Schmerzattacken im Griff |
Christina Hohmann-Jeddi |
13.11.2024 18:00 Uhr |
Kraya sprach ein häufiges Problem bei der Akuttherapie an: den Wiederkehrkopfschmerz. Bei einem Teil der Migränepatienten verschwinde der Kopfschmerz nach Einnahme von Medikamenten zwar, setze aber nach Abklingen der Wirkung wieder ein. Gerade bei schnell wirksamen Triptanen sei dies häufig der Fall. Um den Wiederkehrkopfschmerz zu vermeiden, sollten Patienten gleichzeitig mit dem Triptan ein Analgetikum einnehmen, riet Kraya. Geeignet für die Kombination sei etwa Naproxen 500 mg, da die Substanz lang anhaltend wirke. Seine Erfahrung sei, dass eine Kombination einen stärkeren analgetischen Effekt habe als ein Triptan allein.
Was tun, wenn ein Triptan nicht wirkt? Kraya zufolge solle zunächst darauf hingewiesen werden, dass das Medikament möglichst früh (nach der Aura) und in ausreichend hoher Dosierung einzunehmen ist. Viele Patienten berichteten, zu Beginn der Beschwerden noch abzuwarten, ob sie sich tatsächlich zu einer Migräneattacke entwickelten, was die Wirksamkeit der Medikation herabsetze. Zum Teil kann auch ein Wechsel auf eine andere Substanz oder eine andere Applikationsweise sinnvoll sein. Aber auch hier sollte wieder jeweils zwei bis drei Attacken mit einer Substanz behandelt werden, um deren Wirksamkeit abschätzen zu können.
Ein relevantes Problem seien auch Erbrechen und Übelkeit, die bei einer Migräneattacke auftreten können und zum Teil auch die Wirkung der Akuttherapie reduzieren – wenn nämlich die Medikation erbrochen wird. Hier könne ein nasales oder subkutanes Triptan eine Option sein. Wichtig sei, dass die Akutmedikation nicht länger als drei Tage am Stück eingenommen werden sollte, da sonst das Risiko für einen Übergebrauchskopfschmerz steigt. Nach drei Tagen sollte die Therapie den Anfall beendet haben, sonst liegt ein Status migraenosus vor, der mit intravenöser Gabe von Metoclopramid, Lysin-Acetylsalicylat oder Prednison durchbrochen werden kann.
Aber auch Triptane wirkten nicht bei allen Patienten mit Migräne, betonte Kraya. Für diese Gruppe von etwa 13 Prozent der Patienten kämen neue Wirkstoffe wie die Ditane infrage. Mit Lasmiditan, ist seit vergangenem Jahr ein erster Vertreter verfügbar. Bei Ditanen handelt es sich um Agonisten am 5-HT1F-Rezeptor, wobei der genaue Wirkmechanismus unbekannt ist. Man vermutet neben der agonistischen Wirkung am genannten Rezeptor eine Verringerung der Freisetzung von Neuropeptiden und eine Hemmung von Schmerzwegen, einschließlich des Trigeminusnervs. Ein vasokonstriktorischer Effekt wie bei den Triptanen besteht nicht. Lasmiditan kann daher auch bei Patienten mit Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Vorgeschichte eingesetzt werden. Studien zufolge wirkt die Substanz auch bei einer verzögerten Einnahme (nach etwa vier Stunden) noch gut. Eine Einschränkung sollten Anwender kennen: »Für acht Stunden nach der Einnahme dürfen sie keinen Pkw führen oder Maschinen bedienen«, betonte Kraya.
Eine Besonderheit sei die menstruelle Migräne, wobei hier die rein menstruelle Migräne, die nur im Zusammenhang mit der Monatsblutung auftritt, von der menstruationsassoziierten Migräne zu unterscheiden ist. Bei Letzterer treten Attacken häufig ein bis zwei Tage vor oder an den ersten drei Tagen der Regelblutung auf, zusätzlich aber auch zu anderen Zeiten des Zyklus. Die Akuttherapie der Attacken unterscheidet sich nicht von anderen Migräneformen. Allerdings sei die Symptomatik bei der menstruellen und menstruationsassoziierten Migräne zum Teil schwerer und schlechter medikamentös zu beherrschen. Bei der menstruellen Migräne könne über eine Kurzzeitprophylaxe nachgedacht werden, bei der für wenige Tage vor Einsetzen der Regelblutung Naproxen eingenommen werde, so Kraya.