Vitamin B3

Ein Gabe von hoch dosierten Nicotinamid (Vitamin B3) könnte Covid-19-Patienten künftig zu einer schnelleren Erholung verhelfen – das legt eine Studie aus Kiel nahe. Das Vitamin soll die Darmmikrobiota verbessern und den Vitaminmangel bei Patienten ausgleichen.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 12.05.2025  18:00 Uhr

Forschende des Exzellenzclusters Precision Medicine in Chronic Inflammation (PMI) am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, haben die Wirkung einer hoch dosierten Gabe von Nicotinamid (eine Form von Vitamin B3) auf die Verbesserung des Leistungsabfalls nach einer Covid-19-Erkrankung untersucht. Die Ergebnisse der randomisierten, placebokontrollierten COVit-2-Studie mit 900 Teilnehmenden wurden jetzt in der Fachzeitschrift »Nature Metabolism« veröffentlicht.

Nicotinamid ist ein zentraler Vorläufer für Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD+), das für den zellulären Energiestoffwechsel wichtig ist. NAD+ kann aus Nicotinamid oder aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt werden. Die Gabe von Vitamin B3 bei Coronavirus-Infektionen soll gleich zwei Effekte haben: Zum einen ist gerade bei Covid-19, aber auch anderen Infektionen, bekannt, dass das Virus das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringt und nützliche Bakterienarten reduziert. Die Gabe von Tryptophan und stärker noch von Nicotinamid konnte in präklinischen Studien das Gleichgewicht der Darmmikrobiota schützen. Gleichzeitig liegt im Körper ein erhöhter Bedarf an Energieträgern wie NAD+ vor, während Tryptophan verstärkt abgebaut wird.

Um beide Effekte hervorrufen zu können, kombinierte das Team in der Untersuchung herkömmliches Nicotinamid, das bereits im Magen und im Dünndarm resorbiert wird, mit einer speziellen, in Kiel entwickelten Tablette mit der Bezeichnung CICR-NAM (Controlled-Ileocolonic-Release Nicotinamide), die das Vitamin gezielt im letzten Abschnitt des Dünndarms und im Dickdarm freisetzt. Hier soll es das geschädigte Mikrobiom positiv beeinflussen.

Körperliche Leistungsfähigkeit kommt schneller zurück

An der doppelblinden Studie nahmen von April 2020 bis Januar 2021 insgesamt 900 Personen teil, die aktuell an einer SARS-CoV-2-Infektion mit milden bis moderaten Symptomen erkrankt waren. Sie wurden auf zwei Arme randomisiert: Eine Hälfte der Teilnehmer erhielt für vier Wochen täglich zwei Nicotinamid-Tabletten (je 500 mg CICR-NAM und herkömmliches Nicotinamid) oder identisch aussehende Placebotabletten. Die Patienten wurden in Telefoninterviews zu ihrem Krankheitsverlauf befragt und reichten regelmäßig Stuhlproben ein, aus denen die Zusammensetzung der Darmmikrobiota ermittelt wurde.

Das Ergebnis: Besonders bei Risikopersonen – etwa Raucherinnen und Rauchern oder Menschen mit Vorerkrankungen – stellte sich die körperliche Leistungsfähigkeit deutlich schneller wieder ein. »In der primären Analysepopulation von Teilnehmern mit Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf erholten sich 57,6  Prozent derjenigen, die Nicotinamid erhielten, und 42,6  Prozent der Placebogruppe bis zur zweiten Woche von ihrem Leistungsabfall«, heißt es in der Publikation. Zwei sekundäre Endpunkte (Erholung von Husten und Auflösung der Fatigue) wurden nicht erreicht.

Allerdings deutet sich eine Verbesserung beim Langzeitverlauf der Erkrankung an. Sechs Monate nach der SARS-CoV-2-Infektion zeigten diejenigen, die gut auf die Nicotinamid-Therapie angesprochen hatten, signifikant seltener typische Langzeitfolgen wie chronische Erschöpfung oder Konzentrationsprobleme als die Placebogruppe.

Die Forschenden konnten auch nachweisen, dass sich das Mikrobiom der mit Nicotinamid behandelten Patienten schneller normalisierte. Eine Art Notfallstoffwechsel des Mikrobioms, der normalerweise noch etwa zwei Wochen nach akutem Covid-19 zu beobachten sei, war bei den supplementierten Patienten nicht festzustellen, berichtet Professor Dr. Philip Rosenstiel, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie am UKSH, in der Mitteilung. »Die positive Beeinflussung des Mikrobioms hängt offenbar mit der schnelleren Erholung zusammen.«

Weitere Studien nötig

Die Grundlage für die Entwicklung wurde bereits vor mehr als einem Jahrzehnt gelegt. Damals zeigten Kieler Forschende in Zusammenarbeit mit dem heutigen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, dass ein Mangel an Nicotinamid Entzündungsprozesse im Darm verstärken kann. Das Exzellenzcluster plant mehrere Folgeprojekte dieser Studie, unter anderem die Testung der Nicotinamid-Gabe bei Long Covid und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Zudem seien weitere klinische Studien und mechanistische Untersuchungen erforderlich, um zwischen der herkömmlichen und der darmgerichteten Verabreichung zu unterscheiden und die klinische Wirksamkeit der beiden Applikationsarten zu klären. In einer Pilotstudie (COVit1) hatte die Gabe von herkömmlichem Nicotinamid ein vergleichbar gutes Ergebnis geliefert wie die kombinierte Gabe von CICR-NAM mit herkömmlichen Tabletten in der COVit2-Studie.

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